Hallo liebe E38-Gemeinde,
vor über einem Jahr schrieb ich
in diesem Thread über die LEDs meines Klimabedienteils, die manchmal beliebig anfingen zu blinken. Dazu hatte ich auch
ein kleines Video hochgeladen.
Kam dies anfangs nur bei warmem Wetter vor, so trat der Fehler immer häufiger auf. Auch war es in letzter Zeit nicht selten, dass die LED's stundenlang gar nicht mehr leuchteten. Die eigentliche Funktion des KBT war aber nicht beeinträchtigt. Ich konnte also weiterhin die Tasten drücken und alles reagierte wie's sollte.
Es waren nicht alle LEDs betroffen. So funktionierte beispielsweise die LED der Heckscheibenheizung weiterhin fehlerfrei. Wenn ich mich recht erinnere sind's alle grünen LEDs gewesen die hin und wieder spannen.
Siehe auch
diesen Beitrag.
So beschloss ich gestern der Sache auf den Grund zu gehen. Zum Ausbau des KBT gibt es bereits genügend Anleitungen, das willl ich hier nicht wiederholen. Ich entschied mich für die einfachste: Von vorne rausziehen. Das geht recht gut und, wenn man aufpasst, ganz ohne Schrammen über die Bühne. Kleiner Tipp, egal bei welcher Ausbaumethode: Zuerst das KBT in seinem Schacht ein paar Mal nach links und rechts schieben. Es hat etwa 1-2mm Spiel und durch das seitliche Verschieben hat man schon mal einen Teil der Reibung der 20 Jahre festsitzenden Federlaschen überwunden. Nach dem Rausziehen werden die Stecker (wie in den vielen Anleitungen gezeigt) abgezogen.
Zum Öffnen des KBT die Laschen rundherum vorsichtig anheben bzw. eindrücken wie auf den Fotos gezeigt. Bei mir musste zur Reparatur die Platine mit den Bedienelementen von der Frontplatte abgeschraubt werden. Dazu die Torx-Schrauben rausdrehen (siehe Foto). Auf keinen Fall die Blech-Laschen öffnen! Diese halten das Display und ein Öffnen könnte die berühmt-berüchtigten Pixelfehler zur Folge haben.
Anfangs dachte ich an eine schlechte Lötstelle, Wackler, was auch immer. Allerdings konnte ich bei leichtem Biegen der Leiterplatten und Drücken auf Stecker und Bauteile keinen Unterschied im Blinkverhalten feststellen.
Ab jetzt wird's ein bisschen elektronisch, aber keine Angst, sooo kompliziert ist es nicht. Ich möchte im folgenden nicht nur die Lösung
meines Problems aufzeigen sondern auch ein paar Details der Fehlersuche erwähnen. Bei anders gelagerten Fehlern mögen diese hilfreich sein:
- Die Anoden (Pluspole) der betroffenen LEDs sind alle zusammen geschaltet.
- Ihre Kathoden sind, über je einen Widerstand, mit je einem Pin des ICs 21 verbunden. IC21 ist ein 4794, ein Schieberegister mit LED-Ausgangstreiber.
- Die LED-Anoden werden über eine kleine Schaltung gespeist, die ihrerseits den Saft aus der +12V-Versorgung zieht.
Da nun alle LEDs im Gleichtakt blinken fallen mir bei dieser Schaltung spontan folgende Fehlerquellen ein:
- Fehler in der kleinen Schaltung die die LEDs mit Strom versorgt.
- (Masse)problem bei IC21 - das IC kann die LEDs nicht gen Masse ziehen.
- Fehler auf der seriellen Datenleitung die das Schieberegister mit der Ein/Aus-Bitfolge speist: ins IC21 würde immer der gleichen Datenwert ("Aus") hinein geschoben werden.
Ich entschied mich bei der einfachsten der möglichen Fehlerquellen anzufangen: Der LED-Versorgungsschaltung. Ich bin den Leiterbahnen gefolgt und konnte die kleine Schaltung dazu aufzeichnen (siehe Foto).
Kurze Erklärung:
- Die Schaltung hat zum Ziel, die LEDs mit konstanter Spannung zu versorgen.
- Die Spannung ist durch die beiden Zenerdioden vorgegeben.
- Eine der beiden Z-Dioden kann durch Transistor T10 überbrückt werden. So lassen sich zwei Helligkeitsstufen realisieren (wird beim Einschalten der Scheinwerfer umgeschaltet).
- Sind beide Z-Dioden aktiv so werden die LEDs mit ca 7V + 1,2V = 8,2V abzüglich der Basis-Emitter-Spannung von T9 versorgt, also ca. 8,2V - 0,7V = 7,5V
- Ist die untere Z-Diode überbrückt so sinkt die LED-Spannung auf ca. 6,3V.
Zum Messen lötet man sich am besten ein paar Drähte an, so wie auf dem Foto gezeigt. Bei Auftreten des Fehlers
- lagen die 5V- und 12V-Versorgungsspannungen korrekt an,
- hatten die Zenerdioden ihre korrekte Spannung,
- maß ich am Emitter von T9 Null Volt.
Dies legt nahe, dass der Fehler tatsächlich in dieser kleinen Schaltung zu suchen ist. Läge der Fehler am anderen Ende der Kette, würde also IC21 nicht nach Masse ziehen, so hätte ich am Emitter einen Wert von ca. 8V messen müssen. Das gleiche Messergebnis wäre bei einem Datenleitungsfehler zu beobachten gewesen.
Ein nochmaliger Versuch, durch Drücken auf die Bauteile der Schaltung vielleicht einen Lötfehler oder Leiterbahnenriss zu finden brachte nichts.
Nun kommen eigentlich nur noch 2 Bauteile für den Fehler in Frage: R16 und T9. Es ist zwar ungewohnt, dass die Bauteile so ein Verhalten an den Tag legen, aber sonst bleibt ja fast nichts mehr.
Ich wechselte einfach beide Bauteile miteinander um mir so einen weiteren Versuch am Auto zu ersparen für den Fall, dass ich auf das falsche Bauteil tippte. Das immer wieder Anschliessen im Auto und zum Messen krumm auf dem Sitz hängen macht dann doch nicht so viel Spass.
Da ich kein SMD-Sortiment zur Reparatur zu Hand hatte tauschte ich Widerstand und Transistor kurzerhand durch Teile "von früher" aus der Bastelkiste. Es ist dabei nicht so wichtig was man nimmt. Irgendein NPN-Transistor BC... tut's und beim Widerstand ist es auch recht egal ob's nun 820, 1000 oder 1200 Ohm sind.
Und am Ende... trara... funktioniert dann wieder alles - wie auf dem Foto zu sehen ist
Ich hoffe, diese kurze Anleitung hilft auch anderen bei der Suche nach KBT-Fehlern dieser Art.
PS: Spezial-Lötgerät ist nicht erfordert. Wie auf dem Foto zu sehen tut's ein uralter Ersa-30. Und wenn man schon dabei ist kann man sicherheitshalber noch schnell die Leistungs-ICs (die dickeren) nachlöten.