Kategorie: Formel1 01.01.1970
GP Belgien 2005 - Vorschau
Nur wenige Tage nach dem Rennen in Monza gastiert die Formel 1 auf einer
weiteren traditionsreichen und schnellen Rennstrecke: Spa-Francorchamps. Der
anspruchsvolle in die Ardennen eingebettete Kurs ist der mit Abstand längste im
gesamten Rennkalender. 6,976 Kilometer sind einsame Spitze vor Suzuka mit 5,807
Kilometern. Große Steigungen fordern die Motoren.
Wenn von Eau Rouge, der spektakulären Kurvenkombination in der nach einem
Bach benannten Senke, die Rede ist, schwingt immer Ehrfurcht mit. Mit einem
optimal dafür abgestimmten Formel-1-Wagen können die Piloten mit Vollgas durch
diese Kompression fahren. Dann ergibt sich in Spa die mit 1821 Metern längste
Volllastpassage aller aktuellen Formel-1-Strecken. Schwer zu berechnendes Wetter
fordert die Strategen. Mit dem Großen Preis von Belgien endet am 11. September
die Europasaison der FIA Formel-1-Weltmeisterschaft 2005.
Nachdem Nick Heidfeld am Wochenende in Monza als Folge eines Testunfalls
nicht starten konnte, muss noch abgewartet werden, ob er in Spa wieder
einsatzfähig ist.
Nick
Heidfeld: „Spa ist zwar nicht weit weg von meiner Heimat Mönchengladbach,
aber ich bin dort trotzdem nicht besonders viele Rennen gefahren. Die Formel
Ford und die Formel 3 hatten dort zu meiner Zeit keine Veranstaltungen. Leider,
denn Spa ist für mich eine der schönsten Rennstrecken, die es gibt. Sie hat
viele schnelle Kurven und ist wunderbar in die Landschaft eingebettet. Das
kreiert nicht nur für die Zuschauer eine besondere Atmosphäre, sondern auch für
uns Fahrer. Nach wie vor ist Eau Rouge die außergewöhnlichste Kurve von allen
für mich. Ich würde jedem empfehlen, sich diese Stelle einmal vor Ort
anzuschauen. Die Kompression dort ist körperlich überhaupt kein Problem, aber
eben etwas ganz Spezielles. Wir sind sonst eher g-Kräfte durch
Querbeschleunigung oder Bremsen gewohnt. In der Eau Rouge ist das eher ein
Gefühl wie im Bob. Ich bin mal in einem Viererbob durch einen Eiskanal
mitgefahren. Abgesehen davon, dass ich mich dabei im Gegensatz zur Formel 1
ausgeliefert gefühlt habe, war das von den wirkenden Kräften her ähnlich.
Ein eigenes Thema sind in Spa immer mögliche Wetterkapriolen. Ich hoffe mal
wieder auf ein Regenrennen. Für mich gehört das einfach zur Formel 1, auch, wenn
Spa nicht unbedingt der beste Ort dafür ist. Ganz ähnlich wie früher auf den
langen Waldgeraden von Hockenheim wird aufgrund der hohen Geschwindigkeiten sehr
viel Wasser hochgewirbelt. Und in der Waldpassage in Spa bleibt die Gischt auch
zwischen den Bäumen hängen. Der Wind kann sie kaum wegblasen.“
Mark
Webber: „Spa ist zweifellos eine der spektakulärsten Rennstrecken der
Saison, ich habe es immer sehr genossen, dort einen Formel-1-Rennwagen zu
bewegen. Der Kurs hat alles: Er ist schnell, sehr anspruchsvoll, toll gelegen,
und die Steigungen und Gefälle sind absolut phantastisch. Das Wetter kann das
Wochenende stark beeinflussen, man weiß dort nie so recht, was einen erwartet.
Ich bin dort schon Rennen gefahren, in denen ein Teil der Strecke nass, ein
anderer aber trocken war. Ein wirkliches Problem wird das allerdings nur, wenn
die Sicht sehr schlecht wird. Das passiert leicht in den Bereichen der
Bus-Stop-Schikane, von Blanchimont und von Eau Rouge. Dann wird Spa gefährlich.
Trotzdem fürchte ich mich nicht vor Regen. Im Vorjahr war es auch mal nass, und
das war in Ordnung. Außerdem mag ich lange, schnelle Runden, und das bietet Spa.
Ich freue mich auf den Grand Prix.”
Sam
Michael (Technischer Direktor WilliamsF1): „In Spa sorgen natürliche
Gegebenheiten für großartige Kurven und Passagen und damit für Herausforderungen
für Fahrer und Ingenieure. Spa ist wahrlich eine großartige Rennstrecke.
Natürlich sind Eau Rouge und Blanchimont berühmt und klasse, aber die Strecke
hat noch viel mehr zu bieten. Beispielsweise war die Bus-Stop-Schikane schon
Schauplatz phantastischer Überholmanöver.
Bei der Abstimmung legt man Wert auf Stabilität bei hohen und mittleren
Geschwindigkeiten. Man muss sicherstellen, dass die Autos auf ihrem Rückweg vom
hinteren Teil der Strecke schnell durch die flüssigen Passagen kommen.
Gleichzeitig müssen die Autos auf den Randsteinen der Schikane stabil sein. Das
Wetter kann dem Rennen leicht seinen Stempel aufdrücken, zumal der Kurs manchmal
nur teilweise nass ist. Wir werden wiederum neue Aerodynamikteile für das Heck
des FW27 nach Spa bringen, und Michelin stellt uns zwei neue Reifenmischungen
zur Auswahl zur Verfügung.“
Mario
Theissen (BMW Motorsport Direktor): „Der Begriff ‚Naturrennstrecke’ passt
heute nur noch zu einem Formel-1-Kurs, und das ist eben Spa-Francorchamps. Zum
einen folgt die Strecke den landschaftlichen Gegebenheiten und nicht umgekehrt.
Zum anderen liegen schwer vorhersagbare Wetterumschwünge in der herben Natur der
Ardennen. Im vergangenen Jahr waren im Qualifying Regenreifen gefragt.
Wasserfeste und warme Kleidung ist obligatorisch.
Spa verlangt den BMW Motoren eine Menge ab. In unseren Fahrzeugen werden die
beiden Triebwerke arbeiten, die bereits das Monza-Rennen hinter sich haben. Wenn
der Fahrer Eau Rouge voll nimmt, ergibt sich in Spa mit 1821 Metern die längste
Volllastpassage der Saison. Hinzu kommen einige Steigungen. Spa ist sowohl
fahrerisch als auch technisch eine tolle Herausforderung.“
Zahlen und Fakten:
-
Strecke/Datum: Spa-Francorchamps/11. September 2005
- Startzeit (lokal/GMT): 14:00 Uhr/12:00 Uhr
- Runde/Renndistanz: 6,976 km/306,944 km (44 Runden)
- Sieger 2004: Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes)
- Pole 2004: Jarno Trulli (Mild Seven Renault F1 Team), 1.56,232 min (auf
feuchter Strecke)
- Rundenrekord: Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes), 1.45,108 min (2004)
F1-Statistik:
- BMW WilliamsF1 Team: 100 Starts, 10 Siege, 17 Polepositions
- WilliamsF1 vor 2000: 356 Starts, 103 Siege, 108 Polepositions
- BMW vor 2000: 97 Starts, 9 Siege, 15 Polepositions
Historie und Hintergrund:
In Spa-Francorchamps wurden 38 der 50 Großen Preise von Belgien ausgetragen.
Zehn Mal startete die Formel 1 in Zolder, zwei Mal in Nivelles.
Im Jahr 1920 war die Idee zu der Rennstrecke am berühmten Kurort Spa geboren
worden. Man wollte das Dreieck der Verbindungsstraßen zwischen den Ortschaften
Malmedy, Stavelot und Francorchamps nutzen. Im August 1921 waren die
Vorbereitungen zwar abgeschlossen, allerdings konnte das erste Autorennen nicht
stattfinden, weil sich nur ein einziger Teilnehmer angemeldet hatte. Schließlich
wurde die Rennstrecke von Motorrädern eingeweiht, ehe 1922 tatsächlich Autos
starteten.
1924 wurde erstmals das 24-Stunden-Rennen ausgetragen. Das erste bedeutende
Monoposto-Rennen folgte 1925 mit dem Großen Preis von Europa. Sieben Fahrzeuge
nahmen teil, es gewann Antonio Ascari auf Alfa Romeo.
Wegen des Zweiten Weltkrieges ruhte der Rennbetrieb sieben Jahre lang bis
1947. Im Jahr 1970 fand das letzte Rennen auf dem bis dato 14 Kilometer langen
Kurs statt. Die Autos waren mittlerweile zu schnell für diese Strecke geworden,
die Fahrer weigerten sich, das Risiko einzugehen. 1979 wurde der aktuelle Kurs
eröffnet.
Im Jahr 2003 gastierte die Formel 1 nicht in Spa. Zwischenzeitlich wurde im
Bereich der Bus-Stop-Schikane umgebaut, der Kurs wurde um zehn Meter länger.
Weitere bekannte Streckenabschnitte neben Eau Rouge sind die schnelle Passage
“Blanchimont” oder “La Source”, die Haarnadel nach dem Start, in der sich 1998
der größte Massencrash der Formel-1-Geschichte ereignete, der zum Glück ohne
Personenschäden ausging.
Quelle: BMW Presse-Mitteilung vom 04.09.05
Performance-Statistik Belgien
Kräftemessen: Beim Grand Prix von Belgien wartet
auf die Formel-1-Piloten ein ganz besonderer Kraftakt: bei kaum einem anderen
Rennen sind sie solchen köperlichen Belastungen ausgesetzt wie auf dem
anspruchsvollen Kurs von Champs-Francorchamps mit der spektakulären Kurve Eau
Rouge.
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