Moin!
Ich denke mal, wir müssen hier zwischen zwei Arten von "freifahren" unterscheiden. Zum einen die Rückstände,
die sich kurzzeitig angesammelt haben (im laufe weniger Wochen), hauptsächlich Ruß oder ähnliches in der Auspuffanlage usw. Diese kann man bei betriebswarmem Motor recht schnell zum Auspuff herausbefördern.
Zum anderen gibt es Rückstände, die sich in der Zylinderlauffläche bilden, und zwar genau am oberen Totpunkt
des Kolbens. Dort werden sämtliche Rückstände durch die Kolbenringe hingeschoben, ähnlich wie bei einem
Scheibenwischer. Wird der Motor nun über lange Zeit (>10.000km) nur mit tiefen Drehzahlen bewegt, ist dieser
Punkt weiter unten als bei höheren Drehzahlen. Dies hängt damit zusammen, daß sich bei hohen Drehzahlen
der Kolben weiter auf und ab bewegt als bei geringen Drehzahlen, da sowohl das
Pleul als auch die Kurbelwelle bis zu einem gewissen Grad elastisch sind, und sich bei hoher Belastung durchaus
ein bischen längen können. Dies findet natürlich nur im 1/100-Millimeterbereich statt, kann aber schon dafür
sorgen, daß ein derart "sauer" gefahrener Motor massive Probleme mit den Kolbenringen bekommt, da diese
auf einmal über diesen über lange Zeit angesetzten Schmodderrand drüberschrubbern müssen.
Diese Art des "freifahrens" ist wohl die schwierigere, da man sich langsam wieder an hohe Drehzahlen heranfahren muss. Gerade bei dicken Motoren ist dies wohl das Problem, ich denke nicht, daß ein Rentner-V12 mal jenseits der 2000RPM kommt

. Und wenn dann jemand kommt, der ihn tieferlegt, eine gescheite
Auspuffanlage draufschraubt und sich am brüllen bei 5000RPM erfreut - da sollte man es vorher schon ein
bissel gemütlicher angehen lassen
Grüße!
[Bearbeitet am 2.5.2003 von Zaphod]