Kategorie: Formel1 01.01.1970
GP Bahrain 2006 - Vorschau
München/Hinwil. Es ist soweit: Der Auftakt der
Formel-1-Weltmeisterschaft steht vor der Tür - und damit auch das Debüt des
neuen BMW Sauber F1 Teams. Die Piloten Nick Heidfeld (DEU), Jacques Villeneuve
(CAN) und Robert Kubica (POL), der als Test- und Ersatzfahrer im freien Training
am Freitag den dritten BMW Sauber F1.06 steuern wird, stehen in den
Startlöchern.
Am 22. Juni 2005 hatte BMW die Neuausrichtung des Formel-1-Projektes bekannt
gegeben. 262 Tage später, am Sonntag, dem 12. März 2006, hat das erste von BMW
geführte Formel-1-Team Premiere.
Am 17. Januar war der erste BMW Sauber F1.06 mit dem BMW P86 V8-Motor in
Valencia enthüllt worden. Seit dem 8. Februar ist das zweite neue Chassis im
Testeinsatz. Der BMW Sauber F1.06 wurde in Barcelona, Imola, Jerez und Valencia
an insgesamt 20 Tagen erprobt. Alle drei Fahrer bewegten das neue Auto. Es kamen
9.950 Testkilometer zusammen.
Nick
Heidfeld: "Bahrain richtet zum ersten Mal das Eröffnungsrennen aus. Das ist
etwas sehr Besonderes, und ich denke, entsprechend gut wird die Stimmung sein.
Wie man hört, wurden auch sehr viele Tickets verkauft. Das Spezielle an der
Rennstrecke ist ganz einfach, dass sie in der Wüste liegt. Dadurch ist der Belag
anfangs sehr sandig und staubig, bietet wenig Haftung. Die Rundenzeiten werden
erst nach und nach besser. Rekordtemperaturen wie die 42 Grad im vergangenen
Jahr werden uns 2006 wohl kaum erwarten. Von daher wird das Rennen nicht ganz so
anstrengend werden.
Der Kurs in Bahrain ist eine mittelschnelle bis schnelle Strecke. Man braucht
eine hohe aerodynamische Effizienz und einen guten Motor für die lange Gerade.
Wir haben im Winter viel getestet, ich bin recht zuversichtlich. Ich freue mich
wahnsinnig auf mein erstes Rennen nach langer Zeit und bin tierisch gespannt auf
die Konkurrenz. Eine Einschätzung ist schwierig. Aber ich tippe, dass Renault
und Honda erst einmal vorn sind. Dann könnten McLaren und Ferrari folgen und
dahinter eine Gruppe von Teams, die dicht beieinander liegen. Zu dieser Gruppe
dürften auch wir gehören."
Jacques
Villeneuve: "Der Große Preis von Bahrain ist eines der heißeren Rennen des
Jahres, außerdem ist das erste sowieso immer das physisch härteste. Es wird also
anstrengend – für die Fahrer und für die Fahrzeuge. Ein paar Teams haben jüngst
in Bahrain getestet, das bedeutet, dass sie einen großen Vorteil haben. Die
Strecke selbst macht Spaß und ist an sich keiner der besonders harten Kurse. Wir
werden mit der Wärme zurechtkommen, wir sind darauf vorbereitet.
Wir haben im Winter viel getestet, bedeutend mehr als im Vorjahr, das ist
sehr positiv. Jetzt wird es Zeit, dass die WM losgeht. Ich freue mich sehr
darauf, das erste Rennen zu fahren. Darauf zielt die ganze Arbeit schließlich
ab."
Robert
Kubica: "Ich sehe einem sehr, sehr interessanten Wochenende entgegen. Ich
werde unheimlich viel lernen, aber auch zum ersten Mal seit 1995 ein Rennen
besuchen, ohne daran teilzunehmen. Ich kenne zehn der 18 Grand-Prix-Kurse – alle
europäischen und Sao Paulo. Das heißt: Jetzt kommen erst einmal drei neue
Strecken auf mich zu. Bisher ist es mir immer leicht gefallen, Rennstrecken
schnell zu begreifen. Den Kurs von Bahrain kenne ich nur aus dem Fernsehen und
von Computerspielen, die mir viel Spaß machen, aber einem letztlich kaum mehr
als die Streckenführung verraten.
Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe und werde alles daran setzen, dem
Team verwertbare Informationen zu liefern. Ich werde eine Menge lernen. Das
bezieht sich nicht nur auf das Auto und das Fahren. Ich werde auch erleben, wie
das Team an einem GP-Wochenende arbeitet."
Mario
Theissen, BMW Motorsport Direktor: "Seit dem Startschuss für das neue BMW
Sauber F1 Team sind acht Monate vergangen. In dieser kurzen Entstehungszeit
haben wir effizient gearbeitet. Wir haben die Standorte München und Hinwil
zusammengefügt, den Ausbau auf den Weg gebracht, unsere Fahrer verpflichtet,
starke Partner und Sponsoren gefunden, erst ein Interimsfahrzeug und dann den
BMW Sauber F1.06 auf die Räder gestellt. Nach einem intensiven
Wintertestprogramm stellen unsere Fahrer dem Auto ein gutes Zeugnis aus. Auch
die Ingenieure sind überzeugt, gegenüber dem Vorjahr einen großen Sprung
geschafft zu haben. Man kann sagen: Die erste interne Zwischenbilanz ist
positiv. Was das bisher Erreichte auf der Rennstrecke wert ist, wissen wir noch
nicht. Wir erwarten keine Wunder, sondern wollen das Beste auf unseren
Möglichkeiten machen und uns sukzessive steigern.
Vom Technikreglement her ist der Wechsel von V10- auf V8-Motoren die größte
Änderung. Wie alle Motorenhersteller wird dieses Thema auch uns über den
Saisonstart hinaus in Atem halten. Gerade bei den ersten Grands Prix wird die
Zuverlässigkeit eine ganz entscheidende Rolle spielen.
Aus Konzernsicht war der Vorstoß der Formel 1 in den Mittleren Osten gerade
für BMW als Hersteller im Premiumsegment hochinteressant. Die BMW Group
verzeichnete 2005 in Bahrain eine Absatzsteigerung von rund 25 Prozent. Das
gesamte Team freut sich auf Bahrain, auf die erste Standortbestimmung."
Willy Rampf, Technischer Direktor Chassis: "Wir haben uns sehr
intensiv auf die neue Saison vorbereitet und bei den Wintertestfahrten mit dem
BMW Sauber F1.06 annähernd 10.000 Kilometer zurückgelegt. Jetzt steigt die
Spannung, weil wir alle wissen wollen, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz
stehen. Am Samstag nach dem Qualifying in Bahrain werden wir einen ersten
wichtigen Anhaltspunkt haben. Das neue Reglement, das Reifenwechsel wieder
erlaubt, sorgt dafür, dass man deutlich mehr Fokus auf die Vorbereitung des
Qualifyings legen wird. Im Vorjahr kam der Reifenkonstanz über die gesamte
Renndauer besondere Bedeutung zu, jetzt steht die Performance im Qualifying
wieder mehr im Vordergrund.
Eine wichtige Rolle wird Robert Kubica als dritter Fahrer spielen. Er kann
bereits am Freitagmorgen mit ersten Vergleichen beginnen und uns wertvolle
Informationen im Hinblick auf die Reifenwahl liefern. Wir werden in Bahrain mit
dem neuen Auto erstmals bei Hitze fahren, was eine hohe Belastung für das
Material darstellt. Durch die Reifenwechsel wird das Rennen für die ganze
Mannschaft wieder zu einer größeren Herausforderung. Das trifft auch auf die
Strategen zu, die aufgrund des neuen Reglements wieder deutlich mehr Freiheit
bei der Festlegung der Renntaktik besitzen. Während 2005 die Rundenzeiten gegen
Ende des Stints jeweils schneller wurden, wird man nun die besten Rundenzeiten
unmittelbar nach den Boxenstopps auf frischen Reifen sehen. Das eröffnet neue
Möglichkeiten, die den Rennen zusätzliche Spannung verleihen."
Zahlen und Fakten:
- Strecke/Datum: Bahrain International Circuit/12. März 2006
- Startzeit (lokal/UTC): 14:30 Uhr/11:30 Uhr (Deutschland 12:30 Uhr)
- Runde/Renndistanz: 5,412 km/308,238 km (57 Runden)
Sieger 2005:
- Fernando Alonso (Mild Seven Renault F1 Team), 1:29.18,531 Stunden
Poleposition 2005:
- Fernando Alonso (Mild Seven Renault F1 Team), 3.01,902 min (Addition 1. und 2. Qualifying)
Schnellste Runde 2005:
- Pedro de la Rosa (West McLaren Mercedes), 1.31,447 min in Runde 43
Rundenrekord:
- Michael Schumacher (Scuderia Ferrari Marlboro), 1.30,252 min (2004)
Historie und Hintergrund:
Der Wüstenstaat Bahrain ist zum ersten Mal Schauplatz des WM-Auftaktes. 2006
startet die Formel 1 zum dritten Mal in Folge auf der Rennstrecke, die zum
Stadtgebiet von Sakhir gehört und südlich der Hauptstadt Manama liegt.
Bahrain hat 2006 bereits F1-Luft geschnuppert. Nach Abschluss der Testfahrten
mehrerer Teams fand am 24. Februar das Festival "Yalla Bahrain!" statt –
inklusive Flugshow und Feuerwerk. Auf dem King Faisal Highway, der prominenten
Uferstraße von Manama, paradierten diverse Rennwagen. Darunter zwei Formel BMW
Fahrzeuge aus dem ortsansässigen BMW Performance Center, das im Januar 2005
eröffnet hatte. Dort finden Lehrgänge für den Formelnachwuchs statt, außerdem
ist es Stützpunkt des BMW Fahrer Trainings für Straßenfahrzeuge. Im Dezember
2005 war in Bahrain das erste Formel BMW Weltfinale ausgetragen worden. Beim
Festival fuhr Lokalmatador Mohammed Al Bahrana einen der beiden Formel BMW.
Die großzügige, hochmoderne Anlage des Bahrain International Circuit (BIC)
umfasst 170 Hektar und wurde vom deutschen Architekten Hermann Tilke entworfen.
Die Bauzeit betrug 16 Monate, die Kosten wurden mit 150 Millionen US-Dollar
beziffert. Unterstützt wurde das Projekt von Scheich Salman bin Hamad al Khalifa,
dem motorsportbegeisterten Kronprinzen von Bahrain. Der Kronprinz ist auch
Präsident der Bahrain Motor Federation.
70.000 Kubikmeter Beton und 8.500 Tonnen Stahl wurden verbaut, außerdem
82.000 Reifen und 5.000 Meter FIA-Zaun zur Streckensicherung. 50.000 Zuschauer
finden Platz, allein die Haupttribüne bietet 10.500 Plätze. Großzügig und
vorbildlich beschildert ist auch die Verkehrsanbindung der Rennstrecke.
Es gibt fünf Streckenvarianten. Die längste ist der GP-Kurs mit 5,412 km. Die
maximale Steigung beträgt 3,6 Prozent, das maximale Gefälle 5,6 Prozent. Der
Kurs hat 15 Kurven (sechs Links-, neun Rechtskurven), die Zielgerade misst 1090
Meter.
Bahrain ist ein seit 1971 vom britischen Protektorat unabhängiges Arabisches
Emirat. Staatsoberhaupt des Königreichs ist der Emir, der mittels Kabinett
regiert.
Die gesamte Fläche des Landes von 665 Quadratkilometern verteilt sich auf 36
Inseln vor der Küste Saudi Arabiens. Die Hauptstadt Manama liegt auf der
Hauptinsel Bahrain (578 Quadratkilometer).
Seit 1932 wird in Bahrain Erdöl gefördert, doch die Ressourcen schwinden. Die
weiterverarbeitende Industrie sowie die reichhaltigen Erdgasvorkommen und das
internationale Bankwesen haben an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen.
Das Klima ist wüstenhaft trocken mit sehr milden Wintern und heißen Sommern.
Im Vorjahr war der Große Preis von Bahrain mit 42 Grad Lufttemperatur am Sonntag
das heißeste Rennen des Jahres. Beim GP 2006 dürften die Temperaturen geringer
ausfallen, weil der Termin um vier Wochen früher liegt.
Quelle: BMW Presse-Information vom 03.03.2006
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