Testzentrum im Eisschrank Europas: Der Erprobungsstützpunkt Arjeplog
Um sicher zu stellen, dass neue Fahrzeugmodelle und Komponenten dem
weltweiten Einsatz in allen Klimazonen gewachsen sind, müssen diese auch unter
den extremen Bedingungen des arktischen Winters erprobt und getestet werden. Um
den Ingenieuren und Mechanikern in den Wintermonaten stets optimale Bedingungen
bieten zu können, hat die BMW Group im März 2006 in Arjeplog, Nordschweden, ein
eigenes Testzentrum eröffnet.
Der nur rund 56 Kilometer südlich des Polarkreises gelegene
Erprobungsstützpunkt, in den die BMW Group rund 16 Millionen Euro investiert
hat, konzentriert nun sämtliche Wintertestaktivitäten der Marken BMW, MINI und
Rolls-Royce auf einen Standort. Spezialisten unterschiedlicher Fachbereiche,
aber auch Mitarbeiter von Systemlieferanten, finden hier die optimalen
Voraussetzungen vor, um gemeinsam beispielsweise Antrieb, Fahrwerk und
Hilfsaggregate aufeinander abzustimmen und in einem Fahrzeug zu erproben.
Die Fahrten auf zugefrorenen Seen und verschneiten Straßen sind zum einen ein
Härtetest unter extremen Kältebedingungen, zum anderen eine besondere
Herausforderung für neue Fahrwerks- und Antriebssysteme, wie zum Beispiel die
Dynamic Performance Control.
Beste Arbeitsbedingungen in grimmiger Kälte.
Das hochmoderne Testzentrum verfügt über geräumige und mit modernster Technik
ausgestattete Büros und zwei Werkstätten mit 50 Fahrzeugarbeitsplätzen. Zur
Unterbringung der Testfahrzeuge stehen eine beheizte Garage für 25, eine
unbeheizte Halle für 60 Fahrzeuge sowie 164 Freiflächenstellplätze, 80 davon mit
Motorwärmer-Anschluss, zur Verfügung.
Und für den Fall, dass es in Arjeplog im Winter einmal nicht kalt genug sein
sollte, ist ebenfalls vorgesorgt: In achtzehn Klimakammern können die Fahrzeuge
auf bis zu minus 30 Grad abgekühlt werden. Eine Tankstelle und eine Waschhalle
sowie diverse Mess- und Erprobungsstrecken gehören ebenfalls zum Gelände. Beim
Aufbau des Testzentrums wurden auch die speziellen Anforderungen an die
Erprobung und die Wartung von Fahrzeugen mit Wasserstoffantrieb berücksichtigt.
Eine sichere Netzwerkverbindung integriert den Erprobungsstützpunkt Arjeplog in
das Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) der BMW Group in München.
740 Meter Rundstrecke, 3,2 Kilometer Heizleitungen.
Zum 28 Hektar großen Erprobungsgelände gehört auch ein Testparcours mit einer
740 Meter langen Rundstrecke, einer 660 Meter langen Fahrdynamikfläche, beheiz-
und kühlbaren Asphaltflächen, einem Steigungshügel mit Neigungsgraden zwischen
10 und 25 Prozent, einer Passkehre sowie einer µ-Split- und
Schachbrettmusterstrecke für Fahr- und Bremsversuche auf wechselndem Untergrund.
Allein für das Temperieren der Landteststrecken wurden 3,2 Kilometer Heiz- sowie
1,8 Kilometer Kühlleitung verlegt.
In unmittelbarer Nachbarschaft stehen von November bis April präparierte
Eis-Teststrecken auf dem zugefrorenen Kakel-See zur Verfügung. Dort lassen sich
Fahrtests unter anspruchsvollsten Bedingungen absolvieren.
Wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region.
Die BMW Group führt in Arjeplog schon seit vielen Jahren Erprobungen durch
und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass aus der Kleinstadt das wichtigste
Wintertestzentrum der Automobilindustrie wurde. Neben den klimatischen
Bedingungen und den geographischen Gegebenheiten spricht auch die geringe
Besiedelungsdichte für die Region Arjeplog als Zentrum der Testaktivitäten. In
der am dünnsten besiedelten Region Schwedens herrschen zwischen November und
April in der Regel relativ konstant Temperaturen von durchschnittlich minus 10
Grad Celsius. In Einzelfällen sinkt das Thermometer sogar auf minus 40 Grad
Celsius und tiefer. Die unzähligen Seen in der Umgebung sind von Oktober bis Mai
zugefroren. Die Eisdecke ist bis zu einem Meter stark und kann deshalb mit Pkw
und Lkw befahren werden.
Auf dem Eis lassen sich Erprobungsstrecken mit unterschiedlichen Reibwerten
präparieren und anschließend über einen langen Zeitraum nutzen. Die
unvermeidlichen Geräuschemissionen durch den Testbetrieb geben wegen der dünnen
Besiedelung kaum Anlass zur Kritik.
Sämtliche Bauten für den Erprobungsstützpunkt Arjeplog, an dem ganzjährig elf
Angestellte aus der Region beschäftigt sind, wurden im Auftrag der BMW Group von
schwedischen Firmen im landestypischen Stil erstellt. Die Unterbringung und die
Versorgung der Testcrews sowie das Präparieren der Teststrecken erfolgt durch
lokale Dienstleister. Der neue Erprobungsstützpunkt stellt auch deshalb einen
bedeutenden Wirtschaftsfaktor für Arjeplog und die Provinz Norrbotten dar.
Zwischen November und März arbeiten im Testzentrum durchschnittlich 100, in
Spitzenzeiten bis zu 200 Ingenieure und Mechaniker der BMW Group, die meist für
jeweils zwei Wochen vor Ort sind. Die Anwesenheit und Einbindung fast aller
Systemlieferanten vor Ort erleichtert zusätzlich die Arbeit der Testcrews der
BMW Group.
Quelle: BMW Presse-Information vom 29.03.2007
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