Die neue BMW HP2 Sport. 3. Entwicklung, Technik und Design.
Die neue BMW HP2 Sport erweitert die HP Modellreihe von BMW Motorrad. In der
Basis stammt sie von der BMW R 1200 S ab. Abgesehen von bewähr-ten Konzepten wie
BMW Motorrad Telelever und EVO-Paralever sowie Kardanantrieb wurden jedoch
nahezu alle Komponenten neu entwickelt oder zumindest weitgehend modifiziert.
Gewichtsersparnis, Leistungssteigerung sowie die kompromisslos sportliche
Auslegung standen für die Entwickler ganz vorne im Lastenheft.
BMW HP2 Sport
Ein eingeschworenes Spezialistenteam aus routinierten Rennfahrern, Ingenieuren
und Mechanikern, deren Herz für den Boxer schlägt und die
sich auch privat dem Motorsport verschrieben haben, entwickelten dieses neue
Modell bei BMW Motorrad. Dabei flossen auch die Erfahrungen ein,
die das Team BMW Motorrad Motorsport mit dem Rennboxer unter anderem
im Rahmen einiger Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft 2007 gesammelt hat.
DOHC-Zylinderköpfe, Ventilbetätigung über Schlepphebel.
Um höhere Drehzahlen zu erreichen, wurden die Zylinderköpfe des Boxers komplett
neu gestaltet und neben den üblichen Tests zusätzlich im Langstreckeneinsatz
ausgiebig erprobt. Zwei oben liegende, kettengetriebene Nockenwellen (DOHC) und
über sehr leichte Schlepphebel betätigte Ventile ermöglichen nun eine
Höchstdrehzahl von 9 500 min–1. Die vier radial angeordneten Ventile sorgen
jeweils für sehr kompakte Brennräume, so dass auf die zweite Zündkerze, wie sie
bei den R-Modellen bislang zum Einsatz kommt, verzichtet werden kann. Das
Verdichtungsverhältnis beträgt 12,5:1.
BMW HP2 Sport, dohc Ventiltrieb
Als Kraftstoff für die optimale Performance empfiehlt sich Super Plus mit 98 ROZ;
das Motorrad kann jedoch auch mit Super 95 ROZ betrieben werden.
Die horizontale Anordnung der Nockenwellen bedingt zwei Besonderheiten: Jede der
Wellen steuert ein Ein- und ein Auslassventil und die Nocken sind konisch
geschliffen. Um einen höheren Gasdurchsatz zu erreichen, wurde der
Ventilteller-Durchmesser von 36 auf 39 Millimeter (Einlass) beziehungsweise von
31 auf 33 Millimeter (Auslass) vergrößert. Die Einlasskanäle wurden maschinell
optimiert. Der Ventilspielausgleich erfolgt wie bei den
K 1200-Motoren über Shims.
Die Zylinderkopfhauben sind aus Karbon gefertigt und mit leicht austauschbaren
Schleifpads aus PA6 Hartkunststoff bestückt.
Hochfeste und leichtgewichtige Schmiedekolben.
Das Bohrungs- und Hubverhältnis ist beim HP2-Boxer unverändert. Neu sind die
hochfesten, gewichtsreduzierten Schmiedekolben und die entsprechend angepassten
Pleuel. Im Zusammenspiel mit der neuen Saugrohranlage, die über kurze
Ansauglufttrichter verfügt, entwickelt das Triebwerk eine Spitzenleistung von
über 96 kW/130 PS bei 8.750 min–1 und ein Drehmoment-Maximum von 115 Nm bei
6.000 min–1.
Zwei parallel durchströmte und hintereinander geschaltete Ölkühler.
Damit der Sport-Boxer unter allen Bedingungen thermisch gesund arbeitet, kommen
zwei hintereinander positionierte und parallel durchströmte Ölkühler zum
Einsatz.
Die BMW Niere in der Frontverkleidung wurde im Windkanal optimiert und sorgt für
eine effektive Anströmung des Doppelölkühlers.
Edelstahl-Auspuffanlage mit aktiver Abgasklappe.
Die komplett aus Edelstahl gefertigte 2-in-1 Auspuffanlage ist erstmals
unter der Ölwanne verlegt. Diese Konfiguration gewährleistet im Fahrbetrieb
maximale Schräglagen. Eine Abgasklappe vor dem Doppelendrohrschall-dämpfer im
Heck, die von einem elektronisch gesteuerten Servomotor via Seilzug betätigt
wird, sorgt für einen fülligeren Drehmomentverlauf.
Die Reduzierung der Abgas-Emissionen ermöglicht ein geregelter Katalysator.
Sauerstoff-Sensoren in beiden Krümmerrohren überwachen den Lambda-Wert und
stellen über den gesamten Drehzahlbereich eine optimale Gemisch-zusammensetzung
sicher.
BMW HP2 Sport, Carbonteile
Ein Beispiel für die große Liebe zum Detail, die sowohl Entwicklung als auch
Fertigung der BMW HP2 Sport prägt, sind die Auspuffaufnahmen am einteiligen,
selbsttragenden Carbon-Heck. Diese sind hitzeentkoppelt und kompensieren
zugleich die Längenänderung der Abgasanlage bei Erwärmung und Abkühlung. Der
Höcker weist zudem ausgeklügelte Lüftungsöffnungen
auf, damit die Hitze vom Underseat-Auspuff effektiv abgeleitet werden kann.
Weitere Merkmale der Auspuffanlage sind das überaus attraktive Design sowie der
beeindruckende Boxer-Sound, der dem großvolumigen Schalldämpfer entweicht.
Enger gestuftes Sechsgang-Getriebe.
Im Vergleich zum Getriebe der BMW R 1200 S sind der erste und zweite Gang länger
übersetzt, so dass die Gangspreizung geringer ausfällt. Dies hat einen kleineren
Drehzahlabfall nach dem Hochschalten zur Folge. Auch diese Auslegung ist ein
typisches Rennsport-Feature, von dem die fahrdynamischen Eigenschaften
profitieren.
Direkt aus dem Rennsport: Schaltassistent.
Ein weiteres reinrassiges Rennsport-Detail ist der serienmäßige Schaltassistent
der BMW HP2 Sport, der auch als Schaltautomat bezeichnet wird. Das
System erlaubt ein schnelles Hochschalten ohne Gaswegnahme oder
Kupp-lungseinsatz. Betätigt der Fahrer den Schalthebel, nimmt die elektronische
Motorsteuerung den Zündwinkel zurück und blendet die Einspritzung aus. Damit
wird der Antriebsstrang für den Gangwechsel „lastarm“ und es wird ein schnelles
Schalten ohne Kupplungsbetätigung möglich. Der Schaltassistent arbeitet sowohl
bei normalem, als auch bei für den Renneinsatz auf Wunsch umgekehrtem
Schaltschema (Drucksensor als Sonderzubehör). Betätigt der Pilot hingegen die
Kupplung, bleibt das System inaktiv. Die Entscheidung,
ob der Schaltassistent eingesetzt wird, überlässt die BMW HP2 Sport folglich
immer dem Fahrer.
Modifizierte Rahmenkonstruktion.
Der Stahlrohr-Mittelrahmen stammt von der BMW R 1200 S, wurde aber im Bereich
der Aufnahmepunkte an das neue einteilige und selbsttragende
CFK-Heck angepasst.
Telelever mit Öhlins-Sportfederbein.
BMW HP2 Sport, Schmiederad, Öhlins- Fahrwerk
Die Vorderradführung wird von der bewährten und stabilen Telelever-Konstruktion
übernommen. Deren Längslenker stützt sich über ein speziell abgestimmtes
Öhlins-Sportfederbein mit Ausgleichsbehälter ab, das in Zug- und
Druckstufendämpfung sowie in der Federvorspannung einstellbar ist.
Über die erweiterte Fläche im Bereich der Tauchrohr-Klemmung in der unteren
Gabelbrücke ist zudem eine Fahrzeughöhen-Feinabstimmung möglich.
Edle Komponenten aus gefrästem Aluminium.
Die obere Gabelbrücke sowie die beiden in der Kröpfung verstellbaren,
angeflanschten Lenkerstummel sind edle, geschmiedete und überfräste
Aluminium-Teile. Hier finden sich auch der Hauptbremszylinder und der
Kupplungsgeberzylinder mit radialer Pumpenanlenkung, die, wie im Rennsport
üblich, über schnell lösbare Klemmfäuste fixiert sind.
EVO-Paralever mit Öhlins-Sportfederbein.
Auch die Paralever-Hinterradführung stammt aus der BMW R 1200 S, verfügt in der
BMW HP2 Sport jedoch über ein in allen Belangen einstellbares
Öhlins-Sportfederbein mit Ausgleichsbehälter. Dank der ins Federbein
integrierten Längenverstellung lässt sich die Fahrzeughöhe auch hinten
variieren. Somit kann die Fahrwerksgeometrie der BMW HP2 Sport individuell für
verschiedene Rennstrecken optimiert werden.
Jede BMW HP2 Sport verfügt serienmäßig über einen exklusiven Werkzeug-satz, mit
dem sämtliche Einstellungen an den Fahrwerkskomponenten vorgenommen werden
können.
Exklusive Schmiederäder und Rennsportbereifung.
Die BMW HP2 Sport rollt auf eigens entwickelten, gewichts- und
festigkeitsoptimierten sowie überfrästen Schmiederädern der Dimension
3,5 x 17“ beziehungsweise 6,0 x 17“. Diese sind wesentlich leichter als
kon-ventionelle Gussräder, besitzen aber eine vergleichbar hohe Stabilität. Von
den geringeren rotierenden Massen profitieren die Handling-Eigenschaften enorm.
Der Sport-Boxer lässt sich extrem leicht in Kurven einlenken und erlaubt überaus
schnelle Richtungswechsel.
Die Schmiederäder sind serienmäßig mit Sportreifen im Format 120/70 ZR17 vorn
und 190/55 ZR17 hinten bestückt. Diese gemeinhin ausschließlich auf Rennstrecken
– beispielsweise im Rahmen der Supersport-Meisterschaft –eingesetzten Pneus
namhafter Hersteller sind für den Straßenbetrieb homolo-giert. Die Ingenieure
entschieden sich für einen 55er Reifenquerschnitt, da dieser in den
Gesamteigenschaften bei Tests die besten Ergebnisse erreichte.
Brembo Monoblock-Rennbremsanlage.
Kompromisslos sportlich präsentiert sich auch die Bremsanlage der neuen BMW HP2
Sport. Vorn kommen einteilige, radial montierte Vierkolben-Bremssättel von
Brembo zum Einsatz, die die beiden 320 Millimeter großen Scheiben kraftvoll in
die Zange nehmen. Die Radialverschraubung erfolgt über einen neuen Gussfuß am
Telelever-Unterteil. Das Hinterrad wird von einem Doppelkolben-Schwimmsattel
verzögert. Selbstverständlich erfolgt die hydraulische Ansteuerung der
Bremszangen über hochwertige, stahlarmierte Bremsleitungen.
Modifiziertes, abschaltbares BMW Motorrad ABS auf Wunsch.
BMW HP2 Sport, Monoblock-Rennbremsanlage
Optional bietet BMW Motorrad ein an den sportlichen Einsatz angepasstes ABS an.
Das System wurde bezüglich seiner Funktion gegen das Abheben des Hinterrades
optimiert. Ein zusätzlicher Drucksensor im vorderen Bremskreis ermöglicht eine
feinfühligere Regelung des Systems und verhindert, dass das Steuergerät die
Vorderradbremse bei stark entlastetem Hinterrad allzu früh öffnet. Gleichwohl
kann das ABS für den Rennstreckeneinsatz abgeschaltet werden.
Rennsportliche Ergonomie.
Schon zu Beginn der Entwicklung stand die Sitzposition im Fokus der Ingenieure.
Im Vergleich zur BMW R 1200 S rückte der Fahrer näher an den Lenker, so dass
sich eine deutlich versammelte, in Richtung Vorderrad orientierte Sitzhaltung
hinter der schmalen Verkleidung ergibt. Die extrem schlanke Gestaltung im
Tankbereich begünstigt zudem die Gewichtsverlagerung (Hanging-off) beim Einsatz
auf der Rennstrecke.
Der BMW HP2 Sport kommen auch hier die Erfahrungen aus dem Langstrecken-Sport
zugute, wo es nicht nur auf Speed, sondern auch auf Durchhaltevermögen ankommt.
Da der Pilot einen renntauglichen,
aber vergleichsweise entspannten Arbeitsplatz vorfindet, bietet der neue
BMW Sport-Boxer echte Endurance-Qualitäten.
Verstellbare Fußrastenanlage.
BMW HP2 Sport, verstellbare Fußrastenanlage, Schaltassistent
Zu den edlen Rennsport-Komponenten zählt die verstellbare Fußrastenanlage aus
gefrästem, hochfestem Aluminium. Über einen Exzenter lassen sich
die Fußrasten in der Höhe sowie nach vorn oder hinten verstellen. Raststufen
sorgen dafür, dass auf beiden Seiten eine identische Einstellung möglich ist.
Daneben erlauben die ebenfalls voll einstellbaren Brems- und Schalthebel
eine optimale Positionierung der Bedienelemente.
Verstellbare Lenkerstummel und Magura Handarmaturen.
Auch die Lenkerstummel aus gefrästem Schmiedealuminium sind ideal positioniert
und lassen sich in der Kröpfung verstellen. Die Magura Radial-Handarmaturen
ermöglichen eine Handhebel-Weiteneinstellung für
Bremse und Kupplung.
Verkleidung komplett aus CFK.
Sämtliche Verkleidungsteile der BMW HP2 Sport sind aus Carbon gefertigt, wobei
das einteilige Heck sowie die Frontverkleidung als selbsttragende Elemente
ausgeführt sind. Letztere baut deutlich schmaler als bei der
BMW R 1200 S und beherbergt einen leichten und leuchtstarken
Halogen-Doppelscheinwerfer mit Freiformflächen-Reflektoren. Zu den besonderen
Details zählt der Kennzeichenträger der BMW HP2 Sport: Er lässt sich
samt Heckleuchte und Blinker vor dem Rennstreckeneinsatz mit wenigen Handgriffen
leicht entfernen.
Feinschliff im Windkanal.
Wie jedes BMW Motorrad erhielt auch die neue BMW HP2 Sport ihren letzten
Feinschliff im Windkanal. Dabei wurden nicht nur Komponenten wie die
Verkleidungsscheibe und die neuen Rückspiegel in aerodynamischer Hinsicht
optimiert. Besonderes Augenmerk legten die Ingenieure auf die Kühlluftströmung
für den Motor. So leitet der Motorspoiler den Fahrtwind gezielt an
die Auslass-Seite der Zylinderköpfe, während die BMW Niere in der
Frontverkleidung eine effektive Anströmung des Doppelölkühlers gewährleistet.
Ausgeklügelte Lüftungsöffnungen im Carbon-Heck sorgen schließlich
dafür, dass die Hitze der Underseat-Auspuffanlage wirksam abgeleitet wird.
Rennsportliches Infozentrum: GP-Dashboard von 2D Systems.
Ein echtes Highlight für alle Rennsport-Enthusiasten ist das serienmäßige
Dashboard im Cockpit der BMW HP2 Sport. Es wurde im Zusammenarbeit mit der
renommierten Firma 2D Systems entwickelt, die ihre Systeme zur Datenerfassung
und -analyse auch im GP-Rennsport einsetzt. Das System verfügt über ein großes,
gut ablesbares Digital-Display und arbeitet mit verschiedenen Modi. Die
Bedienung erfolgt über zwei Schalter an der linken Lenkerarmatur.
BMW HP2 Sport, 2D Systems Dashboard
Im Road-Modus kann der Pilot typische Informationen wie Drehzahl,
Geschwindigkeit, Uhrzeit, Kilometerstand, Restreichweite und Fahrzeit auf
dem Display ablesen und erfährt unterstützende Informationen in der
Warmlaufphase des Motors.
Im Race-Modus liefert der Bildschirm beispielsweise Angaben zu Runden-zeiten,
Maximaldrehzahl, Topspeed oder Anzahl der Schaltvorgänge. Die gespeicherten
Daten lassen sich auch mit einem Laptop auslesen. Zudem verfügt das Dashboard im
oberen Bereich über acht frei programmierbare LEDs, die als Drehzahlanzeige oder
Schaltblitz genutzt werden können. Neben weiteren Funktionen sind auch die
Display-Anzeigen frei programmierbar.
Schließlich bietet das GP-Dashboard zahlreiche Erweiterungsmöglichkeiten.
So können Laptimer mit Sende-/Empfangseinheit, GPS-Tracking oder Daten-logger
über einen freien Eingang angeschlossen werden.
Anlehnung an BMW Motorrad Motorsport Design.
Die Verkleidung der neuen HP2 Sport ist zum großen Teil in Sicht-Carbon
ausgeführt und wurde durch weiße Lackierungen an Motorspoiler,
Heck, Kotflügel und Seitencover an das BMW Motorrad Motorsport Design angelehnt.
Der Motorspoiler trägt den zweifarbigen „HP2“-Schriftzug. Gitterrohrrahmen sowie
Felgen sind in der Farbe BMW Motorrad Motorsport Blau lackiert.
Quelle: BMW Presse-Information vom 28.09.2007
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