Kategorie: Wirtschaft 03.11.2005
Zwischenbericht zum 30. Sept. 2005: Rede von Stefan Krause
- Es gilt das gesprochene Wort -
Rede von
Stefan Krause
Mitglied des Vorstands der BMW AG, Finanzen,
Telefonkonferenz Zwischenbericht zum 30. Sept. 2005
03. November 2005
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
im dritten Quartal 2005 entwickelte sich das Geschäft der BMW Group und
insbesondere der Absatz von Automobilen weiter sehr dynamisch. Im dritten
Quartal haben sich die erwarteten positiven Effekte aus der Einführung neuer
Modelle sowohl im Absatz als auch im Ergebnisbeitrag eingestellt. Die Geschäfts-
und Ergebnisentwicklung wird aber weiterhin vor allem durch die anhaltenden
externen Belastungsfaktoren sowie die modellzyklusbedingten Effekte geprägt.
Bild: Stefan Krause, BMW Group, Mitglied des
Vorstands der BMW AG, Finanzen (Bild aus Mai 2002)
Der Umsatz des Konzerns stieg im dritten Quartal um 10,5% auf 11,7 Mrd. Euro.
In den ersten neun Monaten ergibt sich ein Umsatzanstieg von 2,7% auf 34,2 Mrd.
Euro. Die operative Ergebnisentwicklung entspricht voll unseren Erwartungen. Die
gestiegenen exogenen Belastungen aus ungünstigen Währungskursen, dem Anstieg der
Rohstoffpreise sowie der erhöhten Wettbewerbsintensität konnten wir aufgrund der
starken operativen Performance sowie den anhaltenden Effizienzsteigerungen zu
großen Teilen kompensieren.
Das Ergebnis vor Finanzergebnis des Konzerns stieg im dritten Quartal 2005 um
4,4% auf 855 Mio. Euro. Ferner wurde das Konzernergebnis im dritten Quartal
jedoch überproportional stark durch einen hohen negativen Bewertungseffekt aus
der Optionsverpflichtung im Zusammenhang mit der Umtauschanleihe auf Aktien der
Rolls-Royce plc. belastet. Im Konzern lag das Ergebnis vor Steuern im dritten
Quartal 2005 mit 647 Mio. Euro daher um 16,9% unter dem Wert des Vorjahres.
Den Bewertungseffekt aus der Marktwertbewertung der Optionsverpflichtung aus
der Umtauschanleihe auf Rolls-Royce plc. Aktien haben wir auch in den
Vorquartalen bereits ausgewiesen. Im abgelaufenen Quartal wirkte sich dieser
Bewertungseffekt mit -175 Mio. Euro deutlich signifikanter als in den
Vorquartalen aus, da die Aktien des britischen Triebwerkherstellers im
Berichtszeitraum mit 30 % überaus deutlich anstiegen.
Im dritten Quartal 2005 hat sich der Marktwert der von der BMW Group
gehaltenen Aktien der Rolls-Royce plc. um 194 Mio. Euro verbessert. Die
Veränderung des Marktwertes der Rolls-Royce plc. Aktien wird ergebnisneutral im
Eigenkapital erfasst und nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung mit der
vorgenannten Belastung verrechnet. In den ersten neun Monaten des laufenden
Jahres haben wir ein Ergebnis vor Steuern im Konzern von rund 2,4 Mrd. Euro bzw.
–12,5 % erreicht.
Die positive Marktwertveränderung der Aktien der Rolls-Royce plc. überstieg
mit 318 Mio. Euro auch in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres den
Bewertungseffekt von -231 Mio. Euro in der Ergebnisrechnung. Die Umsatzrendite
vor Steuern erreichte im Konzern in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres
6,9 % gegenüber 8,1 % im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Der Überschuss der BMW Group profitierte wie bereits im zweiten Quartal von
positiven Effekten bei laufenden und latenten Steuern. Im Zeitraum von Juli bis
September 2005 betrug der Überschuss 448 Mio. Euro bzw. 1,6 Mrd. Euro in den
ersten neun Monaten des laufenden Jahres. Die Steuerlastquote ging im dritten
Quartal auf 30,8 % bzw. in den ersten neun Monaten auf 31,4 % zurück. Diese
deutliche Veränderung ist auf niedrigere Steuersätze in einigen europäischen
Ländern, Steuererstattungen sowie positive Steuereffekte aufgrund der
verbesserten Werthaltigkeit aktiver latenter Steuern zurückzuführen.
Entsprechend ergibt sich im dritten Quartal 2005 ein Ergebnis von 0,67 Euro je
Stamm- und Vorzugsaktie. Per Ende September 2005 beträgt das Ergebnis je
Stammaktie 2,42 Euro und 2,43 Euro je Vorzugsaktie. Die Bruttomarge des Konzerns
ging im dritten Quartal 2005 aufgrund der gestiegenen externen Belastungen sowie
höherer Abschreibungen von 23,6% im Vorjahresquartal auf 21,1% zurück.
Neben den hohen Rohstoffkosten und dem angespannten Wettbewerbsumfeld haben
im abgelaufenen Quartal vor allem die Effekte aus den ungünstigeren Kursen der
Währungssicherung, vor allem im USDollar, die Bruttomarge belastet. Im
Neun-Monats-Vergleich reduzierte sich die Bruttomarge im laufenden Jahr auf
22,7% gegenüber 23,6% im
Vorjahr. Die sich aus der Währung ergebenden Effekte sind im zweiten Halbjahr
2005 stärker als in den ersten sechs Monaten. Daher ergibt sich im dritten
Quartal 2005 eine gegenüber den ersten beiden Quartalen spürbar höhere
Währungsbelastung.
Da wir in den Hauptwährungen im laufenden Jahr fast vollständig gesichert
sind, kommt der Effekt aus den schlechteren Sicherungskursen und nicht der Höhe
der Sicherung. Die Ergebnisbelastung ergibt sich daraus, dass wir in diesem Jahr
im Gegensatz zu den Vorjahren nur noch teilweise von den attraktiven Sicherungen
aus der Vergangenheit profitieren. Im Durchschnitt sind unsere Sicherungskurse
im laufenden Jahr aber noch attraktiver als die aktuellen Kassakurse.
Neben der anhaltend hohen Wettbewerbsintensität auf den Automobilmärkten
ergibt sich im laufenden Jahr eine Belastung aus den hohen Rohstoffpreisen in
Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionen- Euro-Betrages. Der dargestellte
Absatzanstieg im Automobilsegment wirkt sich entsprechend positiv auf das
Ergebnis aus. Außerdem haben wir interne Maßnahmen auf den Weg gebracht, die
ebenfalls einen positiven Einfluss auf das Ergebnis hatten.
Die Effizienzverbesserungen, Optimierungen im Einkaufsprozess und andere
Effekte haben sich wie erwartet eingestellt. Aufgrund einer zeitlichen Differenz
in der Wirkung der vorgenannten Maßnahmen haben wir im dritten Quartal im
Vergleich zum Vorquartal zwar einen höheren Beitrag dieser Maßnahmen gesehen,
dennoch konnten die Belastungen aufgrund ihrer Höhe nicht voll kompensiert
werden.
Damit komme ich nun zu einigen weiteren Eckdaten:
Der Umsatz des Segments Automobile stieg im dritten Quartal 2005 um 13,5% auf
11,7 Mrd. Euro. In den ersten neun Monaten stieg der Umsatz im Segment um 6,3%
auf 33,6 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Steuern ging im Segment Automobile im
dritten Quartal um 7,9 % auf 639 Mio. Euro zurück. In den ersten neun Monaten
des laufenden Jahres betrug das Segmentergebnis 2,1 Mrd. Euro und lag damit 10,7
% unter dem vergleichbaren Vorjahreswert.
Die Umsatzrendite im Segment Automobile der ersten neun Monate des laufenden
Jahres beträgt 6,4% im Vergleich zu 7,6% im Vorjahreszeitraum. Im dritten
Quartal 2005 ging die Umsatzrendite von 6,7% im Vorjahr auf 5,5% zurück.
Die Umsatzrendite ging unter anderem auch deshalb zurück, weil die
Währungsbelastung nicht im Umsatz, sondern nur in den Herstellkosten und damit
auch im Ergebnis wirkte. Die für den Umsatz maßgeblichen Durchschnittskassakurse
waren im Jahresvergleich nahezu unverändert, während sich die für das Ergebnis
relevanten Sicherungskurse verschlechterten.
Die Umsatzrendite im Automobilsegment ist trotz der hohen Belastungen eine
der höchsten Margen in unserem Wettbewerbsumfeld. Das Segment Motorräder
profitiert wie geplant von der im Vorjahr gestarteten Produktoffensive. In den
ersten neun Monaten stieg der Absatz deutlich um 12%. Das Ergebnis war im
dritten Quartal 2005 mit 4 Mio. Euro nach einem Verlust im Vorjahreszeitraum
wieder positiv. Per Ende September 2005 konnte das Segmentergebnis um 49,2% auf
88 Mio. Euro gesteigert werden. Der Umsatz stieg im dritten Quartal 2005 um 6,3%
auf 272 Mio. Euro. In den ersten neun Monaten erhöhte sich der Segmentumsatz um
21% auf rund 1 Mrd. Euro. Das Finanzdienstleistungsgeschäft befindet sich
weiterhin auf Wachstumskurs.
Das bilanzielle Geschäftsvolumen wuchs in den ersten neun Monaten um 19,4%
auf 38,4 Mrd. Euro. Der Anteil der über das Segment geleasten oder finanzierten
Neufahrzeuge der BMW Group ging in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres
gegenüber dem Vorjahr leicht um 0,4 Prozentpunkte auf 41% zurück.
Der im bisherigen Jahresverlauf zu beobachtende Trend zum Leasing setzte sich
auch im abgelaufenen Quartal fort. Der Anteil des Leasings an den Neuverträgen
stieg zum Ende des dritten Quartals um 3,5 Prozentpunkte auf 37,7%. Als Folge
des dynamischen Wachstums hat sich auch das Ergebnis im
Finanzdienstleistungsgeschäft weiter deutlich verbessert. Das Ergebnis vor
Steuern stieg im dritten Quartal um 18,4% auf 167 Mio. Euro. Per Ende September
2005 stieg das Segmentergebnis um rund 17% auf 478 Mio. Euro. Diese Entwicklung
ist umso erfreulicher, wenn man berücksichtigt, dass wir weiterhin umfangreich
für möglicherweise eintretende Kredit- und Restwertrisiken vorgesorgt haben.
Die Überleitungen auf das Konzernergebnis wurden im abgelaufenen Quartal
durch den bereits angesprochenen Effekt aus der Marktwertbewertung der
Optionsverpflichtung gemäß den International Financial Reporting Standards
beeinflusst. Vor allem aufgrund des deutlichen Kursanstiegs der Rolls-Royce plc.
Aktien im dritten Quartal 2005 von 30% ergibt sich in den Überleitungen ein
hoher negativer Saldo in Höhe von -163 Mio. Euro. Der negative Effekt aus der
Marktwertentwicklung der Optionsverpflichtung aus der Umtauschanleihe auf die
von der BMW Group gehaltenen Anteile an der Rolls-Royce plc., London erreichte
im dritten Quartal -175 Mio. Euro. Im Vorjahr hatte sich noch ein positiver
Effekt in Höhe von 27 Mio. Euro aus dieser Bewertung ergeben. In den ersten neun
Monaten des laufenden Jahres beträgt der negative Saldo der Überleitungen
insgesamt -340 Mio. Euro. Darin enthalten ist ein Effekt von -231 Mio. Euro aus
der Fair Value Bewertung des oben genanten Finanzinstruments.
Ich möchte noch auf einige wesentliche Bestandteile der Gewinn- und
Verlustrechnung eingehen: Wie Ihnen schon aus den Vorquartalen bekannt ist,
haben wir als Folge der umfangreichen Produktinvestitionen in den vergangenen
Jahren sowie dem Anlauf des neuen Werkes in Leipzig in 2005 höhere
Abschreibungen zu verzeichnen.
Die Abschreibungen auf das Sachanlagevermögen stiegen in den ersten neun
Monaten 2005 von 1,4 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum auf nahezu 1,7 Mrd. Euro.
Die Forschungs- und Entwicklungskosten gingen im dritten Quartal 2005 um 6,5%
von 620 Mio. Euro im Vorjahr auf 580 Mio. Euro zurück. In den ersten neun
Monaten des laufenden Jahres ergibt sich ein Anstieg der Forschungs- und
Entwicklungskosten von 2,2% auf 1,8 Mrd. Euro. Die Forschungs- und
Entwicklungskostenquote ging von 5,8% im Vorjahresquartal auf 4,9% im dritten
Quartal des laufenden Jahres zurück.
In den ersten neun Monaten 2005 betrug der Anteil der Forschungs- und
Entwicklungskosten am Umsatz unverändert 5,3%. Die Aktivierungsquote der
Entwicklungskosten betrug in den ersten neun Monaten 2005 41,7% im Vergleich zu
34,7% im Vorjahreszeitraum.
Die gesamten Forschungs- und Entwicklungsleistungen, dass sind die
Forschungs- und nicht aktivierungsfähigen Entwicklungskosten zuzüglich der
Investitionen in aktivierungspflichtige Entwicklungskosten, stiegen per Ende
September 2005 auf rund 2,2 Mrd. Euro bzw. 8,6% gegenüber dem Vorjahreszeitraum
an. Bezogen auf den Umsatz ergibt sich eine Forschungs- und Entwicklungsquote
von 6,3% in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres im Vergleich zu 6,0% in
2004. Für das Gesamtjahr erwarten wir, dass die Forschungs- und
Entwicklungskosten das Niveau des Vorjahres wegen des Anstiegs der
Abschreibungen von aktivierten Entwicklungskosten, aber vor allem einiger neuer
Projekte übersteigen werden.
Das Finanzergebnis war im dritten Quartal sowie in den ersten neun Monaten
2005 deutlich rückläufig. Aufgrund des Kursanstiegs der von der BMW Group
gehaltenen Rolls-Royce plc. Aktien hat sich, wie bereits bei den Überleitungen
dargestellt, die negative Marktwertentwicklung der Optionsverpflichtung aus der
Umtauschanleihe im sonstigen Finanzergebnis belastend ausgewirkt. Der
vorgenannte Effekt wirkte sich im dritten Quartal 2005 mit -175 Mio. Euro und im
Neunmonatszeitraum mit -231 Mio. Euro auf das Finanzergebnis aus.
Die Finanzlage des Unternehmens hat sich weiter sehr erfreulich entwickelt.
In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres erhöhte sich der Cashflow um
fast 9% auf 4,1 Mrd. Euro. Im dritten Quartal 2005 stieg der Cashflow auf über
1,3 Mrd. Euro. Der Free Cashflow betrug per Ende September 2005 mehr als 2,2
Mrd. Euro. Auf Basis der von der Hauptversammlung erteilten Ermächtigung zum
Rückkauf von eigenen Aktien haben wir am 20. September beschlossen, über 20 Mio.
Stammaktien bzw. bis zu 3 % des Grundkapitals zu erwerben.
Eine von uns beauftragte Bank hat seitdem auf dem Markt rund 5,3 Millionen
Stammaktien erworben. Wir informieren Sie auf unserer Investor Relations
Internetseite jeweils zu Wochenbeginn über die in der Vorwoche getätigten
Aktienkäufe.
Meine Damen und Herren,
in diesem Geschäftsjahr haben wir externe Einflüsse zu verkraften, die in
dieser Höhe für jedes Unternehmen eine große Herausforderung sind. Dazu kommen
Effekte aus der Fair Value Bewertung von Finanzinstrumenten, die insbesondere im
dritten Quartal einen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis hatten.
Im dritten Quartal haben sich die externen Belastungen vor allem aus dem
US-Dollar im Vergleich zu den Vorquartalen noch einmal verstärkt. Aufgrund der
erfolgreichen Modellpolitik und der dynamischen Absatzentwicklung sind wir in
der Lage, dem einen entsprechend hohen
Ergebnisbeitrag entgegenzustellen. Ferner wirken sich Effizienzsteigerungs- und
andere Optimierungsmaßnahmen kompensierend aus.
Da die Belastungen wie gerade beschrieben eine bemerkenswerte Höhe erreichen,
ist es nicht ohne weiteres möglich gewesen, diese vollständig auszugleichen. Im
Schlussquartal des laufenden Jahres wird die Ergebnisentwicklung von anhaltend
hohen exogenen Belastungen auf dem Niveau des dritten Quartals geprägt sein.
Wenn wir uns den Umfang dieser Belastungen vor Augen halten, den Analysten im
Gesamtjahr in der Größenordung von bis zu einer Milliarde Euro schätzen, dann
relativiert sich der Rückgang im Konzernergebnis vor Steuern in den ersten neun
Monaten von rund 300 Mio. Euro. Damit demonstriert die BMW Group, dass Sie nicht
nur in der Lage ist, sich auf Veränderungen und Herausforderungen einzustellen,
sondern diesen auch mit entsprechend wirkungsvollen Maßnahmen begegnen kann.
Daher streben wir im Gesamtjahr unverändert ein Ergebnis in etwa auf dem
Niveau des Vorjahres an.
Ich danke für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit.
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