Kategorie: 5er BMW-Modellreihe: F10 25.11.2009
Weltpremiere der neuen BMW 5er-Limousine (Modell F10)
- Online-Weltpremiere am 23.11.09
- Presse-Weltpremiere am 24.11.09 im BMW Forschungs- und Innovationszentrum in München
- Einblick in den 5er-Designprozess
Am 23. November 2009 war es soweit: um 20 Uhr wurde die neue BMW 5er-Limousine, welche BMW-intern auf die Modellbezeichnung "F10" hört, erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Internet strahlte BMW ein Premieren-Video aus, das am Freitag zuvor unter Ausschluß der Öffentlichkeit im Olympiastadion München aufgezeichnet wurde:
"Erstmals überhaupt flogen zwei Hubschrauber ins Olympia-Stadion" erzählte später BMW 5er Projektleiter Josef Wüst, der zu den wenigen Zuschauern der Aufzeichnung im Olympia-Stadion zählte. Während ein Hubschrauber den neuen 5er enthüllte, zeichnete der zweite das Ganze auf. Viel Aufwand also, den BMW für die Präsentation betrieb. Noch mehr Aufwand steckte BMW jedoch in die Entwicklung ihres jüngsten Sprösslings. Kein Wunder, denn der 5er gehört neben der 1er- und 3er-Reihe zu den Kernmodellen der BMW Group, die für die Hälfte des Gewinnes des Konzerns stehen. Der BMW 5er ist also von hoher strategischer und
wirtschaftlicher Bedeutung für die BMW Group.

BMW 5er Limousine vor der Weltpremiere im FIZ in München
Am 24.11.09 war auch 7-forum.com zur Weltpremiere der 5er-Reihe ins BMW Forschungs- und Innovationszentrum in München eingeladen. Im Projekthaus "verschmelzen
Funktion und Form eines zukünftigen BMW Modells" erklärte BMW Vorstand Draeger. Die eingeladenen Journalisten sollten also auch einen Einblick in den Entstehungsprozess des Fahrzeugs erhalten, insbesondere in den Design-Prozess.
Die Vorstellung der neuen 5er-Reihe verlief erwartungsgemäß: technisch sind alle Innovationen der 7er-Reihe (wie z. B. Spurverlassenswarnung, Night Vision mit Personenerkennung, Side View, aktive Geschwindigkeitsregelung mit Stop & Go Funktion, Geschwindigkeitswarnung, integrierte Betriebsanleitung, mitlenkende Hinterräder usw.) nun gegen Aufpreis auch im 5er erhätlich.
Folgend gibt es eine Video-Zusammenfassung der Journalisten-Premiere der neuen 5er-Limousine:
Neue Fahrerassistenzsysteme
Neu dazu kommen folgende drei Fahrerassistenzsysteme: Einparkassistent à la VW. Über die neue, elektro-mechanische Lenkung braucht der Fahrer nur noch Gas geben und bremsen - das Lenken übernimmt der Parkassistent. Anders als bei VW sucht der Parkassistent ständig nach passenden Lücken.
Weiterhin gibt es nun ein Surround-View-System, das dank hoher Rechenleistung aus den Bildern der Kameras in den Außenspiegeln, sowie in der Kofferraumklappe ein Bild aus der Vogelperspektive erzeugt. Im Studio des FIZ konnte das System allerdings nicht wirklich überzeugen, so dass die Sinnhaftigkeit noch in einem Praxistest nachgewiesen werden muss.

Vorstellung neuer Fahrassistenz- Systeme im neuen 5er
Zu guter Letzt gibt es nun eine Auffahrwarnung mit Anbremsfunktion, wobei nicht wie bei der Konkurrenz aus Sindelfing eine Vollbremsung bis in den Stand erfolgt. Jochen Wüst erläutere auf Nachfrage von 7-forum.com warum: "wir wollen dem Fahrer die Kompetenz über eine Vollbremsung nicht entziehen. In Gefahrensituationen kann auch das Ausweichen die bessere Alternative darstellen."
Neben diesen Fahrsicherheitssystemen bietet die neue 5er-Reihe auch einen aktiven Fußgängerschutz an. Wird ein Aufprall mit einem Fußgänger registriert wird die Motorhaube pyrotechnisch angehoben, so dass er Aufprall des Fußgängers besser absorbiert werden kann.
Jochen Wüst wurde im Rahmen der Präsentation auch auf das Thema "NCAP" Crashtest angesprochen. Der Vorgänger des neuen 5ers hatte hier mit nur drei Sternen bzw. nach einem Nachtest mit vier Sternen relativ schlecht abeschnitten. Nach dem kurz vor dem Serienstart des neuen 5er die Crash-Normen geändert wurden, war gar die Premiere des 5ers in Gefahr. Kurzfristig mussten noch Änderungen am 5er vorgenommen werden. "Selbstverständlich ist uns ein gutes Abschneiden bei diesem Test wichtig. Mittlerweile wurde hier aber ein Hype aufgebaut, der die Fahrzeuge sündhaft teuer macht und der kaum Aussagekraft hinsichtlich der grundsätzlichen Schutzfunktion des fertigen Autos bietet."
Antrieb
Auch die zunächst angebotene Motorenpalette ist wenig überraschend. Es kommen ausschließlich alt-bekannte, und nur leicht überarbeitete Maschinen, u. a. mit Bi-Turbo-Technik und Hochdruckeinspritzung zum Einsatz. Durchweg wird der neuen 5er-Limousine dabei im Vergleich zum Vorgänger ein geringerer Verbrauch ausgewiesen. Der 520d wird als bester seiner Klasse angegeben und verbraucht nun 5,0 Liter Diesel auf 100 km bei 184 PS Leistung. Ein sicher herausragend guter Wert für ein Oberklasse-Auto mit 1.715 kg EU-Leergewicht.
Warum das Start-Stopp-System nur im 520d angeboten wird, ist unverständlich. Ein "Alibi"-Auto, um den Bestwert in der Klasse zu markieren genügt in der heutigen Zeit nicht. Beim 7er hieß es, dass das Start-Stopp-System nicht in die Luxus-Klasse passe. Offenbar sieht BMW das im 5er ähnlich. Die optimale Lösung wäre hier ein abschaltbares Start-Stopp-System gewesen, so wie es die Konkurrenz auch teils schon anbietet. Schade!

Premiere der neuen 5er-Limousine im FIZ-Studio auf Etage 5
Auf die Nachfrage von 7-forum.com, ob die Verbrauchswerte künftig noch deutlich weiter gesenkt werden können, antwortete Jochen Wüst, dass theoretisch noch einiges möglich sei. Da aber einerseits der Komfort, und andrerseits die wirtschaftlich Machbarkeit ebenfalls wichtige Kriterien darstellen, darf künftig nicht mehr mit großen Sprüngen nach unten gerechnet werden.
Zur weiteren Effizienz-Verbesserungen wären sicher 4-Zylinder-Motoren, so wie sie jüngst in aufgeladener Form für die kleineren Baureihen angekündigt wurden, sowie ein Hybrid-Motor sinnvoll, aber diese sind aktuell leider nicht angekündigt. Jochen Wirtz betonte aber, dass im Laufe des Modell-Zyklus weitere Motorvarianten kommen werden. Genaueres konnte oder wollte er aber nicht verraten.
Standardmäßig werden die 5er-BMWs mit 6-Gang-Schaltgetriebe ausgestattet. Im Top-Modell 550i, sowie wahlweise gegen Aufpreis auch in den anderen Motorvarianten, gibt es das im 760i neu eingeführte 8-Gang-Automatik-Getriebe von ZF. Damit ist BMW neben Lexus der einzige Anbieter in der oberen Mittelklasse mit so vielen Getriebestufen.
Fahrverhalten
Erfreulicherweise soll das Fahrverhalten des neuen 5ers - trotz steigenden Gewichts - wieder deutlich verbessert worden sein. Ein längerer Radstand, die nun eingesetzte Doppelquerlenkerachse, sowie ein tieferer Schwerpunkt (u. a. wurde der Motor etwas nach hinten und nach unten verlegt, was auch dem Fußgängerschutz zu Gute kam) sollen nach Aussage von Projektleiter Wüst dafür sorgen, dass der alte 5er dem neuen im Slalom-Parcours nicht folgen kann. Ein wichtigen Beitrag leistet dabei auch die optionale Hinterachslenkung, die der Fahrdynamik ganz erheblich auf die Sprünge hilft.

BMW 530d (F10) im FIZ München
Das höhere Gewicht des 5ers ist in der um 40 mm verlängerten Karosserie, und dem vergrößerten Radstand begründet. Auch das Thema Sicherheit fordert seinen Tribut: so kosten Steuerungssysteme für Fahrsicherheitssysteme auch Gewicht. "Auch die Luftklappensteuerung im Rahmen der EfficientDynamics wiegen etwas" so Wüst. "Den Kunden interessiert am Ende aber nur, dass wir den Verbrauch gesenkt, und die Leistung gesteigert haben." BMW liegt im Vergleich zum Wettbewerb motorentechnisch so weit vorne, dass sie sich das Mehrgewicht quasi leisten können, ohne mit dem Verbrauch ins Hintertreffen zu geraten.
Jochen Wüst erklärkte, dass BMW dem Markt folgend seine Autos eher etwas komfortabler abstimmt als es noch früher der Fall war. Abhängig von der Modellreihe geht die Spreizung z. B. beim 7er mehr in Richtung Komfort, wohingegen es z. B. beim Z4 eher in die sportlichere Richtung geht. "Der 5er liegt irgendwo dazwischen" so Wüst. Über das optional erhältliche "AdaptiveDrive", das auch die Wankstabilisierung beinhaltet, kann auch im 5er zwischen komfortabel, normal, sportlich und besonders sportlich hin- und her geschaltet werden, wobei die Fahrwerksabstimmung, die Lenkung und das Schaltverhalten entsprechend beeinflußt werden.
Allrad-Modelle wird es zum Markt-Start im Frühjahr 2010 noch nicht geben, aber Jochen Wüst stellte diese für die nähere Zukunft in Aussicht.
Design
Zu guter letzt wollen wir uns dem Design widmen. Design ist stets Geschmackssache, und man darf wohl behaupten, dass der neue 5er auf Anhieb gefällt - sicher keine Selbstverständlichkeit nach den Design-Eskapaden der letzten Jahre. BMW spricht von "Vorwärtsdynamik", die durchaus gefällig ist: längerer Radstand, tieferer Schwerpunkt, kleinere Überhänge, Coupé ähnliche Dachlinie. Die steil stehende Niere ist wie beim 7er etwas gewöhnungsbedürftig, aber im Vergleich zum 7er stimmt die Größe (also nicht zu groß!). Das Design der Beleuchtung ist wieder erste Sahne, und man darf sich schon jetzt auf ein Wiedersehen der 5er-Reihe bei eingeschaltetem Licht freuen. Auch wenn es die Interieur-Designer nicht gerne hören werden, aber der Innenraum des 5er gleicht dem des 7er wie ein Ei dem anderen. Das leicht dem Fahrer zugewandte Amaturenbrett, und die jetzt auch im 5er eingezogene Black-Panel-Technologie, sowie der riesengröße 10,2 Zoll Monitor überzeugen voll und ganz.

Der Autor diesen Beitrages ist ca. 195 cm groß und stößt im Heck des 5ers an das Dach
Größenmäßig ist sicher noch Luft nach oben vorhanden, aber dafür gibt es schließlich noch den 5er GT und den 7er. Bei Körpergröße jenseits von 195 cm wird es bei geradem Sitzen jedenfall eng im Heck - zumindest was die Kopffreiheit betrifft.
Fotos sagen mehr als tausend Worte! Machen Sie sich über unten angehängte Bilder selbst ein Bild!
Für die eingeladenen Journalisten gab es nach der Weltpremiere einen Gang durch die Design-Abteilung im Forschungs- und Innovationsgebäudes der BMW Group in München. Nachdem BMW Designchef Adrian von Hooydonk das Design im Studio erläuterte, hatten drei Etagen tiefer Anders Warming, Leiter Exterieur Design, Jacek Fröhlich, Exterieur Design BMW 5er und Oliver Heilmer, Interieur Design BMW 5er das Wort.
Zunächst wurde das Virtual-Reality Simulationssystem "Powerbench" vorgeführt. Hier werden auf einer ca. 6 m breiten Leinwand Prototypen lange vor dem Bau der ersten Modelle bis ins Detail geprüft. Auch verschiedene Ausstattungsvarianten, sowie die Wirkung in einer virtuellen 3D-Welt kann hier simuliert werden. Trotz fortschrittlichster Technik, können auch die besten Simulationsverfahren nicht das Anfassen eines realen Modells ersetzen. Deshalb werden ab einem gewissen Zeitpunkt auch stets Modelle u. a. aus Clay-Material und/oder Aluminum gefertigt.

Oliver Heimler erläuterte die Vorgehensweise beim Interieur-Design
Anhand eines Modells des aktuellen 5ers wurde den Journalisten einige interessante Details erläutert, die einem Laien sonst wohl kaum auffallen würden. So werden beispielsweise die Motorhaube und Heckklappe stets ein wenig eingelassen (um ca. 1,5 bis 2 mm), um den "Briefkastenschlitzeffekt" zu verhindern. "Würden die Hauben bündig mit der Karosserie enden, und nicht etwas abgesenkt, würde es falsch aussehen" so Jochen Wüst. Auch der Hofmeisterknick, der im aktuellem 5er mit einem engeren Radius zurecht kommen muss, wurde erläutert.
Fazit
Chapeau! Der neue 5er überzeugt auf ganzer Linie. Design, Technik und Verbrauchswerte stimmen. Wenn auch das Fahrverhalten überzeugt, wovon getrost ausgegangen werden kann, braucht sich BMW auch zukünftig nicht zu verstecken. Wirkliche Kritikpunkte gibt es keine.
BMW ist zum Erfolg verdammt. Das Krisen-Jahr 2009 war nicht nur für BMW ein schwieriges. Mit dem neuen 5er hat BMW aber scheinbar alles richig gemacht und kann gelassen in die Zukunft blicken. Auch die sechste Generation der 5er-Reihe dürfte erfolgreich werden. Nur die Tatsache der deutlich gestiegenen Preise trübt das Bild ein wenig.
Text und Fotos: Christian Schütt
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