Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: 21.11.2002
Ort: bei Stuttgart
Fahrzeug: E38 750i Bj 1995, E46 320d Bj 2007, Camaro 6,2 Bj 2012
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steht auch bei Tipps & Tricks
Diverse Prüfmöglichkeiten an Schaltgetrieben um evtl. Probleme besser zu lokalisieren:
1. Geräusche
1.1. Motor läuft, Fahrzeug steht, Handbremse gezogen, Leerlauf geschaltet, Kupplung getreten; Geräusch da?
Wenn ja, definitiv Nichts aus dem Getriebe, da dieses komplett steht, könnte Ausrücklager sein
1.2. gleich wie 1.1. aber Kupplungspedal langsam loslassen und langsam wieder reintreten. Geräusch kommt beim Einkuppeln und geht beim Auskuppeln?
Wenn ja: Getriebe (Mahlen, Pfeifen) oder ZMS (Rasseln, Rattern, Klappern)
Wenn Geräusch unverändert: Kupplung (Rattern) oder Ausrücklager (Mahlen)
Wenn umgekehrt (Geräusch kommt beim Auskuppeln und verschwindet beim Einkuppeln): Ausrücklager (Mahlen)
1.3. Gang 1 Schalten und losfahren. Geräusch (Pfeifen, Heulen, Mahlen) läuft mit der Fahrgeschwindigkeit bzw. Motordrehzahlmit? Wenn ja: Gang 5 (bei 6Gang-Getriebe, bei 5 Gang-Getriebe 4.Gang nehmen) schalten und langsam hochbeschleunigen. Geräuschverhalten gleich? Wenn in Abhängigkeit der Motordrehzahl: Getriebegeräusch, wenn in Abhängigkeit Fahrgeschwindigkeit: Hinterachsgeräusch, Geräusch von Kardanwelle (Mittellager) oder von den Achswellen und/oder Radnaben). Wichtig dabei: Geräusch muss in Lautstärke und Frequenz (Heulen etc) bei beiden Teilprüfungen identisch sein, sonst gibt’s mehrere Geräuschquellen. Generell werden Getriebegeräusche heller (gehen zu höherer Frequenz) wenn die Drehzahlen ansteigen (egal, ob Hinterachsgetriebe oder Schaltgetriebe), bei Lagern ist’s genauso.
1.4: Ist Geräusch nur in einem bestimmten geschaltetenGang laut, in den anderen Gängen leiser? Wenn ja: dann liegt’s Problem an der Gangverzahnung des lautesten Ganges.
1.5: Ist das Geräusch immer direkt abhängig von der Motordrehzahl egal, welcher Gang geschaltet ist?
Wenn ja: dann liegt’s an der Antriebswellenverzahnung
1.6. kracht’s bzw. kratzt’s beim Schalten? Nur in einem Gang? Wenn ja: dann ist die Synchronisierung dieses Ganges verschlissen
1.7. kracht’s beim Schalten in mehreren Gängen? Wenn ja: deutet auf Kupplungsprobleme hin (nicht richtig bedient, Druckplattenfedern ermüdet, nicht richtig entlüftet, Dampfblasenbildung im Hydrauliksystem, trennt aus anderen Gründen nicht richtig), dazu folgende Prüfungen:
1.7.1. konzentriertes Auskuppeln bis Endanschlag des Pedals am Bodenblech.
Problem verschwunden? Wenn ja: jetzt trennt die Kupplung richtig, vorher also Bedienungsfehler oder Seilzugsystem der Kupplung hat sich gelängt oder Pedalhebellagerung ist ausgeschlagen oder Kupplungsmechanik ist ausgeschlagen.
Problem nicht verschwunden? Kupplung trennt von sich aus nicht richtig, mögliche Gründe:
Abhubfedern der Druckplatte verbogen (verschlissen), Spiel von Kupplungs-Mitnehmerscheibe auf Getriebeeingangswelle zu gross (Scheibe kippt und liegt an), Dampfblasenbildung im Hydrauliksystem, Seilzugsystem extrem gelängt.
Hierzu folgede weiterführende Prüfung:
Fahrzeug steht, Motor läuft, Handbremse angezogen, vor dem Auto hat’s mind. 5m Platz und da steht niemand! Motorhaube zu, damit freie Sicht! Kupplung treten und 1.Gang einlegen. 1.Gang wieder gaaanz langsam rausnehmen, dabei Kupplung langsam einkuppeln. Ziel der Übung: Sie müssen den Punkt am Schaltweg finden, wo es deutlich kracht, dieser Punkt ist etwa 2....3cm von der Leerlaufstellung entfernt. Jetzt können Sie mit dem Gaspedal das Krachen beeinflussen, die Kupplung muss jetzt zu sein. Keine Panik, es dauert gewiss eine Weile, bis das geglückt ist, Sie werden den Motor sicher ein paar Mal abwürgen. Das ist auch der Grund, warum vor dem Auto niemand stehen darf....
Wenn Sie den Punkt haben: Motor in Leerlaufdrehzahl stehen lassen, dann Kupplung schnell treten; wie lange dauert’s, bis Krachen aufhört? Kürzer als 3 Sekunden? Wenn ja: Kupplung ist ok bzw. trennt sauber. Wenn länger als 4 sec: Kupplungsproblem (s.o.)
2. Schaltprobleme
Dazu Erklärung des Schaltablaufs am Beispiel einer Schaltung Gang 1 nach Gang 2:
a) Gang 1 ist drin (Schalthebel steht vorne)
b) Auskuppeln (Kupplungspedal treten)
c) Schalthebel bewegen (ziehen), sodass Gang 1 Richtung Leerlauf bewegt wird: am Anfang der Bewegung gibt’s einen kleinen Kraftaufwand, danach müsste es bis Leerlauf recht leicht gehen
d) Jetzt wird in Richtung Gang 2 bewegt (gezogen), zuerst geht’s recht leicht (ca. 1cm am Schalthebel)
e) Dann steigt die Kraft an, der Schalthebel bleibt kurz stehen (wenn nicht: Sie sind Bodybuilder und zerstören das Getriebe, oder die Synchronisierung ist schon fast am Ende), dieses ist der Synchronpunkt und normal, Gleichlauf von Zahnrädern im Getriebeinnern wird erzeugt
f) Wenn Gleichlauf erzeugt ist (man sagt: es ist synchronisiert), dann geht’s weiter rückwärts in Richtung Endanschlag von Gang 2, Kraftaufwand erst mal gering (noch mal ca. 1cm)
g) Jetzt kommt ein zweiter Kraftanstieg, der ist normal wenn diese Kraft kleiner als die von e) ist (man nennt diesen Kraftanstieg „2.Druckpunkt“), dieser ist ca. 2cm vor Endanschlag
h) Nach Überwindung des 2.Druckpunktes geht die Kraft wieder nach unten um dann nach weiteren ca. 2cm extrem anzusteigen: jetzt ist der Endanschlag erreicht, der Gang ist drin; weiter geht’s nicht! Oder Sie sind der Bodybuilder von e) und ziehen das Teil bis zur Rückbank: Dann ist Ihnen nicht zu helfen, kaufen Sie ein Automatik-Auto
2.1. Schaltung eigentlich normal, aber neuerdings dauert Punkt e) länger wie gewohnt trotz gleichem Kraftaufwand?
Wenn ja: deutet auf einen kommenden Getriebeschaden an der Synchronisierung des betreffenden Ganges hin.
Wenn ja bei mehreren Gängen: könnte ein sich ankündigendes Kupplugsproblem sein, Prüfung nach 1.7.1. durchführen
2.2. Schaltung eigentlich normal, aber neuerdings erheblicher Kraftaufwand am zweiten Druckpunkt (g)?
Wenn ja: deutet auch auf eine gefressene Synchroneinheit hin.
Wenn ja bei mehreren Gängen: siehe 2.1
2.3. Schaltung von Anfang an druckpunktbehaftet, mehrere Kraftpeaks bis Gang endlich drin? Einfach nur lästig? Spüren Sie Rauhigkeiten und Zähigkeiten während des Schaltvorganges?
Wenn ja: Sie schalten etwas zu langsam, gewöhnen Sie sich etwas höhere Schaltkräfte an.
Oder: Generelle Unsauberkeiten deuten auf nicht erreichte Entwicklungs- und/oder Qualitätsziele hin.
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