Zitat:
Zitat von Setech
Also kann man sagen:
- die wichtigste Merkmal des Motors ist der Füllgrad
- der Füllgrad wird durch die Steuerzeiten geregelt
- Steuerzeiten und Abgasanlage sind aufeinander abgestimmt, somit kann das Ausräumen der Anlage auch zu weniger Leistung führen
- auch beim 4-Takt sind das Strömungsverhalten und Drücke in der Abgasanlage entscheidend
Ich bin mechanisch interessierter Elektotechniker. Vielleicht hat jemand hier noch einpaar Infos dazu. Mein Gefühl ist, dass Entwickler aufgrund der Komplexität die Vorgänge simulieren und der Praktiker sagt dann: "SerienDME, V8 3l dann machen wird mal ein 78mm Rohr, 08/15 Blech halb schräg und Wolle raus.
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Im gewissen Maße ist das so richtig, entwicklungstechnisch nicht ganz so korrekt:-). "Probieren" geht hier weniger, berechnen schon eher.
Bei der Triebwerksentwicklung stehen gewisse Eckdaten und Leistungskennzahlen als Anforderung im Lastenheft. Daraufhin erfolgt die grundsätzliche Entwicklung bei einem komplett neuen Triebwerk. Hierzu zählen aufgrund der gewünschten Leistungsdaten und Verbräuche, beispw. CO2 und EU-Mix (z.B. M70 300 PS bei */RPM, Torque 450 Nm bei */RPM davon 90% ab */RPM, Verbrauch im damaligen Drittelmix ca. 15 L/100km) die Belange, wieviel Kraftstoff dazu notwendig ist und aufgrund Lambda = 1 welche Luftmenge bzw. feiner granuliert Luftmasse hierzu benötigt wird. Daraufhin erfolgt die Auslegung des Blocks, Kurbeltrieb, Motronicauslegung, Kennfelder und nicht zuletzt der Ansaug und Abgasanlage (Kat oder ohne Kat? Gleiche Leistungsdaten mit und ohne Kat oder differenziert? etc...) hinsichtlich Länge der Saugrohre (vergl.. M70 versus S38, Motorauslegung und Anforderungsprofil), wobei lange Saugrohre immer gut für´s Drehmoment sind und kurze für die Leistung bei hohen Drehzahlen aufgrund kurzer Luftwege. Hinzu kommt evtl. noch das Hartverchromen / Polieren der Innenseiten für weniger Widerstand. Ist aber sehr teuer und machen nur wenige.
Jetzt kommt der Knackpunkt:
In jeder Ansauganlage habe ich sog. "schwingende Gassäulen", welche auch eine Art Eigenleben haben, sprich Resonanzen. Diese Gassäulen müssen auf die ebenso schwingenden Gassäulen im Abgastrakt abgestimmt sein, wie auch auf die entsprechenden Kurbelwinkel, Steuerzeiten und die notwendige Überschneidung. Passt das nicht zusammen, stimmt das gesamte Arrangement des Triebwerks nicht mehr. Folge: Leistungsverlust, unruhiger Lauf, unvollständige Verbrennungsvorgänge etc., im Prinzig das, was unseren Kollegen hier möglicherweise getroffen hat.
Anderes Beispiel: E34 635CSi: Ohne Kat 218 PS, mit Werkskat nur noch 185. Warum? Am Triebwerk und an der L-Jetronic/Motronic wurden Änderungen vorgenommen wie z.B. das canceln des Gemisch-Anfettens bei Vollgas. Lambda = 1 war die Devise, sonst nix. Hinzu kam ein erhöhter Gegendruck in der Abgasanlage, was ebenso der Leistung nicht zuträglich ist. Mittel- und Endschalldämpfer blieben meines Wissens nach damals gleich.
Weiteres Beispiel Ansa / Ferrari 400: Hier entwickelt und passt die Fa. Ansa jede Abgasanlage (manuelle Handfertigung!) dem Fahrzeug und dem jeweiligen V12 an. Abhängig von der Leistungseinstellung, welche naturgemäß bei der K-Jetronic sehr unterschiedlich sein kann (Einstellung CO-Wert beinflußt Leistung bis zu 10%...), wird die Abgasanlage hinsichtlich ihrer Auslegung gefertigt.