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Sebastian Vettel. Kinderüberraschung.
Auf den ersten Blick wirkt Sebastian Vettel eher wie ein Chorknabe denn wie
ein knallharter Rennfahrer. Er hat dieses unschuldige Engelsgesicht, das ihn
noch jünger als seine 19 Jahre erscheinen lässt. Der Eindruck täuscht. Vettel
ist schnell und entschlossen. Als er im Sommer 2006 in die Formel 1 kam, hat ihn
das Fahrerlager wie eine frische Brise dankbar eingesogen.
Sebastian Vettel, BMW Sauber F1 Testfahrer
Er machte Geschichte als jüngster Teilnehmer eines GP-Wochenendes, als ihn
das BMW Sauber F1 Team am 25. August – ein paar Wochen nach seinem 19.
Geburtstag – als Freitagsfahrer vor dem Großen Preis der Türkei einsetze. Ein
anderer Rekord: Noch nie hat sich jemand so schnell einen F1-Strafzettel
eingehandelt wie der Heppenheimer. Es dauerte nur neun Sekunden, und schon war
er dran wegen Überschreitens des Tempolimits in der Boxengasse.
An jenem Freitag eroberte er die Formel 1 als Tagesschnellster im Sturm.
Diejenigen, die den jungen Deutschen schon länger beobachtet hatten, waren nicht
erstaunt ob dieses rasanten Aufstiegs. Seine Selbsteinschätzung über die
Bedeutung dieser Rundenzeit blieb ehrlich: „Es wirkt logisch, zu denken, der
schnellste Fahrer sei der beste. Aber es ist auch ein wichtiger Bestanteil des
Freitagsprogramms, mit wenig Sprit und neuen Reifen zu fahren. Meine Aufgabe ist
es, dem Team möglichst viele Informationen zu liefern. Wenn ich mich für top
hielte, weil ich unter diesen Bedingungen vorn war, würde ich mir etwas
vormachen. Am ersten Tag war fast immer einer der Freitagsfahrer Schnellster.
Das sagt eigentlich alles.“
Frühe Siege.
Seit Vettel Helm und Overall trägt, gewinnt er Rennen. 1995 holte er seinen
ersten Kart-Sieg in der Bambini-Klasse in Wittgenborn. 2001 wurde er
europäischer und deutscher Junior-Kart-Meister, gewann außerdem die
prestigeträchtigen Kartrennen in Monaco und Paris-Bercy, und als er 2003 in den
Formelsport wechselte, gehörte er gleich wieder zum Kreis der Sieger. Er war 15
Jahre alt, als er seine erste Saison in der Formel BMW ADAC Meisterschaft
begann. Am Ende des Jahres war er 16, Sieger des Rookie-Cups und Zweiter im
Gesamtklassement.
2004, in seinem zweiten Jahr in der BMW Nachwuchsserie, holte er den Titel
und stellte eine Rekordbilanz auf, die so schnell niemand überbieten wird: 18
Siege in 20 Rennen, 15 Polepositions, 16 schnellste Rennrunden, 387 von 400
möglichen Punkten. BMW erkannte sein Potenzial und nahm ihn, gemeinsam mit Red
Bull, unter Vertrag. Für 2005 stand Vettels Aufstieg in die Formel 3 Euro Serie
auf dem Programm.
Helm von Sebastian Vettel
Er ergänzte seine Vita um einen weiteren Rookie-Titel und wurde Fünfter der
Meisterschaft. Sechs Mal stand er auf dem Podium – am Norisring, auf dem
Nürburgring, in Zandvoort, auf dem EuroSpeedway Lausitz und in Hockenheim. Am
27. September 2005 ließ ihn BMW in Jerez erstmals einen Formel-1-Rennwagen
steuern. Zum Saisonende stellte er sein Talent noch beim härtesten aller
F3-Rennen unter Beweis: Er wurde Dritter in Macau.
2006 stellten sich in der Formel 3 die ersten Siege ein, Vettel gewann in
Hockenheim, auf dem Nürburgring und in Barcelona. Allerdings lief in diesem Jahr
nicht alles reibungslos. Er bestritt auch Läufe zur leistungsstärkeren World
Series by Renault. Er gewann in Misano, hatte aber einen schweren Unfall Ende
Juli in Spa. Herumfliegende Trümmerteile trennten ihm fast ein Stück seines
Zeigefingers ab. Mehrere Wochen Rennpause drohten, doch Vettel stieg schon eine
Woche später beim Formel-3-Masters in Zandvoort wieder ins Auto und schaffte zur
Verblüffung seines Teamchefs Platz sechs.
Wenig später änderte sich für Vettel eine Menge. Das BMW Sauber F1 Team hielt
nach einem Freitagsfahrer Ausschau, nachdem Robert Kubica ab dem Großen Preis
von Ungarn ins Renncockpit befördert worden war. Vettel erhielt eine weitere
Testchance, am 5. Juli in Jerez, und nutzte sie, um BMW Motorsport Direktor
Mario Theissen davon zu überzeugen, dass er nicht länger suchen müsse. Bei den
verbliebenen fünf GP der Saison 2006 machte der Youngster seine Arbeit so gut,
dass das Team ihn kurz vor dem Finale in Brasilien als offiziellen Test- und
Ersatzfahrer für 2007 bestätigte.
Sinn für Humor.
Während Vettel in Deutschland kein Unbekannter war, wussten die
internationalen Formel-1-Journalisten wenig über ihn. Das änderte sich schnell.
Ab seinem ersten Auftritt als Freitagsfahrer war der Abiturient Gesprächsthema
im Fahrerlager. Die britischen Medien verliebten sich spätestens dann in seinen
Humor, als er zugab, ein Fan der in Großbritannien populären TV Comedy „Little
Britain“ zu sein, die Beatles als seine Lieblingsgruppe nannte und Monty Pythons
„Das Leben des Brian“ zu seinem Lieblingsfilm erklärte. Seine selbstbewusste Art
und die Fähigkeit, auch die forschendsten Fragen gestandener Journalisten zu
beantworten, brachten ihm Respekt ein. Seine unerhörte Leichtigkeit machte ihn
beliebt.
Interview.
Fragen an Sebastian Vettel:
- Ab wann war Rennsport ein Thema für Sie?
Als ich dreieinhalb war, habe ich in unserem Hinterhof mit dem Fahren
angefangen. Mit fünf Jahren durfte ich auf richtige Kartbahnen. Im März 1995
konnte ich in die Mini-Klasse einsteigen. Die Regel besagte, dass man das in dem
Jahr darf, in dem man acht wird.
- Fuhren andere Familienmitglieder Rennen?
Meine vier Jahre ältere Schwester Stephanie fuhr auch Kart, das war 1993 und
’94. Meine andere Schwester interessierte sich mehr für Pferde. Stephanie hat
dann aufgehört, weil ich so viel fuhr, ständig fahren wollte und quengelte, wenn
sie fuhr. Aber sie mag den Rennsport immer noch und kommt, um mir zuzusehen,
wenn ich in Europa starte. Mein Vater ist natürlich auch sehr begeistert und hat
viele Jahre damit verbracht, mich zu Rennstrecken zu kutschieren.
- Wann haben Sie mit Fitnesstraining begonnen?
Das war, als ich zwölf war und von der Mini- in die Juniorklasse umgestiegen
bin. Das war physisch ein großer Schritt, weil diese Karts viel mehr Leistung
und bessere Reifen hatten. Also habe ich angefangen, mir über meine Fitness
Gedanken zu machen. Ich habe mit einer Viertelstunde Laufen am Tag begonnen.
Heute ist das etwas anderes. Fitnesstraining gehörte in der Formel BMW ADAC
Meisterschaft zur Ausbildung, und als ich zu Red Bull kam, wurde mir auch ein
gutes Programm angeboten. Mir ist bewusst, wie wichtig das ist.
- Was haben Ihre Schulfreunde über Sie als Rennfahrer gedacht,
und sind die anders, seit Sie in der Formel 1 sind?
Als ich in der Formel BMW fuhr, wussten sie nicht viel darüber. Dank
Michael Schumacher ist die Formel 1 in Deutschland natürlich ein Thema.
Da wissen alle genau, was passiert und fragen mich, wie es läuft.
Aber sie behandeln mich nicht anders als früher. Ich habe in der Schule nie viel
über die Rennerei gesprochen. Wenn ich gefragt wurde, habe
ich erzählt, was ich tue. Aber ich habe keine große Sache daraus gemacht.
- Hat Ihr Formel-1-Einstieg 2006 den Titel in der Formel 3 Euro Serie gekostet?
Definitiv nicht. Ich habe einige Fehler gemacht, und das war es dann.
Ich war aggressiv unterwegs, um zu Paul di Resta aufzuholen. Und wenn du mit 120
Prozent unterwegs bist, passieren solche Dinge. Für mich war
mein Fehler in Le Mans der entscheidende. Ich wollte nicht mit so einem großen
Punkterückstand zum Finale nach Hockenheim fahren.
- Sie sind erst 19, und Sie sind in der Formel 1. Hat sich damit ein Traum
erfüllt? Und hatten Sie je einen Plan, wie Ihre ideale Karriere aussehen müsste?
Ja, ich hatte diesen Traum seit meiner Kindheit. Aber ich hatte nie eine
Vorstellung, wie sich alles entwickeln könnte oder ob es überhaupt je passieren
würde. Ich habe aber noch einen langen Weg zu gehen, um meinen Traum zu
realisieren. Das ist jetzt mein Ziel.
Lebenslauf.
Sebastian Vettel.
Geburtstag/-ort: |
3. Juli 1987/Heppenheim (DEU) |
Nationalität: |
Deutscher |
Wohnort: |
Heppenheim |
Website: |
www.sebastianvettel.de |
Familienstand: |
ledig |
Größe: |
1,76 m |
Gewicht: |
62 kg |
Hobbys: |
Laufen, Fahrrad fahren, Schwimmen, Musik,
Fußball |
Lieblingsessen: |
Pasta |
Lieblingsgetränk: |
Apfelsaftschorle |
Lieblingsrennstrecke: |
Macau |
Erstes Rennen: |
1995 Kart (Bambini-Kategorie) in Walldorf |
Erster Sieg: |
1995 Kart (Bambini-Kategorie) in Wittgenborn |
Karriere-Highlights.
ab 1995 |
Kartsport |
2001 |
Sieger Kart-Junioren-EM,
Sieger Kart-Junioren-DM,
Sieger Monaco Kart-Cup Junioren,
Sieger Kart Paris-Bercy |
2002 |
6. Platz ICA Senioren Europameisterschaft |
2003 |
2. Platz Formel BMW ADAC Meisterschaft,
Sieger Rookie-Wertung |
2004 |
Sieger Formel BMW ADAC Meisterschaft,
18 Siege in 20 Rennen, 15 Polepositions,
16 schnellste Rennrunden |
2005 |
5. Platz Formel 3 Euro Serie,
Sieger Rookie-Wertung, 6 Podiumsplätze,
erster Formel-1-Test mit BMW in Jerez |
2006 |
2. Platz Formel 3 Euro Serie, drei Siege,
zweiter Formel-1-Test mit BMW in Jerez,
ab dem Formel-1-GP Türkei freitags Test-
und Ersatzfahrer für das BMW Sauber F1 Team |
Formel-1-Statistik vor 2007.
Erster Grand Prix |
- |
GP gestartet |
- |
Davon Disqualifikationen |
- |
Polepositions |
- |
Siege |
- |
Podiumsplatzierungen |
- |
WM-Punkte |
- |
Schnellste Runden |
- |
Quelle: BMW Presse-Information vom
16.01.2007
Update vom 17.06.07:
Sebastian
Vettel gibt sein F1-Debüt in den USA und holt Punkt
Update vom 31.07.07:
Sebastian
Vettel verlässt das BMW Sauber-Team
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