Premium Selection und die Realität

[TrapperTomBox]

Nachdem mein neuer Wagen nun zum fünften Mal in Abfolge in der Werkstatt steht, hier eine Schilderung der Geschichte:

Am 29.04.2013 holte ich den 760Li in einem BMW-Autohaus in einer größeren Stadt in Richtung Niederlande ab. Alle Verhandlungen waren vorher telefonisch erfolgt. Der Verkäufer versicherte mir zur Historie des Fahrzeugs, der Wagen habe "nichts gehabt", er sei als Leasingfahrzeug nur von einem Chauffeur als Dienstwagen des Geschäftsführers einer Firma bewegt und ausschließlich in der Werkstatt des ausliefernden Händlers gewartet worden.

Bereits nach der Abholung des Wagens fiel auf den ersten hundert Kilometern eine Fehlermeldung der Reifendruckkontrolle auf. Später stellte ich fest, dass die Sideview-Kameras ohne Funktion waren. Außerdem gab es bei 20 km/h ein jaulendes Windgeräusch an der Frontscheibe und Klappergeräusche am Beifahrersitz und später an der Beifahrertür.

Es wurde dann festgestellt, dass 2011 die Frontscheibe erneuert worden war. Man hatte die neue Scheibe nicht richtig verklebt und außerdem eine Halterung für die Leiste an der A-Säule nicht richtig montiert.

Leider war das Windgeräusch nach Behebung dieser Mängel nicht verschwunden, auch das Klappern und Knarzen hielt an.

Auch die Fehlermeldung der Reifendruckkontrolle konnte erst nach längeren Telefonaten mit München behoben werden. Es lag wohl an der Luftfederung der Hinterachse, die schräg stand und neu justiert werden musste, damit die Kontrolle richtig initialiseren konnte.

Bislang erfolgte immer die Kostenzusage im Rahmen der Sachmängelhaftung durch den ausliefernden Händler mit Reparatur hier in Berlin.

Durch die diversen Werkstattaufenthalte sensibilisiert und auf der Suche nach der Ursache der Windgeräusche fielen mir die Spaltmaße im Bereich des Stoßfängers und der Motorhaube ins Auge. Der erste Serviceberater der BMW-Werkstatt in Berlin meinte, das sei ja kein Neuwagen und nach einiger Zeit würde die Karosserie eben so aussehen, was mich doch sehr "überraschte".

Diese Aussage hatte auf mein Insistieren hin auch keinen langen Bestand, der Leiter des Service meinte nach ausführliches Besichtigung, dass der Stoßfänger nachlackiert und die linke Niere nicht richtig eingebaut sei, da sie nicht bündig abschloss und etwas außen abstand.

Auf meine Nachfrage bei dem ausliefernden Händler, welche Geschichte es denn zu der Nachlackierung im Frontbereich gebe, bekam ich per e-mail die Erklärung des Verkäufers, der Stoßfänger sei aufgrund von Steinschlägen nachlackiert worden. "Der Wagen ist aber definitiv unfallfrei!"

Nun kam beim nächsten und jüngsten Werkstatttermin die Wahrheit ans Licht. Der Wagen hatte einen Frontschaden, der nicht sachgerecht repariert wurde. Das Aufprallelement in der Stoßstange ist leicht deformiert, einige Halterungen am Stoßfänger ausgerissen, einige Teile nicht verschraubt und für die Reinigung des Nightvision ein falscher Schlauch montiert, sodass die Reinigung nicht funktionierte. Außerdem scheint die Beifahrertür erneuert worden zu sein. An beiden Kotflügeln wurde nachlackiert.

Mein Anruf bei dem Verkäufer führte nun zum Umschlagen von dessen Stimmung. Er erklärte nun, er habe noch mal nachgeschaut und der Wagen sei mir gar nicht als unfallfrei verkauft worden (was er ja zuvor nochmals versichert hatte). Da sein Ton doch sehr unangemessen wurde, beendete ich das Telefongespräch und kündigte an, alles Weitere nun schriftlich darzulegen.

Mein Brief, in dem ich um Aufklärung der zugrundeliegenden Unfallereignisse und Art und Umfang der Reparaturen bat, blieb bis heute unbeantwortet. Die von mir gesetzte Frist verstrich ohne eine Reaktion von Seiten der Firma.

Ach ja, vor Auslieferung wurde auf meinen Wunsch noch eine Standheizung nachgerüstet, sodass man mit Sicherheit davon ausgehen kann, dass die Werkstatt des ausliefernden Händlers die Möglichkeit hatte, die Mängel festzustellen.

Nun werde ich wohl in der nächsten Woche einen Termin beim Rechtsanwalt machen. Der DEKRA-Gutachter hat alle Mängel aufgenommen. Jetzt habe ich einen 525d touring auf Kosten von BMW, da der Liefertermin einer neuen Stoßstange ungewiss ist. Voraussichtliche Reparaturkosten 2.800 €.

Insgesamt muss ich sagen, dass mich die Art und Weise, wie diese Geschichte jetzt gelaufen ist, schon ziemlich erschüttert. Etwas Vergleichbares ist mir beim Kauf eines Fahrzeugs bei einem BMW-Händler auch noch nie passiert.

Bin sehr gespannt, wie es weitergeht.


Gruß aus der Bundeszentrale

Tom

[sexus]

Wurde das Fahrzeug in D gekauft? Wenn ja dann hast du gute Karten und solltest dem Händler ordentlich in den Popo treten.
Steht im Kaufvertrag ob das Auto unfallfrei ist?

[StephanG2312]

Heftig! Hoffe, Du hast eine Rechtsschutz-Versicherung. Da muss man sich nicht wundern, dass Autoverkäufer im allgemeinen einen so schlechten Ruf haben, irgendwo sind sie alle gleich.

[CCH]

Da würde ich auch sauer werden und mir der Spass am Auto vergehen. Ich drücke dir die Daumen, dass der Wagen letztendlich doch noch Spass machen wird und die Sache ohne viel Aufhebens erledigt werden kann.

Selbst wenn der Wagen nicht ausdrücklich als unfallfrei verkauft worden wäre, sichert das "Gütesiegel" "Premium Selection" zu, dass etwaige Unfallschäden fachgerecht instand gesetzt wurden. Sieht ja wohl hier nicht danach aus.

[TrapperTomBox]

Rechtsschutz besteht. Ich gehe auch davon aus,
dass dieser Zustand nicht mit einer fachgerechten
Reparatur gemeint sein kann.

Allerdings scheinen die Verantwortlichen des
Händlers jetzt auf Tauchstation zu sein.

Schreibe jetzt mal den Vorbesitzer an,
um vielleicht von ihm Informationen zu
bekommen.

[TrapperTomBox]

@Stephan

Ein Freund von mir, der eine Mercedes-Werkstatt betreibt,
meinte zum Thema Autoverkäufer "Kennst du einen, kennst du alle".

Ich hatte bei einem BMW-Händler aber bisher eine
so krasse Sache noch nicht erlebt.

@CCH
Die Werkstatt hat mir versichert, dass nach der
Reparatur alles in Ordnung und noch besser als
vom Band ist.

[jogi1168]

wie heißt es so schön, verrtrauen ist gut, kontrolle ist besser echt eine Frechheit heutzutage kann man sich auf nichts mehr verlassen

[TrapperTomBox]

Wenn ich das kontrollieren könnte, wäre ich nicht
auf eine Fachwerkstatt angewiesen.

Wenn mich Patienten aufsuchen, gehen sie auch davon
aus, dass ich sie medizinisch richtig berate.

Im Übrigen finde ich es besonders dreist, dass man
etwas derartiges bei mir, da ich mich vor dem Kauf
als selbstständiger Gerichtsgutachter (allerdings nicht
im Automobilbereich) zu erkennen gab, versucht hat.

Ich denke aber, es dürfte sich um ein allgemeines
Vorgehen handeln, was ungeachtet der Person in
dieser Firma üblich ist.

Da möglicherweise ein Rechtsstreit bevorsteht,
habe ich den Namen des Händlers hier noch
nicht genannt.

Ich halte Euch auf dem Laufenden...

[pommy13]

DAS ist natürlich sehr ärgerlich allerdings nicht der Regelfall, daher stimmt deine Themenüberschrift nur bedingt. Grundlegende Falschaussagen zwischen dem IST Bestand des Wagens und dem SOLL sind nicht nur Ärgerlich sondern gehen schnell in Richtung Betrugsversuch. Ich kenne jedoch so manchen der glaubt, ein gebrauchter sein im Grunde ein Neuwagen mit ner Hand voll km auf dem Tacho und regen sich über jeden Mini Kratzer auf.
(Damit meine ich NICHT Dich)

Darf ich fragen, wieso du den Wagen in Holland gekauft hast und nicht in D? Hier gibt es doch genug Auswahl auch an 760?! Ich hatte nämlich auch nach Werkswagen geschaut und am Ende mich doch für einen 750 entschieden wegen des Allrades. Sonst wäre es aber auch ein 760 geworden.

[krie6hofv]

"In Richtung Niederlande" verstehe ich so als wenn er ihn in Deutschland gekauft hat.