Innovationstag 2006: BMW Fahrerassistenzsysteme. 3. BMW Group Forschungs-
und Entwicklungskompetenz
3.4 Höhere Funktionalität durch gemeinsame Datennutzung: Rapid Prototyping
für Fahrerassistenzsysteme.
In der Automobiltechnik ist es derzeit noch üblich, für jedes
Fahrerassistenzsystem spezielle Geräte einschließlich ihrer Sensoren zu
entwickeln. Bei der Erfassung und Auswertung der Daten sowie der Weitergabe
entsprechender Signale an den Fahrer oder Fahrzeugkomponenten agiert jedes
System weitgehend eigenständig. Um für den Kunden einen Mehrwert zu schaffen,
sollen zukünftige Fahrerassistenzsysteme stärker miteinander interagieren.
Spezialisten der BMW Group und der BMW Car IT arbeiten daher an einer
Integration von Fahrerassistenzsystemen, die weit über die schon heute
praktizierte Vernetzung einzelner Funktionen hinausgeht. Vorgesehen ist, einer
möglichst großen Zahl von Systemen den Zugriff auf Daten zu gewähren, die auf
unterschiedliche Weise erfasst und anschließend zentral interpretiert werden. Zu
diesem Zweck wurde eine Prototyping Plattform entwickelt.
Mit ihr wird definiert, auf welche Weise neue Assistenzsysteme mit den
zentral zur Verfügung gestellten Daten versorgt werden können. Auf dieser
Grundlage lassen sich neue Fahrerassistenzsysteme erheblich schneller
implementieren und zur Marktreife entwickeln als mit dem bislang üblichen
Vorgehen bei Einzelsystemen.
Weil die Zahl der sicherheits- und komfortrelevanten Fahrerassistenzsysteme
immer weiter steigt, gewinnt die funktionsübergreifende Mehrfachnutzung von
Sensoren, wie beispielsweise bei Radaren, und auch Kameras an Bedeutung. Die
Kombination dient jedoch nicht allein der Effizienz im Entwicklungsprozess. Sie
ebnet zugleich auch den Weg zu einer neuen Dimension der Funktionalität. Durch
die Kombination der Fähigkeiten mehrerer Assistenzsysteme lässt sich in Zukunft
noch mehr Sicherheit, mehr Dynamik und mehr Komfort erzielen.
Daten unterschiedlicher Art ergeben ein Gesamtbild.
Bislang ist die Zahl der Sensoren, mit denen die Fahrsituation sowie
Fahrzeugzustand und -umgebung erfasst werden, mit der Einführung jedes neuen
Assistenzsystems gestiegen. Die Ursache dafür liegt auch an den
unterschiedlichen Eigenschaften der verschiedenen Sensoren, zu denen Radar-,
Kamera-, Ultraschall-, Infrarot- und andere Systeme gehören. Grundsätzlich gilt
beispielsweise, dass Radarsensoren besonders gut geeignet sind, um Abstände
exakt zu vermessen, Form und Größe von Objekten jedoch nur vage abbilden.
Kameras erfassen dagegen die Kontur eines Hindernisses besonders genau, nicht
jedoch die Distanz zum Fahrzeug. Die von der BMW Car IT entwickelte Prototyping
Plattform bietet nun die Voraussetzung, aus den auf verschiedenen Wegen
generierten Daten ein Gesamtbild über die Fahrsituation und die Umgebung des
Fahrzeugs zu erstellen. Auch neue Übertragungswege – etwa die Kommunikation von
Fahrzeugen untereinander – können dabei berücksichtigt werden. Unabhängig von
ihrer Erhebungsart werden alle Daten zentral interpretiert.
Die aus dieser Interpretation gewonnenen Informationen sind dann für alle
Assistenzsysteme abrufbar. Dabei wird zugleich definiert, welche Informationen
für die entsprechende Funktion relevant sind. Die Vernetzung der gesammelten
Daten ermöglicht es beispielsweise, in der zentralen Auswertung mit hoher
Präzision bewegliche Objekte von starren Hindernissen wie Fahrbahnbegrenzungen
oder geparkten Fahrzeugen zu unterscheiden.
Widersprüche vermeiden, Potenziale kombinieren.
Ein weiteres wichtiges Ziel der Entwickler ist es, widersprüchliche
Reaktionen zweier Assistenzsysteme zu verhindern. Dazu könnte es kommen, wenn
Daten unterschiedlich interpretiert werden. Dagegen könnte die Nutzung von
zentral ausgewerteten Daten dazu führen, dass sich das Potenzial mehrerer
Assistenzsysteme kombinieren lässt.
Die von der BMW Car IT entwickelte Prototyping Plattform unterstützt auch die
Kooperation mit Zulieferern. Die Implementierung neuer Assistenzsysteme wird
wesentlich erleichtert, weil die Art des Zugriffs auf Informationen bereits
vorgegeben ist. Anhand der Prototyping Plattform lassen sich neue Anwendungen
passgenau auf das Gesamtsystem zuschneiden.
Quelle: BMW Presse-Information vom 10.07.2006
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