Kategorie: Formel1 11.08.2009
Ist das Lebenswerk von Peter Sauber zerstört?
Alle Formel 1-Teams haben mit Ausnahme der BMW-Sauber AG das neue Concorde
Agreement unterschrieben. Eine Piratenserie neben der Formel 1 ist damit
endgültig vom Tisch. Der Streit zwischen der Teamvereinigung FOTA und der FIA
ist beigelegt. Die gute Nachricht: Alle Formel-1-Teams haben mit Ausnahme der
BMW-Sauber AG das neue Concorde Agreement unterzeichnet. „Die Teamvereinigung
FOTA begrüßt den Abschluss der Verhandlungen, die jetzt letztlich zur
Unterzeichnung des 2009er-Concorde-Agreements geführt haben“, teilt die FOTA in
einer Presseerklärung mit.
Hintergrund: Das von allen Teams, der FIA und der Formula One Administration
FOA unterschriebene Concorde Agreement bildet die Grundlage für die
kommerziellen und regulativen Richtlinien, während sich die Teams bis Ende 2012
zur Teilnahme an der Formel-1-Weltmeisterschaft verpflichten. Die aktuellen
Teams (Ferrari, Toro Rosso, Red Bull, Williams, Force India, McLaren Mercedes,
Renault, Toyota und Brawn) und die drei neuen Teams (Campos, Manor, US F1)
werden ab 2010 an den Start gehen.
„Die Formel-1-Teams haben aus freien Stücken ein eigenes Abkommen getroffen,
welches sicherstellt, dass der ursprüngliche Weg der FOTA zur weiteren
Kostensenkung weiterhin beschritten wird, bis hin zu einem Kostenniveau der
frühen 1990er-Jahre“, verkündet die FOTA. Und der neuen Formel-1-Kommission wird
künftig eine Schlüsselrolle bei möglichen Veränderungen in der Formel 1
zukommen. – Alleingänge eines FIA-Präsidenten macht das unmöglich. Die FOTA will
das Interesse der Formel 1 langfristige sichern: auf den besten Rennstrecken
fahren, viele Zuschauer anlocken und die Reichweite der F1 ausbauen.
Die Basis für eine Formel 1 ohne öffentliche Streitereien scheint geschaffen.
Auch ein Ausstieg von Renault und Toyota ist nach der Unterschrift vor 2012 kaum
möglich. Nur BMW Sauber F1 hat seinen Absprung gerade noch geschafft, eben vor
dem Stichtag der beide Seiten verpflichtenden Unterschrift. Über die Gründe ist
bereits berichtet worden. Diese mögen aus unternehmerischer Sicht der BMW AG
verständlich sein. Aber warum hat der Vorstand einem Rückkauf an Peter Sauber,
der 20 Prozent an der BMW-Sauber AG hält, nicht schnellstmöglich zugestimmt?
„Nach der Ankündigung durch BMW, zum Saisonende 2009 aus der Formel 1
auszusteigen, habe ich versucht, das Team zu übernehmen und zu retten. Die
Verhandlungen mit BMW sind jedoch gescheitert, weil die Forderungen für mich
ganz einfach viel zu hoch waren“, sagt Peter Sauber (65) in einer Stellungnahme.
„Als Folge davon konnte ich auch nicht das Concorde Agreement unterschreiben,
was Zahlungen in Millionenhöhe garantiert und die Zukunft des Teams gesichert
hätte“, erläutert der Schweizer. Noch bis zum Stichtag hätte ein Nachfolgeteam
an die Stelle von BMW Sauber F1 treten können und wäre in den Genuss eines gut
gefüllten Vermarktungstopfes gekommen – einem Neuling wird dies wohl nicht
gewährt.
Ist das Lebenswerk von Peter Sauber zerstört? – „Das ist für mich der
bitterste Tag in meiner 40-jährigen Motorsportkarriere. Es ist auch ein herber
Rückschlag für das Team. Es geht jetzt darum, nach weiteren Lösungen zu suchen.
Die Verantwortung dafür liegt in den Händen von BMW“, sagt ein unglaublich
enttäuschter Peter Sauber. Hintergrund: Er will die rund 400 Arbeitsplätze der
BMW-Sauber AG am Standort in Hinwil retten.
Und es macht durchaus Sinn, den Formel-1-Betrieb mit dem jahrelangen Know-how
unter neuer Führung weiterleben zu lassen – an Interessenten soll es jedenfalls
nicht mangeln. Die FOTA hat bereits signalisiert, ”alle Bemühungen zu
unterstützen, die es der BMW-Sauber AG ermöglicht, ebenfalls Teil des neuen
Concorde Agreement zu sein“.
Dass BMW aus der Formel 1 ausgestiegen ist, ist die eine Sache, die andere
ist die Frage, warum man dem langjährigen Weggefährten Peter Sauber nun Steine
in den Weg wirft? – Sauber, der in der Schweiz ein sehr hohes Ansehen genießt,
hat nicht nur eine ganze Nation hinter sich, sondern auch jene Menschen, die ihn
jemals kennen und schätzen gelehrt haben.
Deutlicher denn je wird, dass kühles Konzerndenken nicht mit den
geschäftlichen Prinzipien eines Peter Sauber übereinkommen. Bis heute hat es
keine Einigung über den Verkauf des Teams am Standort Hinwil gegeben, die Zeit
drängt. BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen erklärt: „Der uns vorgegebene enge
Zeitrahmen hat nicht ausgereicht, um mit den Interessenten und Investoren eine
Lösung für solch eine komplexe Transaktion zu finden.“ – Zu diesem Argument
passt der plötzliche Abgang von BMW von der Formel-1-Bühne gut.
Von Peter Hartmann
Quelle: ar/automobilreport.com/Peter Hartmann
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