Kurzes Update zum Motorschaden X6 50i vom 13.02.2015 (EZ 08-2009, 84.000 km):
ANALYSE:
Starke Schleifspuren am 4. Zylinder, auf 5 km Rest-Fahrweg (seit Meldung "Motorprobleme") hat der Motor 2.5 Liter Öl verloren bzw. verbrannt. Nach Rücksprache mit mehreren Motoren-Fachleuten (Instandsetzungsbetriebe) wird die Reparatur bei diesem komplexen Motor in etwa so teuer wie ein Austauschmotor, nämlich ca. 20 TEUR.
SCHADENBEHEBUNG:
Laut BMW München kommt nur ein Austauschaggregat in Frage. Bis auf die Wasserpumpe (die kommt ebenfalls neu) werden alle Aggregate des bisherigen Triebwerks übernommen (Getriebe, beide Turbolader, Kühler, Lichtmaschine, etc.). Dauer der Reparatur: ca. 2 Wochen. Die 8 alten Injektoren müssen alle ausgetauscht werden.
REPARATURKOSTEN (alles inkl. MwSt):
Austauschaggregat: 16.500,00 EUR
Arbeitslohn Aggregattausch: 3.500,00 EUR
Neue Injektoren inkl. Arbeitslohn: 1.800,00 EUR
-------------------------------------------------------
Summe Reparaturkosten: 21.900,00 EUR
KULANZANTRAG:
BMW übernimmt folgende Kostenanteile im Zuge der Kulanz:
Austauschaggregat: 80% = 13.200,00 EUR
Arbeitslohn Aggregattausch: 50% = 1.750,00 EUR
Neue Injektoren inkl. Arbeitslohn: 100% = 1.800,00 EUR
-------------------------------------------------------
Summe Kulanzübernahme: 16.750,00 EUR
Verbleibende Kosten bei mir: 5.150,00 EUR
Die Einschaltung der Kundenbetreuung (mit Hinweis auf die offensichtlichen Konstruktionsprobleme und den anstehenden Neukauf eines weiteren X6 50i) ergab keine Änderung der Kulanz-Prozente zu meinen Gunsten.
TECHNISCHE BEWERTUNG:
Meinen bisherigen Recherchen ergeben folgendes Bild:
1. Injektoren sind bei Benzinern (Einspritzdruck 100...200 bar) anscheinend problematischer als bei Dieseln (Einspritzdruck 2000 ... 2500 bar). Der Kraftstoff wird nicht mehr in den Ansaugtrakt gespritzt (bzw. vernebelt), sondern mit hohem Druck direkt in den Brennraum. Sind die Injektoren OK, dann ergeben sich Leistungs- und Verbrauchsvorteile. Sind die Injektoren defekt, folgen oft gravierende Motorschäden.
2. Die Probleme treten nicht nur bei 8-Zylindern (spez. N63) auf, sondern auch bei 6- bzw. 4-Zylindern. Parallel zu meinem X6 steht auch ein 130i mit ähnlichem Motorschaden beim

3. Folgende Probleme können bei defekten Injektoren auftreten:
a) Injektor spritzt mit vollem Druck gegen die Zylinderwand, Ölfilm reißt während der Fahrt und verursacht Kolbenfresser.
b) Injektor spritzt gegen die Zylinderwand und verletzt auf Dauer die nur ca. 0.1 mm starke ALUSIL- bzw. NIKASIL-Beschichtung der Zylinderwände. Anscheinend werden in USA hauptsächlich NIKASIL-Beschichtungen eingesetzt, während in EUROPA eher ALUSIL-Beschichtungen verwendet werden?! Hat wohl was mit dem Schwefelgehalt im Kraftstoff zu tun?! Das könnte auch erklären, warum die Rückrufaktion aus USA in EUROPA aktuell nicht durchgeführt werden?! (viele ?! weil hier die Quellen teils widersprücklich waren).
c) Injektor spritzt mit vollem Druck gegen Kolbenboden und "durchschlägt" diesen auf die Dauer. Explosionsdruck geht ins Kurbelgehäuse, parallel kann auch der Ölfilm an den Zylinderseiten abreißen, wenn der Injektor schräg auf den Kolbenboden spritzt. Dann kann der Strahl auch seitlich aus dem Kolben "in die Zylinderwand" austreten.
d) Injektoren "tropfen" bei abgeschaltetem Motor "nach". Beim V8 mit ca. 45° schrägen Köpfen tropft der Kraftstoff dann im Stand auf die Zylinderwände und wäscht den Ölfilm ab bzw. "reinigt" die Zylinderwände durch stetiges Tropfen restlos von lebenswichtigem Öl (Gleiteigenschaften der Kolbenringe). Die ersten Umdrehungen beim nächsten Start finden dann ohne Öl statt und beschädigen auf Dauer die dünn beschichteten Zylinderwände.
PERSÖNLICHE BEWERTUNG:
Persönlich bin ich schwer enttäuscht von meinem X6 bzw. der relativ kurzen Laufzeit von 84.000 km bis zum Totalschaden des Motors, das habe ich so noch nicht erlebt. Und das bei meiner mittlerweile besonnenen Fahrweise, 14.5 Liter Durchschnittsverbrauch, selten 200 km/h oder mehr, alle Wartungen laut Checkheft bei BMW).
Positiv steht dagegen die relativ hohe Kulanzleistung von BMW, immerhin hätte ich rechtlich gar keinen Anspruch auf irgendeine Zuzahlung.
Ärgerlich sind für mich natürlich auch die Kosten von über 5.000 EUR, insbesondere da die Leasingzeit gerade abgelaufen ist.
Gefreut hätte ich mich über einen rechtzeitigen Rückruf zum Tausch der Injektoren, selbst wenn ich dort 50% hätte zuzahlen müssen. Das hätte bei mir Respekt und Vertrauen in die Marke hervorgerufen und jede Menge Ärger erspart.
Apropos Vertrauen: Wie soll ich mich jetzt für einen neuen X6 50i entscheiden, da auch die neueren N63-Maschinen (449 PS) von den o.g. Problemen betroffen sind und BMW mit 0,0% Informationspolitik glänzt?!
Mein persönliches Fazit: Bei dem hohen Wertverlust dieses Fahrzeugs (Neupreis >= 120 TEUR) und den anscheinend hohen Folgekosten für Reparaturen, Wartung und Treibstoff habe ich mich gegen einen neuen X6 entschieden. Der nächste Wagen wird ein V6 TDI eines anderen Konzerns mit ähnlichen Fahrleistungen aber halbem Verbrauch. Anschaffungskosten: 70 TEUR. Ausstattung: ähnlich X6. Volle Werksgarantie für 5 Jahre. Probleme werden mich aber wahrscheinlich aber auch hier erwarten...
Allen X6-Fahrern wünsche ich weiterhin viel Spaß mit dem zugegeben (fast) perfekten Fahrzeug. Vielleicht werdet ihr mal beim

vorstellig um Eure Injektoren überprüfen zu lassen. Ich drücke die Daumen!
Gruß, Paul