Kategorie: Mercedes Messe 22.03.2009
Gastkommentar: BMW und Mercedes - Messe Tokio, ade!
Anfang März wollten die deutschen Hersteller es noch unter der Decke halten,
aber jetzt ist es raus. BMW und Mercedes-Benz werden ihre Teilnahme an der
diesjährigen Tokio Motor Show absagen. Volkswagen will wohl noch in dieser Woche
entscheiden, ob das Unternehmen sich ebenfalls aus Tokio verabschiedet.
Mit der Zurückhaltung bei der Kommunikation der Botschaft vom Verzichts auf
dieses asiatische Schaufenster wollten die Hersteller offensichtlich
Retourkutschen für die IAA im September in Frankfurt aus dem Wege gehen, so der
Schuldzuweisung entgehen und einen Handelskrieg der besonderen Art vermeiden.
Doch inzwischen haben sich Nissan, Mitsubishi und Toyota-Tochter Daihatsu bei
der Frankfurter Messe abgemeldet. Nun können wir davon ausgehen, dass außerdem
nicht nur ein paar Zulieferer, sondern auch einige weitere Hersteller die IAA
meiden werden.
BMW und Mercedes-Benz nennen die Kosten als Begründung für den Schritt, die
wichtigste Messe in Japan nicht zu beschicken. Dabei haben gerade sie in Japan
recht gute Geschäfte getätigt, nicht mit ihren Großserienfahrzeugen, aber mit
den Großen, die auch ein großes Ergebnis einfahren. Gerade den beiden
Premiumherstellern könnte man diese Entscheidung als Armutszeugnis auslegen. In
der Tat sind die Zahlen der beiden nicht eben gut, aber sprach man früher nicht
immer vom antizyklischen Verhalten? Hatte man nicht auch seit Beginn der Krise
betont, man wolle gestärkt daraus hervorgehen? Wie soll das funktionieren, wenn
die Arbeit an der Marke in den Märkten ruht?
Für Tokio ist diese Fragestellung schon nicht mehr von Belang. Denn außer den
deutschen Herstellern haben auch General Motors (GM), Ford und Chrysler ihren
Auftritt in Tokio abgesagt, ebenso der PSA-Konzern aus Frankreich, die
Fiat-Gruppe sowie die europäischen Töchter von Ford und GM, nämlich Volvo und
Saab sowie die zum Inder Tata gehörenden Marken Jaguar und Land Rover. Andere
werden nun diesen Beispielen folgen
Tokio, ade! Jetzt verderben die Europäer – und allen voran die deutschen
Hersteller – den Japanern ihren großen Auftritt in der japanischen Hauptstadt
und degradieren die einst als strategisch angesehene Messe zu einem übergroßen
Schaufenster für Produkte aus dem eigen Land und angrenzenden Regionen. Das wird
nicht ohne weitere Folgen für die Messen in Frankfurt, Paris, Genf und Detroit
abgehen.
Auch die Messen kommen um einen Strukturwandel nicht länger herum. Sie kommen
alle auf den Prüfstand und müssen sich Fragen nach dem Verhältnis zwischen
Aufwand und Ergebnis gefallen lassen. Barcelona und jetzt auch London haben sich
zumindest dieses Jahr erst einmal selbst aus dem Terminplan gestrichen. Wer wird
bleiben?
Vermutlich werden viele klassische Messen aus dem Marketingmix der
Unternehmen verschwinden, manche sogar für immer, wenn es ihnen nicht gelingt,
Konzepte zu entwickeln, die entweder Massen von Kaufinteressenten oder gezielt
Fachpublikum auf die Beine bringen. Wahrscheinlicher aber ist, dass sich die
Unternehmen auf einen anderen Mix der Medien konzentrieren werden. Dabei liegt
das Internet besser im Rennen als jede Messe.
Quelle: Peter Schwerdtmann von auto-reporter
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