Innovationstag 2006: BMW Fahrerassistenzsysteme. 3. BMW Group Forschungs-
und Entwicklungskompetenz
3.5 Der Schlüssel zu flexiblen Anwendungen im Fahrzeug: Die MMI Rapid
Prototyping Plattform der BMW Car IT.
Die Vorstellung wirkt verlockend und nicht ohne Grund wird sie mit
einprägsamen Schlagworten umschrieben. Vom „mobilen Büro“ oder einer
„Multimedia-Einheit auf Rädern“ ist oftmals die Rede, wenn es um die Nutzung
moderner Kommunikationstechnologie im Fahrzeug geht. Schon heute bietet BMW
ConnectedDrive eine Fülle faszinierender Möglichkeiten: von der Datenübertragung
mit Hilfe von BMW Online bis zum individuellen Service des Telematikdienstes BMW
Assist. Als Schnittstelle für die Mensch-Maschine-Interaktion (MMI) ermöglicht
dabei das BMW iDrive die einfache und intuitive Nutzung während der Fahrt. In
Zukunft werden weitere Funktionen der Business- und Entertainment-IT Einzug ins
Fahrzeug halten. Und auch sie müssen über MMI nutzbar sein. Voraussetzung dafür
ist, dass sich auch diese Funktionen ebenso problemlos in die Fahrzeugelektronik
implementieren lassen wie in das Betriebssystem eines PC. Die Spezialisten der
BMW Car IT arbeiten deshalb an Architektur-Lösungen, die die Integration neuer
Funktionalitäten in die Fahrzeugelektronik ebenso flexibel gestalten, wie dies
beim PC der Fall ist. Am Beispiel der Ausstrahlung von Verkehrsinformationen
über digitale Übertragungskanäle zeigen sie, wie sich so auch neueste
Anwendungen in einer erstaunlich kurzen Entwicklungszeit ins Fahrzeug übertragen
lassen.
Beispielsweise ermöglicht die Rundfunknorm DAB (Digital Audio Broadcasting)
nicht nur einen besonders hochwertigen Klanggenuss im Auto, sondern auch einen
weitaus intensiveren Datentransfer für Verkehrsnachrichten. Bislang werden
aktuelle Stauwarnungen mit Hilfe des RDS-TMC-Protokolls ins Navigationssystem
eingespeist. Dank Digital-Technik wird künftig über das so genannte
TPEG-Protokoll ein weitaus umfangreicherer Informationsfluss ermöglicht. Dem
Navigationssystem können erheblich mehr Daten in ständig aktualisierter Form
geliefert werden. Es warnt den Fahrer dann nicht mehr nur vor Staus auf der
gerade befahrenen Strecke, sondern auch über alle weiteren
Verkehrsbehinderungen, die seine Reiseplanung betreffen könnten. Detaillierte
Informationen über Ort und Art der Behinderungen oder Gefahren – etwa
Nebelfelder oder Wanderbaustellen – ermöglichen es dem System, den Fahrer in
geeigneter Weise zu warnen und, wenn möglich, alternative Routen zu berechnen
und zu empfehlen.
Brückenschlag zwischen PC- und Fahrzeugelektronik.
Ähnlich wie analoge Radio-Geräte für den Empfang von DAB-Signalen ungeeignet
sind, muss auch die Navigationstechnik zunächst einmal an die neuen Formen und
Möglichkeiten des Datentransfers angepasst werden. Dafür wäre nach bisherigem
Muster die Entwicklung einer komplett neuen und speziell auf die Erfordernisse
der Navigation ausgerichteten Technologie erforderlich. Allerdings werden
digitale Verkehrsinformationen nicht die einzige Neuheit auf dem Gebiet der
Kommunikations- und Unterhaltungs-IT bleiben, die den Weg ins Automobil findet.
Folglich erscheint es sinnvoll, eine Grundlage zu schaffen, auf der die
Datenübertragung und -verarbeitung für Funktionen aller Art im Fahrzeug
verwirklicht werden kann. Die von der BMW Car IT entwickelte Plattform bildet
diese Basis. Sie verfügt über die für PC üblichen Schnittstellen wie USB oder
Ethernet, ermöglicht aber auch den Zugang zu den in der Fahrzeugelektronik
gebräuchlichen Datenübertragungskanälen MOST und CAN. Damit ermöglicht sie einen
Brückenschlag zwischen Business- und Fahrzeug-IT. Diese Verbindung muss künftig
nicht immer wieder aufs Neue geschaffen werden. Der erste und überaus aufwändige
Schritt bei der Implementierung neuer Funktionen ist stets bereits getan.
Auf dieser Grundlage kann umgehend ein Prototyp der neuen Anwendung entstehen.
Aus diesem Grund sprechen die Spezialisten der BMW Car IT auch von einer Rapid
Prototyping Plattform.
Kurze Entwicklungszeiten dank früh verfügbarer Prototypen.
Die universelle Einsatzmöglichkeit der neuen Plattform beschleunigt den
weiteren Entwicklungsprozess ganz erheblich. Dabei besteht die besondere
Herausforderung darin, die eintreffenden Daten so aufzubereiten, dass sie für
die Darstellung und Nutzung im Fahrzeug geeignet sind. Informationen müssen im
Control Display sichtbar gemacht werden, Einstellungen müssen über den iDrive
Controller aktiviert werden können. Die frühzeitige Verfügbarkeit eines
Prototypen versetzt die Entwickler in die Lage, neue Anwendungen von Beginn an
so zu konfigurieren, dass sie den in der Praxis gestellten Anforderungen
entsprechen.
Dass diese Anpassung von elementarer Bedeutung ist, lässt sich am Beispiel
von BMW Online anschaulich illustrieren. Prinzipiell ist mit Hilfe von WLAN-
oder UMTS-Verbindungen auch im Automobil die Internet-Nutzung mit Hilfe eines
konventionellen Laptops möglich. Allerdings ist der Gebrauch eines tragbaren
Computers während der Fahrt keine realistische Option.
Um die Ablenkung des Fahrers vom Verkehrsgeschehen auf ein Minimum zu
reduzieren, wurde BMW Online daher speziell für die Bedienung über iDrive
konzipiert. Anstelle von Tastatur und PC-Maus genügen die standardisierten
Bewegungen des iDrive Controllers zur Nutzung des Online-Dienstes.
FLUID macht neue Funktionen im Control Display sichtbar.
In ähnlicher Weise müssen auch künftige Funktionen auf die Bedienung im
Fahrzeug abgestimmt werden. Die Voraussetzungen dafür sind mit der neuen
Entwicklungsplattform gegeben. Ihre grafische Benutzeroberfläche FLUID (Flexible
User Interface Development) ist die Schlüsselkomponente für die Entstehung von
Prototypen einer neuen Anwendung. FLUID ermöglicht die schnelle und flexible
Implementierung von Funktionen jeder Art in eine Benutzerumgebung, die der Optik
des Control Displays und der Haptik des iDrive Controllers entspricht. Dank des
sofort verfügbaren Prototypen können sich die Entwickler umgehend mit den
praxisrelevanten Fragen beschäftigen. Sollen die eingehenden Informationen mit
Hilfe von Grafiken oder Texten dargestellt werden? Welche Farben und Symbole
sind auf Anhieb verständlich? Kann die Auswahl von Detailinformationen
sinnvoller über eine Dreh- oder eine Schiebe-Bewegung am Controller ausgeführt
werden? FLUID gewährleistet in dieser Entwicklungsphase, an der neben
Softwaretechnikern unter anderem auch Ergonomie-Spezialisten, Psychologen und
Grafik-Designer beteiligt sind, eine vollständige Flexibilität. So kann
beispielsweise für die Konfiguration der Verkehrsmeldungen über DAB eine
grenzenlose Zahl von Varianten der Farbgestaltung, Grafikanordnung oder
Aktivierungsbewegungen ausgetestet werden.
Mit der neuen Entwicklungs- und Implementierungs-Plattform sorgen die
Spezialisten der BMW Car IT nicht nur für eine Beschleunigung des
Entwicklungsprozesses. Das schnelle Prototyping fördert auch die Zuverlässigkeit
der neuen Funktionen und ermöglicht eine flexible Konfiguration einschließlich
Erweiterungsoptionen. Im Rahmen der zur Verfügung stehenden Grafik-Darstellungen
und Bedienelemente kann jede neue Funktion perfekt auf die Anwendung im Fahrzeug
angepasst werden. Bei Bedarf sind auch später Ergänzungen mit vergleichsweise
geringem Aufwand implementierbar.
Quelle: BMW Presse-Information vom 10.07.2006
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