BMW und die Mille Miglia. Erfolge für die Ewigkeit.
Der Name ist Programm und er hat einen legendären Klang: Mille Miglia.
Das Straßenrennen über 1000 Meilen galt von Beginn an als größte
Herausforderung, die für Rennfahrer und ihre Autos überhaupt denkbar war. Wer
bei der Mille Miglia bestehen konnte, hatte damit den Beweis erbracht, nicht nur
im Motorsport, sondern überhaupt im Automobilbau konkurrenzfähig zu sein. 24
Wettfahrten wurden zwischen 1927 und 1957 in Norditalien ausgetragen. Die Rennen
waren Spektakel für Zigtausende von Motorsportfans und große Bühne für
Rennfahrer wie Tazio Nuvolari, Stirling Moss, Rudolf Caracciola, Juan Manuel
Fangio oder Fritz Huschke von Hanstein. Obendrein war die Mille Miglia stets das
bedeutendste Kräftemessen für die Automobilhersteller. 1977 feierte die Mille
Miglia Wiederauferstehung. Als Zuverlässigkeits- und Gleichmäßigkeitsfahrt für
historische Fahrzeuge hält sie seitdem den Geist des klassischen Rennsports
lebendig.
Vier ebenso wohlhabende wie rennsport-begeisterte junge Männer aus Brescia
hatten schon 1925 den Entschluss gefasst, ihre Heimatstadt zu einem
Motorsport-Zentrum zu machen. Zwei Jahre später konnten sie ihre Pläne
verwirklichen. Fortan wurden Start und Zieleinlauf in Brescia zu einem wahren
Volksfest, die Fahrer und ihre Automobile wurden begeistert gefeiert. Jahr für
Jahr breitete sich das Rennsportfieber über das gesamte Land aus, nicht zuletzt
weil zunächst stets Wagen aus italienischer Produktion die Wettfahrten
beherrschten. Die erste Mille Miglia führte über Bologna und Florenz nach Rom
und von dort über Ancona, Ferrara, Treviso und Vicenza zurück nach Brescia.
Das Rennen verlief auch in den Folgejahren auf unbefestigten Straßen und
durch enge Ortschaften, es stellte Mensch und Material auf eine harte Probe und
verströmte die unvergleichliche Atmosphäre eines Spektakels, bei dem sich nicht
allein die Fahrer immer wieder hart am Limit bewegten. Was Kritiker befürchtet
hatten, trat beim Rennen des Jahres 1938 ein: Bei einem verheerenden Unfall nahe
Bologna kamen zehn Menschen ums Leben. Die Tragödie veranlasste die italienische
Regierung zu einem sofortigen Verbot aller Rennsportveranstaltungen auf
öffentlichen Straßen.
Ein Sieg für BMW und ein Rekord für die Ewigkeit.
Erst zwei Jahre später war ein Ersatz für die Rundfahrt gefunden: der 1. Gran
Premio Brescia delle Mille Miglia. Wieder ging es über 1000 Meilen, nun jedoch
auf festen Straßen im Städtedreieck zwischen Brescia, Cremona und Mantua.
Neunmal war dieser Kurs zu umrunden. Die Zuschauer mussten sich nicht nur an
eine neue Streckenführung, sondern auch an eine ganz neue Art von Siegerauto
gewöhnen. Über Jahre hinweg hatten die Achtzylinder-Boliden von Alfa Romeo mit
ihren bis zu 360 PS starken Kompressor-Motoren die Mille Miglia dominiert.
Lediglich 1931 war es Rudolf Caracciola mit einem mächtigen Kompressor-Mercedes
SSKL gelungen, die italienische Siegesserie zu durchbrechen. Doch plötzlich
tauchte ein neuer Typ von Sportwagen auf Europas Rennstrecken auf: der BMW 328,
ein im Vergleich zu seinen Konkurrenten geradezu zierliches Fahrzeug mit 2,0
Liter-Motor und einer serienmäßigen Leistung von bescheidenen 80 PS. Schon 1938
hatte der kleine Roadster die Zwei-Liter-Klasse der Mille Miglia gewonnen. BMW
hatte damit den Durchbruch im Motorsport geschafft, doch der große Triumph
folgte 1940. In ihrem BMW 328 Mille Miglia Coupé mit Touring-Karosserie fuhren
Fritz Huschke von Hanstein und Walter Bäumer zu einem historischen Sieg. Mit
einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 166,7 km/h stellten sie einen Rekord auf,
der für alle Zeiten Bestand haben sollte. Erst rund eine Viertelstunde nach dem
siegreichen BMW 328 kam der zweitplatzierte Wagen, ein Alfa Romeo, ins Ziel.
Foto:
Iso Isetta, Mille Miglia 1954
Der Aufsehen erregende Erfolg sollte für BMW zugleich der einzige Gesamtsieg
bei der klassischen Wettfahrt bleiben. Der Zweite Weltkrieg setzte nicht nur der
Mille Miglia, sondern auch den Motorsport-Aktivitäten von BMW zunächst ein Ende.
Mit dem Neubeginn im Jahre 1947 führte die Mille Miglia erstmals wieder von
Brescia nach Rom, und zurück. Nach dem Auftakterfolg für Alfa Romeo übernahm in
den Folgejahren Ferrari die dominierende Rolle. BMW entsandte nach dem Krieg
keine Werksteams mehr nach Italien.
Und trotz mancher spektakulärer Rennen – etwa 1955 beim Sieg von Stirling
Moss und David Jenkinson im Mercedes 300 SLR – war das Ende der Mille Miglia nur
noch eine Frage der Zeit. Das Teilnehmerfeld wurde immer unübersichtlicher,
bisweilen waren mehr als 400 Fahrzeuge am Start, darunter sogar Dieselfahrzeuge
oder Kuriositäten wie die ISO Kleinstwagen – Vorläufer der BMW Isetta –, die
sich 1954 tapfer über die Apennin-Pässe quälten.
Vor allem jedoch wurde es immer riskanter, mit den von Jahr zu Jahr stärker
und schneller werdenden Rennwagen über öffentliche Straßen zu fahren und sie
sicher ins Ziel zu bringen. Als sich 1957 das Unglück des Jahres 1938
wiederholte, – ein schwerer Unfall in Guidizzolo forderte zwölf Todesopfer –,
bedeutete dies das endgültige Aus für die Mille Miglia.
1977: Die Faszination kehrt zurück.
Im Gedächtnis vieler Automobil-Enthusiasten blieben die faszinierenden
Momente der Mille Miglia gleichwohl haften. Sie werden heute bei der Mille
Miglia storica wieder erlebbar gemacht. 1977, exakt ein halbes Jahrhundert nach
der ersten Mille Miglia, wurde erstmals eine Neuauflage der legendären Wettfahrt
inszeniert. Als Zuverlässigkeits- und Gleichmäßigkeitsfahrt wird sie inzwischen
alljährlich im Mai an historischer Stätte absolviert.
Aus der Hatz um Bestzeiten ist eine Demonstration der Automobilbau-Kunst
vergangener Zeiten geworden, die sich über drei Tage erstreckt und
Hunderttausende von Zuschauern an die Straßenränder lockt. Startberechtigt sind
alle Fahrzeugmodelle, die zwischen 1927 und 1957 mindestens einmal an der
klassischen Mille Miglia teilgenommen haben. Dazu gehören natürlich auch der BMW
328 sowie weitere Fahrzeuge wie etwa die BMW Isetta oder der BMW 507, zwei
Modelle, die noch in den 1950er-Jahren von privaten Rennteams eingesetzt wurden.
In jedem Jahr bringt die BMW Group Mobile Tradition eine Reihe von Fahrzeugen
aus ihrem Bestand bei der Mille Miglia an den Start. Darüber hinaus sichern sich
stets auch private Teams die Teilnahme an der legendären Rundfahrt.
Für die Freunde klassischer Automobile ist die Mille Miglia heute von ähnlich
großer Bedeutung wie es die ursprünglichen Rennen für die damalige
Motorsport-Szene waren. Nirgendwo sonst als zwischen Brescia und Rom wird die
Motorsport- und Automobilbau-Geschichte so intensiv und eindrucksvoll
zelebriert. Die Mille Miglia storica ist eine Hommage an die Konstrukteure und
ihre Werke, die noch heute Fachleute und Laien begeistern. Im Jahre 2006 wird
sie zum 24. Mal veranstaltet. Damit ist exakt die Zahl der Rennen erreicht, die
zwischen 1927 und 1957 im Kampf um Minuten und Sekunden ausgetragen wurden. Die
Plätze im Starterfeld sind nach wie vor heiß begehrt. Weil nicht nur die
Erinnerungen, sondern vor allem auch die teilnahmeberechtigten Fahrzeuge von
ihren Besitzern liebevoll gepflegt werden, steht der Zukunft der Mille Miglia
storica nichts im Wege.
Quelle: BMW Presse-Information vom 11.05.06
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