Kategorie: Formel1 25.10.2006
Die F1-Saison 2006 im Rückblick. Auf dem richtigen Weg.
München/Hinwil, 22. Oktober 2006. Auf den Tag genau 16 Monate nach der
Verkündung der Neuausrichtung des Formel-1-Projekts – am 22. Juni 2005 hatte BMW
in München den Erwerb der Mehrheitsanteile an Sauber bekannt gegeben – ist die
erste Saison mit einem von BMW geführten Team bereits Geschichte: Das neue BMW
Sauber F1 Team kann ein positives Fazit seines Debütjahres in der Königsklasse
des Motorsports ziehen.
Das Fahrerteam zum Saisonende 2006 wird auch im Jahr 2007 für Sauber BMW an
den Start gehen: Nick Heidfeld, Motorsportdirektor Mario Theissen, Sebastian
Vettel und Robert Kubica
In der Konstrukteurswertung belegte die deutsch-schweizerische Mannschaft
Platz fünf. Im Zweikampf mit Toyota setzte sich das BMW Sauber F1 Team knapp 36
: 35 durch. Der Mönchengladbacher Nick Heidfeld fuhr in den 18 Saisonrennen zehn
Mal in die Punkteränge, sammelte 23 Zähler und belegte in der Fahrerwertung
Platz neun. Der Pole Robert Kubica, der ab dem 13. Saisonrennen den Kanadier
Jacques Villeneuve (7 Punkte) ersetzt hatte, steuerte 6 Punkte bei und kam am
Ende auf Platz 16. Heidfeld sorgte in Budapest als Dritter für den ersten
Podiumsplatz, Kubica wurde in Monza in seinem erst dritten Formel-1-Rennen
ebenfalls Dritter.
Insgesamt schafften die Fahrer des BMW Sauber F1 Teams 19 Mal den Sprung in
den dritten Durchgang des Qualifyings. Zusammen qualifizierten sich die Piloten
sieben Mal in den Top-Ten.
Entsprechend positiv fällt das Fazit von BMW Motorsport Direktor Mario
Theissen aus: „Das ist insgesamt mehr, als die Fachwelt einem neu aufgestellten
Team zugetraut hat. Aber viel wichtiger ist die Tatsache, dass wir uns in der
Saison kontinuierlich steigern und an die Konkurrenz heranpirschen konnten.
Allmählich wird auf der Grand-Prix-Bühne sichtbar, wie intensiv und zielstrebig
hinter den Kulissen gearbeitet wird.“
Noch 2005 wurde ein Auto für die Wintertests entwickelt. Es wurden starke
Partner an Bord geholt. Seit Saisonbeginn läuft der Windkanal im
Zwei-Schicht-Betrieb. Ende Oktober, schneller als erwartet, folgt die Umstellung
auf drei Schichten. Der Ausbau der Teambasis in Hinwil schreitet voran.
Von den 150 geplanten neuen Stellen sind bereits zwei Drittel besetzt. Mit
dem Neubau in der Schweiz wurde begonnen, Ende 2007 erfolgt die Fertigstellung.
Dann wird auch die zweijährige Aufbauzeit beendet sein und das Team die volle
Schlagkraft erreicht haben. Die Basis für eine erfolgreiche Zukunft ist gelegt.
Theissen ist überzeugt: „Wir sind auf einem guten Weg.“
Interview mit BMW Motorsport Direktor Mario Theissen.
BMW Motorsport Direktor Mario Theissen: „Wir haben mit dem Erreichten unsere
Erwartungen übertroffen. Wir haben es in unserem ersten Jahr
bereits zwei Mal aufs Podium geschafft, das war nicht unbedingt zu erwarten.
Aber viel wichtiger ist die Tatsache, dass wir uns im Laufe der Saison
kontinuierlich gesteigert haben. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Aber zufrieden sind wir erst, wenn wir die Lücke zur Spitze
geschlossen haben.“
- Was waren für Sie Highlights?
Theissen: „Wir haben viel auf den Weg gebracht. Wir haben schon im vergangenen
Jahr ein Auto für die Wintertests auf die Beine gestellt, wir haben die
Personalstärke erhöht und den Windkanal auf Zwei-Schicht-Betrieb umgestellt.
Jetzt stellen wir schneller als erwartet schon Ende Oktober auf
Drei-Schicht-Betrieb um. Das sind Maßnahmen, hinter denen großer Arbeitseinsatz
steckt. Für die Öffentlichkeit sichtbar waren andere Höhepunkte. Natürlich vor
allem die Podiumsplatzierungen. Was mich aber noch mehr
freut, ist, dass das Team im neuen Verbund erstmals während einer Saison im
Vergleich zur Konkurrenz stärker wurde, anstatt abzufallen. Das ist das
beste Signal dafür, dass alle vorher genannten Maßnahmen anschlagen.“
Theissen: „Die gab es in den Rennen, in denen wir mit sehr guten Aussichten an
den Start gegangen sind und dann durch Kollisionen aus dem Rennen geworfen
wurden. Das war in Indianapolis, Istanbul und Shanghai der Fall und hat uns eine
Menge Punkte gekostet. Natürlich ist es auch nicht erfreulich, wenn man durch
Technikdefekte ausfällt oder das Auto auf einer Strecke einfach nicht schnell
genug ist. Das verbuchen wir allerdings unter der Rubrik Fehler, aus denen man
lernen und Hinweise für die Weiterentwicklung
ziehen kann.“
- Wo lagen die Stärken des Teams?
Theissen: „Die sehe ich in mehreren Bereichen. Zunächst war noch
2005 das Management gefordert, einen Generalplan für die nächsten Jahre
aufzustellen. Über den Winter ist es uns gelungen, starke Partner zu gewinnen,
die dem jungen Team den nötigen Know-how- und Budget-Background geben. Im Laufe
der Saison hat sich ein sehr viel versprechendes
Fahrerteam zusammen gefunden. Schließlich konnte man die ersten
Früchte der Arbeit, die ein Jahr zuvor hinter den Kulissen begonnen hatte,
auf der Rennbühne an den Ergebnissen ablesen.“
- Und wo muss nachgebessert werden?
Theissen: „Wir befinden uns erst in der Mitte eines zweijährigen Aufbauplans,
dessen Ziel es ist, die Schlagkraft der Topteams zu erreichen.
Momentan sind wir auf der Entwicklungsseite noch nicht auf diesem Niveau. Das
gilt sowohl für die Entwicklungsgeschwindigkeit als auch für die Zahl
der Projekte. Mit dem kompletten Ausbau des Teams und der Fabrik werden wir
diese Lücke bis Ende 2007 geschlossen haben.“
- Haben Sie je an der Entscheidung, dieses Team zu gründen, gezweifelt?
Theissen: „Nein.“
- Wie weit ist der Neubau in Hinwil?
Theissen: „Derzeit befindet sich zwischen der bestehenden Fabrik und
dem Windkanal ein großes Loch. Mit dem Neubau wird in den nächsten Wochen
begonnen. Bis Ende 2007 soll er bezogen sein.“
- Wie viele neue Mitarbeiter sind an Bord – und wie viel fehlen noch?
Theissen: „Wir haben bereits 100 der vorgesehenen 150 neuen Mitarbeiter ins Team
integrieren können und liegen damit im Plan.“
- Seit wann wird am BMW Sauber F1.07
gearbeitet?
Theissen: „Die ersten Ideen wurden im Mai 2006 konzipiert. Seit August
konzentriert sich die Aerodynamikabteilung in Hinwil auf die Arbeit am
nächstjährigen F1.07. Im September begann dort die Hauptarbeit in der
Konstruktionsabteilung.“
- Wie beurteilen Sie den Umstieg auf V8-Motoren nach einer Saison?
Theissen: „Die Vorlaufzeit für die Umstellung war zu kurz. Alle Hersteller haben
in der ersten Saisonhälfte mit Zuverlässigkeitsproblemen gekämpft, weil
sich die Entwicklung zur Rennreife in die Saison hineinzog. Mittlerweile ist die
Umstellung vollzogen. Bezüglich Zuverlässigkeit und spezifischer Leistung haben
die V8-Motoren das Niveau der V10 erreicht.“
- Sind Sie zufrieden mit dem Motor, den Sie der FIA zur Homologation gegeben
haben?
Theissen: „Ja, die Techniker in München haben in der zweiten Saisonhälfte eine
gute Kombination aus Leistung und Zuverlässigkeit entwickelt, mit der wir für
die kommenden Jahre gut gerüstet sind.“
- Profitiert das Unternehmen BMW durch das selbst geführte Team stärker von dem
Formel-1-Projekt?
Theissen: „Wir haben die Formel 1 immer schon und wie kein anderes Team nicht
nur als Marketing-Plattform gesehen, sondern als Technologiebeschleuniger im
Unternehmen. Bis 2005 hat sich dies auf die Motorentechnik und Elektronik
konzentriert. Im neuen Team kommen alle übrigen
Bereiche, insbesondere die Aerodynamik, hinzu. Auch hier wird es einen engen
Austausch zwischen Formel 1 und Serie geben.“
- Mit welchen Fahrern tritt das BMW Sauber F1 Team 2007 an?
Theissen: „Wir gehen 2007 mit Nick Heidfeld und Robert Kubica ins Rennen. Zum
regulären Testfahrer wird der erst 19-jährige Sebastian Vettel befördert.“
- Wie beurteilen Sie dieses Trio?
Theissen: „Wir sind sehr zufrieden mit unseren Fahrern und diesbezüglich für die
Zukunft gut aufgestellt. Nick ist der erfahrene Mann im Team, sowohl was die
Laufbahn in der Formel 1 als auch die Zugehörigkeit zum Team angeht.
Er ist für Sauber gefahren und bestreitet 2007 seine dritte Saison für BMW.
Er ist also mit dem Team und dessen Arbeitsweise bestens vertraut. Nick hat in
der abgelaufenen Saison mehrere starke Rennen gezeigt, insbesondere
bei Regen. Er hat den größten Teil der Punkte eingefahren, die uns von Platz
acht auf Platz fünf in der Konstrukteurswertung vorgebracht haben.
Robert war bis zu seiner Nominierung als Testfahrer vor weniger als einem Jahr
mit seinen damals gerade 21 Jahren noch ein unbeschriebenes Blatt.
Er hat sich von Beginn an sowohl bei Testfahrten als auch in den
Freitagstrainings eindrucksvoll in Szene gesetzt. Der Lohn war der Umstieg
ins Renncockpit in Budapest, den er schon im dritten Grand Prix mit einer
Podiumsplatzierung gerechtfertigt hat. Nach diesen Leistungen haben
wir ihn für 2007 als Einsatzfahrer bestätigt. Nach dem Aufrücken von
Robert hat ein mit 19 Jahren nochmals jüngerer Fahrer an die Tür geklopft –
Sebastian Vettel. Bereits im Alter von sechs Jahren in den Motorsport
eingestiegen, hat er im Nachwuchsbereich enorme Erfolge gesammelt.
In einem Formel-1-Auto hatte er bis zu seinem ersten Einsatz allerdings nur
wenige Testkilometer. Trotzdem konnte er in den Freitagstrainings auf
Anhieb an die Leistungen von Robert anknüpfen. Das bezieht sich nicht nur auf
die Rundenzeiten, sondern auch auf die Abstimmungsarbeit.
Dieser Einstieg war für uns Grund genug, ihn als Testfahrer zu bestätigen.“
Weitere Seiten zum F1-Saisonrückblick:
Zahlen und Fakten zur Saison
2006
Zitate zur Saison 2006
Fahrer- und Teamwertung,
Ergebnisse des BMW Sauber F1 Teams
Rückblick auf die einzelnen
Rennen
Quelle: BMW Presse-Mitteilung vom 25.10.06
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