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Zitat von Moistä
Ich hab in diesem Thread schon lange nix mehr geschrieben aber ......
Ich versuche mal, ein paar Fakten darzulegen und diese zu erklären.
1. E85 bringt bei nicht abgestimmten Motoren keine Mehrleistung! Eher weniger!
2. Der Spritverbrauch ist höher!
3. Das Gemisch ist bei Volllast und bei kaltem Motor zu mager! Dadurch kann ein Motorschaden entstehen!
4. E85 schadet keineswegs irgendwelchen Leitungen.
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Das alles stimmt mit Verlaub weitestgehend nicht und ist eine Mixtur von Halbwahrheiten, zu deren Aufklärung ich beitragen möchte.
Ich teste seit längerer Zeit Ethanol, habe mich intensiv mit dem Thema beschäftigt und habe ein Ethanol Steuergerät in meinem 730 M30.
zu 1. Was heißt den "nicht abgestimmte Motoren"? Ein Motor der auf Super eingestellt ist verträgt Ethanol besser als ein auf Normalbenzin eingestellter Motor, da Ethanol wie du richtig schreibst eine bessere Klopffestigkeit hat.
Worauf es aber ankommt ist, wie du auch richtig schreibst das das Kennfeld den aus dem Ruder laufenden Lambdawert korrigiert bekommt. Deswegen kann man in fast allen benzingetriebenen Fahrzeugen ohne Umrüstung mit Beimischung von E85 fahren und nur in manchen mit 100% E85.
Ich habe das in meinem 730 M30 ohne Umrüstung probiert. Geht problemlos, bringt aber einen Spritverbrauch von 18 Litern, da Lambda aus dem Regelbereich ist und die Motorsteuerung auf das Kennfeld für "Lambda ausgefallen" geht. Also voll fett. Mit geringerer Beimischung von ca. 50%, also Hälfte E85 und normaler Kraftstoff geht es aber. Ich habe das am Motortester nachvollzogen.
Mit einem Ethanolsteuergerät hingegen, geht ein 100% Einsatz von E85, weil die nichts anderes machen als den Einspritzimpuls um den Faktor 1,3 zu verlängern damit die Motorsteuerung wieder in den Regelbereich kommt. Damit hat man dann einen ca. 1-1,5 Liter höheren Spritverbrauch und spart eine Menge Geld. Mann kann dann Sprit und Ethanol einfach mischen oder eines von beiden pur fahren.
Und eine Mehrleistung bringt Ethanol durch den höheren Klopfwert. Ethanol hat zwar eine geringere Energiedichte was ja durch den Faktor ca. 1,3 ausgeglichen werden muss, hat aber einen viel höheren Oktanwert. (ca. 104) Und die mehr Oktan merkt man. Der Motor läuft seidiger und hat gefühlt mehr Leistung. Natürlich nicht Unmengen aber er läuft einfach einen Tick besser. Hingewiesen sei nur darauf das im Rennsport häufig Ethanol gefahren wird. Und das sicher nicht wegen der Umwelt oder den Kosten..
Zu 2. Ja stimmt, ca. 1-2,5 Liter mit entsprechendem Steuergerät bzw. mit einer Motorelektronik die das kann. Stichwort FFV. Das spart eine Menge Geld bei einer Spritpreisdifferenz von fast 50 Cent zwischen Super und E85. Ich habe ausgerechnet das ich das Steuergerät in 10.000km amortisiert habe.
Zu 3. Das ist völliger Blödsinn bzw. nachgeplappert. Das Problem was man haben kann ist folgendes:
Die Motorsteuerung muss, wie bereits beschrieben mehr Kraftstoff einspritzen um auf Lambda 1 zu kommen. Die Steuergeräte machen das einfach erklärt wie folgt:
Es wird einfach 1,3 mal mehr Kraftstoff eingespritzt und gekuckt wo Lambda landet. Ist Lambda bei 0,7 weil zum Beispiel normaler Sprit im Tank ist, regelt das Steuergerät nach und zwar so lange bis Lambda 1 anliegt. Liegt Lamda bei 1,2 weil Ethanol im Tank ist regelt das Motorsteuergerät nach und ist im Kennfeld. Dadurch wird einfach nur der normale Bereich des Kennfeldes erweitert und das Auto funktioniert problemlos. Deswegen ist es dann auch egal ob man 100% Ethanol oder 50% oder 100% Benzin fährt.
Das was du meinst passiert sich nur dann, wenn die Einspritzanlage vom Kraftstoffdruck und der Größe der Einspritzventile bei Vollast schon bei 100% Einspritzmenge ist. Dann kann natürlich nicht 130% aus den Düse kommen und der Motor läuft bei Volllast zu mager. Das ist beim M30 Motor nicht so!! Da ist die Einspritzanlage großzügig genug dimensioniert. Außerdem kann man das Problem bei jedem Motor durch die Erhöhung des Kraftstoffdrucks also Einbau eines anderen Kraftstoffdruckreglers bzw. dem Einbau größerer Einspritzventile umgehen, hat dann aber unter Umständen den Nachteil das der Wagen auf normalen Sprit dann nicht mehr sauber läuft. Das heißt man sollte nicht einfach E85 fahren und dann Vollast auf die Autobahn. Sondern man sollte das vorher bei Vollast messen oder auf die Erfahrungen von anderen beim jeweiligen Motor bauen. Und ich würde immer vorher prüfen ob die Lambdasonde überhaupt sauber funktioniert und sie gegebenenfalls prophylaktisch tauschen. .
zu 4. Auch das stimmt so nicht. Es gibt Leitungen, vor allem Kraftstoffschläuche sehr alter Bauart, die Ethanol nicht ab können aber die kann man tauschen und es soll auch Kraftstoffpumpen geben die Ethanol, wegen der geringeren Schmierwirkung von Ethanol, nicht ab können. Allerdings in sehr seltenen Fällen.
Was allerdings passieren kann ist das man Ethanol tankt und sich die ganzen Ablagerungen im Kraftstoffsystem lösen, weil Ethanol eine stark reinigende Wirkung hat. Dann kann es sein das Kraftstofffilter, bzw. Einspritzdüsen verstopfen. Deswegen wird geraten den Kraftstofffilter 1000 Kilometer nach dem erstmaligen Einsatz von Ethanol einmalig, abweichend vom normalen Wechselintervall, zu tauschen und ggfl. ein Additiv zur Reinigung der Einspritzdüsen zu verwenden.
Und das Literweise Ethanol in das Öl fließt ist auch absoluter Bullshit. Es kann zwar das Problem im extremen Kurzstreckenverkehr geben, das Ethanol sich im Öl anreichert, wie das Benzin im Übrigen auch tut. Dann muss man eben einfach den Ölwechselintervall herunter setzen. Aber wenn das Auto normal gefahren wird gibt es dieses Problem genauso wenig wie bei normalem Kraftstoff.
Zum Schluss sei darauf verwiesen das in Brasilien die Leute seit 30 Jahren mit normalen Serienfahrzeugen Ethanol (E85) fahren und dies meistens ohne Umrüstung.
Einfach mal googeln. Da findet man Literatur bis zum Abwinken.