Probefahrt Mercedes S 600 neues Modell
Vor einigen Tagen hatte ich Gelegenheit, einen Mercedes S 600 des aktuellen Modells probezufahren. Die Inneneinrichtung wirkt im Hinblick auf die Materialien wesentlich hochwertiger als beim 7er BMW. Die Bedienung der S-Klasse ist in der Gesamtheit jedoch recht umständlich und gewöhnungsbedürftig. Hier ist man durch das iDrive verwöhnt. Die Bedienung des S-Mercedes gelingt nicht intuitiv, immer wieder fragt man sich nach dem Weg zur Funktion, viele Tasten und Knöpfe, auch die Funktion des Controllers gibt einem so manches Mal ein Rätsel auf. Das Head-Up-Display, das es nun endlich auch für die S-Klasse gibt, wirkt von den Informationen etwas überfrachtet, so wird u.a. auch die Ankunftszeit angezeigt, hier wirkt das HUD im BMW eindeutig ausgereifter. Ein wirklicher Hochgenuss ist die Burmester-Soundanlage.
Mit dem überarbeiteten Zwölfzylinder steht nun endlich ein Antrieb zur Verfügung, der zum Gesamtcharakter des Fahrzeugs wirklich passt. Nach dem Start fallen mir jedoch einige Vibrationen und ein etwas unrunder Motorlauf auf, was sich im Lauf der Fahrt verliert. Nun hat das Fahrzeug auch eine Start-Stop-Automatik, die ich nach einiger Zeit (wiederum nach Suchen des zuständigen Knopfes) abschalte.
Das Fahren ist mit diesem Motor ein Genuss. Man hat allerdings den Eindruck, dass der S 600 im direkten Vergleich zum 760er schwerfälliger wirkt und bei weitem nicht so vehement beschleunigt. Dies könnte an dem inzwischen veralteten Siebstufenautomaten liegen, der mir insgesamt aber nicht so negativ auffällt, wie er dies im S 500 vor einigen Monaten tat. Trotzdem unverständlich, dass im Flaggschiff nicht die Neunstufenautomatik verbaut wird. Die bekommt im S-Klassen-Bereich bisher nur der Maybach S 500.
Die Multikontursitze sind äußerst bequem, und es gelingt sehr schnell die richtige Einstellung zu finden. Die Sitzeinstellung ist gut gelöst. Vor allem die sich aufblasenden Sitzwangen, die einen in der Kurvenfahrt abstützen, sind etwas, das ich sehr mag. Völlig unverständlich ist und bleibt für mich, wie man in ein Fahrzeug dieser Preisklasse den Automatikwählhebel einbauen kann, den es in fast allen Mercedes-Modellen inzwischen gibt. Er fasst sich nicht gut an und wirkt wie ein Stück billiges Plastik. Beim Gesamtpreis des Fahrzeugs (LP 193.000 €) verstehe ich nicht, warum man es nicht vermocht hat, etwas Handschmeichelndes zu gestalten, zumal man das Teil ja immer wieder in der Hand hat. Das war der Hebel im Vorgängermodell, obwohl auch aus Plastik, bei weitem besser. Hier haben sich wohl die Controller mit ihrem Einsparambitionen in der Produktion durchgesetzt. Schade! Das sind Details an entscheidender Stelle, die den Gesamteindruck stören.
Das Magic-Body-Control-Fahrwerk reichte einige kurze Stöße recht ungefiltert weiter, insgesamt wirkt das Fahrwerk aber sehr ausgereift.
Mein Fazit: Ein insgesamt sehr gelungenes Fahrzeug, an die Bedienung würde man sich wahrscheinlich gewöhnen. Allerdings als ich dann wieder in meinen 760er einstieg, kam nicht der Wunsch auf, unmittelbar einen Wechsel vollziehen zu wollen. Dennoch stellt der S 600 zweifellos eine Versuchung dar. Der Umstand, dass der ausprobierte Wagen als Mietwagen bei Europcar gelaufen ist, hat mich dann auch etwas skeptisch gestimmt.
Gruß aus der Bundeszentrale
Tom
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