Kategorie: Formel1 20.09.2008
F1: GP Singapur 2008 - Vorschau
Das erste Formel 1 Nachtrennen überhaupt
München/Hinwil, 19. September 2008. Wenn es am Wochenende des 26. bis
28. September Nacht wird in Singapur, geht es rund: Die Formel 1 trägt das erste
Nachtrennen der Geschichte aus. Für den 15. von 18 WM-Läufen der Saison 2008
wird ein gut fünf Kilometer langer Stadtkurs in der asiatischen Hafenmetropole
unter Flutlicht gesetzt.
Kunstlicht ist ein beherrschendes Thema im Vorfeld des Großen Preises von
Singapur, und so ist die Illumination der deutschen Künstler Friedrich Förster
und Sabine Weißinger, besser bekannt als „Casa Magica“, überaus passend. Credit
Suisse präsentiert auf der Fassade des Meritus Marina Hotels Impressionen der
Partnerschaft und Parallelen zwischen der Arbeit des renommierten Schweizer
Finanzinstituts und dem BMW Sauber F1 Team. Die Projektion erstrahlt vom 25. bis
zum 28. September von Sonnenuntergang bis Mitternacht.
Für die technische Vorbereitung auf den neuen Stadtkurs spielt die Austragung
bei Nacht indes praktisch keine Rolle. Das BMW Sauber F1 Team hat sich für
seinen 50. Grand Prix mittels seiner Simulationswerkzeuge genauso vorbereitet
wie erst kürzlich auf den neuen Stadtkurs von Valencia. Auf Basis der
Streckendaten wurde die voraussichtliche Ideallinie errechnet. In verschiedenen
Fahrzeugkonfigurationen wurden Rundenzeiten simuliert. Für die mechanische
Abstimmung wurden die Gewichtsverteilung sowie die Feder- und Dämpferkennung
bestimmt. Anhand der errechneten Geschwindigkeiten hat das Team die
Getriebeübersetzung festgelegt und unter Berücksichtigung von Abtriebsniveau und
Streckencharakteristik den Belastungsgrad der Bremsen ermittelt, um das Material
und die erforderliche Bremsbelüftung zu definieren. Bis zum ersten Fahreinsatz
ungeklärt bleibt zwangsläufig die Frage nach dem Grip der Asphaltoberfläche und
dem Reifenverschleiß.
Einfach zu ignorieren, ob es gerade hell oder dunkel ist, empfiehlt sich für
den Biorhythmus des gesamten aus Europa anreisenden Formel-1-Trosses.
Gefrühstückt wird dann, wenn in Singapur das Mittagessen schon vorbei ist,
gefahren wird am Abend, gearbeitet bis in die frühen Morgenstunden.
Stimmen zum GP Singapur
Nick
Heidfeld:
„Alle sind extrem gespannt auf den Großen Preis von Singapur. Erstens, weil
wir es mit einer neuen Rennstrecke zu tun haben, zweitens, weil es ein Stadtkurs
ist, und drittens natürlich, weil wir nachts fahren werden. Mit dem Flutlicht
soll es zwar taghell sein, aber wie die Lichtbedingungen im Formel-1-Tempo
wirken, das hat eben einfach noch keiner ausprobiert. Ich hätte es begrüßt, wenn
es eine Testchance gegeben hätte, zumal im Regen. Regen in Kombination mit dem
Kunstlicht ist für mich die größte Unbekannte bei diesem Rennen. Das Klima
dürfte ähnlich sein wie nebenan in Kuala Lumpur, und da regnet es
erfahrungsgemäß häufig, vor allem am frühen Abend.
Die Idee, ein Nachtrennen zu veranstalten, finde ich prinzipiell super. Ich bin
eher Nachtmensch, gehe gern spät schlafen und stehe ungern früh auf. Von daher
wird mir der Rhythmus dieses Rennwochenendes entgegenkommen. Man muss sich
darauf einstellen. Es ist wichtig, zur richtigen Zeit zu essen und zu schlafen,
um topfit zu sein, wenn man gefordert ist. Wir werden vermutlich nicht allzu
viel Freizeit haben, aber da das Rennen mitten in der Stadt ausgetragen wird,
werden wir schon einiges mitbekommen und die Atmosphäre spüren. Ich war noch nie
in Singapur, wenn man von Aufenthalten am Flughafen einmal absieht, und erwarte
eine pulsierende und interessante asiatische Metropole.“
Robert
Kubica:
„Ich freue mich auf Singapur, denn das Rennen wird der zweite neue Grand Prix
der Saison. Es ist immer interessant, auf neuen Strecken zu fahren, und ich bin
unheimlich gespannt. Darüber hinaus bin ich extrem froh, auf einem weiteren
Stadtkurs zu fahren, denn ich bin ein großer Fan von Stadtkursen. Viele Menschen
finden es interessant, dass das Rennen ein Nachtrennen ist. Aus der
Fahrerperspektive jedoch erwarte ich keinen großen Unterschied, ob wir nun
nachts oder tagsüber fahren. Die Wetterbedingungen und die damit verbundene
Lichtsituation werfen noch einige Fragen auf. Ich bin jedoch sicher, dass die
FIA alles dafür getan hat, um das Rennen sicher zu machen.“
Mario
Theissen, BMW Motorsport Direktor:
„Singapur ist in dieser Saison nach Valencia die zweite Unbekannte im
Kalender. Beides sind Stadtrennen, doch in Singapur wird darüber hinaus noch bei
Nacht gefahren. Und das in einer Metropole Asiens vor großer Kulisse. Dies wird
für zusätzliche Attraktivität und Spannung sorgen. Man braucht sich nur die
spezielle Atmosphäre eines Fußballspiels unter Flutlicht anzusehen: Die Umgebung
tritt in den Hintergrund, das eigentliche Geschehen rückt ins Zentrum. Die
Premiere in Singapur wird nach meiner Erwartung der Saison-Höhepunkt.
Bei einem Treffen der Teammanager in Singapur wurde die Strecke besichtigt
und die Beleuchtungsanlage vorgeführt. Der Eindruck: Es wird zwar bei Nacht
gefahren, doch es wird taghell sein. Offen ist allein die Frage, ob bei Regen
Lichtreflektionen von der nassen Fahrbahn ausgehen. Das werden auch wir erst
wissen, wenn der Fall eintritt.
Wir freuen uns sehr auf ein weiteres Rennen in einer boomenden Region. Die
Vielfalt von Rennstrecken, auf denen die Königsklasse in diesem Jahr im Einsatz
ist, halte ich für richtig und sinnvoll - und vor allem für sehr attraktiv für
die Zuschauer. Das Gesamtpaket ist die wohl spektakulärste Streckenmischung, die
es in der Formel 1 je gab.
Nick und Robert haben zuletzt beim Doppelpack in Spa und Monza nicht nur
unser diesjähriges Konto auf zehn Podestplätze aufgestockt, sondern wir haben
auch 21 Punkte gesammelt – so viele wie kein anderes Team. Diesem guten
Abschneiden bei den beiden letzten Europa-Rennen des Jahres wollen wir ein
starkes Saisonfinale folgen lassen.“
Willy
Rampf, Technischer Direktor:
„Aus Sicht der Zuschauer wird der Große Preis von Singapur, das erste
Nachtrennen in der Geschichte der Formel 1, ein Highlight im Wortsinne. Die
Strecke hat zahlreiche 90-Grad-Kurven im Geschwindigkeitsbereich um 100 km/h,
weshalb die Traktion oberste Priorität genießt. Das Abtriebsniveau ist hoch,
vergleichbar mit jenem in Monaco. Die größte Unbekannte ist derzeit noch der
Fahrbahnbelag. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss wird die fehlende
Sonneneinstrahlung haben, werden doch die Asphalttemperaturen niedriger sein als
bei anderen Rennen in diesen Breiten. Das gilt es bei der Abstimmung der Autos
zu berücksichtigen.
Weil die Strecke für alle neu ist, werden wir uns ganz auf unsere Simulation
verlassen, die sich in der Vergangenheit sehr gut bewährt hat. Die
ungewöhnlichen Arbeitszeiten werden allen Beteiligten bestimmt einiges
abverlangen und zugleich eine interessante Erfahrung. Wir haben in Jerez einige
neue Aerodynamik-Teile getestet, die wir in Singapur einsetzen werden. Ich bin
zuversichtlich, dass wir unsere positive Serie der vergangenen Rennen fortsetzen
können und freue mich auf diese neue Herausforderung.“
Zahlen und Fakten:
Strecke/Datum |
Singapur/28. September 2008 |
Startzeit (lokal/UTC) |
20:00 Uhr/12:00 Uhr (14:00 Uhr
in Zentraleuropa) |
Runde/Renndistanz |
5,067 km/309,087 km (61 Runden) |
Fahrer |
Nick Heidfeld |
Robert Kubica |
Geburtstag |
10.05.1977 |
07.12.1984 |
Geburtsort |
Mönchengladbach/Deutschland |
Krakau/Polen |
Nationalität |
Deutscher |
Pole |
Wohnort |
Stäfa, Schweiz |
Monaco |
Familienstand |
Lebensgefährtin
Patricia Papen, Tochter Juni, Sohn Joda |
Ledig |
Größe |
1,67 m |
1,84 m |
Gewicht |
61 kg |
69 kg |
F1-Debüt |
2000, Melbourne |
2006, Budapest |
GP gestartet |
148 |
36 |
Polepositions |
1 |
1 |
Siege |
- |
1 |
Podiumsplätze |
11 |
7 |
Schnellste Runden |
2 |
- |
Bester WM-Platz |
5. (2007) |
6. (2007) |
WM Punkte total |
193 |
109 |
WM Punkte 2008 |
53 (Platz 5) |
64 (Platz 3) |
Saison 2008 |
Nick Heidfeld |
Robert Kubica |
|
Qualifying |
Rennen |
Punkte |
Qualifying |
Rennen |
Punkte |
GP Australien |
5. |
2. |
8 |
2. |
Ausfall |
- |
GP Malaysia |
7. (Grid 5) |
6. |
3 |
6. (Grid 4) |
2. |
8 |
GP Bahrain |
6. |
4. |
5 |
1. |
3. |
6 |
GP Spanien |
9. |
9. |
- |
4. |
4. |
5 |
GP Türkei |
9. |
5. |
4 |
5. |
4. |
5 |
GP Monaco |
13. (Grid 12) |
14. |
- |
5. |
2. |
8 |
GP Kanada |
8. |
2. |
8 |
2. |
1. |
10 |
GP Frankreich |
12. (Grid 11) |
13. |
- |
7. (Grid 5) |
5. |
4 |
GP Großbritannien |
5. |
2. |
8 |
10. |
Ausfall |
- |
GP Deutschland |
12. |
4. |
5 |
7. |
7. |
2 |
GP Ungarn |
16. (Grid 15) |
10. |
- |
4. |
8. |
1 |
GP Europa |
8. |
9. |
- |
3. |
3. |
6 |
GP Europa |
5. |
2. (Grid 3) |
8 |
8. |
6. |
3 |
GP Italien |
10. |
5. |
4 |
11. |
3. |
6 |
BMW Sauber F1
Team |
Gründung |
01.01.2006 |
|
München (DE) und Hinwil (CH) |
F1-Debüt |
2006, Melbourne |
GP gestartet |
49 |
Polepositions |
1 |
Siege |
1 |
Podiumsplätze |
14 (6x3./7x2./1x1) |
Schnellste Runden |
2 |
WM-Platzierungen |
5. (2006), 36 Punkte
2. (2007), 101 Punkte
3. (2008), 117 Punkte nach 14 GP |
Historie und Hintergrund:
Die
ersten Aufzeichnungen zur Geschichte Singapurs sind chinesische Schriften aus
dem dritten Jahrhundert. Die Entwicklung des modernen Stadtstaates begann 1819,
als Sir Thomas Stamford Raffles dort im Namen der britischen ostindischen
Handelskompanie die erste Niederlassung gründete. 1824 hatte die Kompanie die
gesamte Insel vereinnahmt, die sie dem Sultan von Johor abgekauft hatte. 1867
wurde Singapur britische Kronkolonie. Von 1942 bis 1945 war Singapur in Folge
eines erfolgreichen Angriffes der Japaner unter deren Herrschaft, danach wurde
es wieder an die Briten zurückgegeben. Seit dem 1. September 1963 ist Singapur
unabhängig und wurde Mitglied einer Föderation mit Malaya, Sabah und Sarawak.
Nach massiven Unruhen wurde Singapur aus diesem Verband ausgeschlossen und ist
seit 1965 selbstständig.
Die überlieferte Geschichte über den Namen des Staates ist hingegen alles
andere als kampfbetont: Er stammt aus dem Sanskrit und setzt sich zusammen aus
Singha (Löwe) und Pura (Stadt). Gemäß der Legende begegnete ein hinduistischer
Prinz einst einem Löwen im dichten Dschungel. Ein gegenseitiger Blick in die
Augen verhinderte einen Kampf – der Prinz ließ sein Schwert sinken, der Löwe zog
sich zurück.
Kritiker stören sich an den autoritären Kontrollmechanismen und extrem harten
Strafen im Staat Singapur, Befürworter loben Sauberkeit sowie geringe Korruption
und Kriminalität. Das Staatsgebiet erstreckt sich derzeit über rund 700
Quadratkilometer und wird mittels Landgewinnung weiter wachsen. Derzeit leben
mehr als viereinhalb Millionen Menschen im Inselstaat. Es gibt vier
Amtssprachen: Malaiisch, Chinesisch, Tamilisch und Englisch.
Die wirtschaftliche Bedeutung Singapurs begründet sich traditionell im Hafen,
der einer der größten und modernsten Umschlagsplätze der Welt ist, sowie im
Finanzwesen.
Quelle: BMW Presse-Mitteilung vom 19.09.2008
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