Liebe Kollegen,
um die "Entgleitung" eines anderen Threads zu vermeiden, stelle ich hier kurz mein "neues" Auto vor, das ich mir 2011 gegönnt habe.
Es ist ein 1979er Lincoln Continental Mark V - aber nicht irgendeiner, sondern er gehört zu einer Sonderserie "Collector's Series" die anlässlich des definitiv letzten Straßenkreuzer-Jahrgangs 1979 aufgelegt wurde.
Farbe ist diamond blue, in dieser Farbe wurden nur 197 gebaut. Näheres
hier. (Das dort gezeigte Auto ist übrigens zufällig meines.)
Wie kam es dazu?
"Infiziert" wurde ich vermutlich bereits in der Pubertät, als mich die riesigen Schiffe bei Kojak oder den Straßen von San Francisco begeisterten.
Mein ersten Straßenkreuzer gönnte ich mir dann 1984 als Austauschschüler in USA.
Ein 1975er Cadillac Coupe de Ville mit 500 cubic inch = 8,2 Liter Hubraum.
Dieses Jahr wollte ich nach 25 Jahren Abstinenz mir den Traum vom US-Straßenkreuzer wieder erfülen.
Ausgesucht dafür habe ich mir den Mark V Collector's series, weil er innen recht exclusiv ist, eine extrem lange Motorhaube hat und mir das Desihn einfach gut gefällt.
Er hat eine 400 Kubikzoll-Maschine (6,6 Liter), die enorme 160 PS generiert (aber ein ganz passables Drehmoment hat)
Gekauft habe ich in Wisconsin bei einem Mann, der mir im deutschen Lincoln-Forum als vertrauenswürdig beschrieben wurde.
Diese Beschreibung hat im großen und ganzen auch zugetroffen. Das Auto ist in gutem Zustand, so gut wie rostfrei, muffelt nicht und alle Helferlein funktionieren (el. Sitzverstellung, Schiebedach, Fenster, usw.)
Hier ein paar Bilder
Der erste Anblick bei der Abholung in Holland
Innen
Volleder-Armaturen-Brett
Hier eine Ausfahrt im Herbst
Ein paar Worte zum Fahrverhalten - das kann man sich so ungefähr als das Gegenteil von einem Z4 vorstellen:
Lenkung kann bewegt werden durch Anpusten und ist dementsprechend "direkt".
Lenkverhalten ähnelt der Titanic: Einschlag des Steurrads führt etwa 15 min später zu einer Richtungsänderung des Schiffs.
Federung: Man schwebt so dahin - so lange keine groben Bodenwellen auftreten - dann verwandelt sich das Auto wieder in die Titanic - bei hohem Seegang
Seitenführung der Veloursitze (kostete Extra ggü. Leder): Vorhanden, da Auto als Sonderaussatuung eine Mittelkonsole hat.
Verbrauch: Auf Langstrecke 20 Liter, über den Kurzstrecken-Verbrauch wollen wir lieber diskret den Mantel des Schweigens ausbreiten.
Aufsehen: Unbeschreiblich. Es ist eben ein Wesen von einem anderen Stern. Insbesondere jüngere Leute (Schüler etc.) flippen schier aus, wenn ich vorbeifahre. Klar: Sowas haben die noch nie in ihrem Leben gesehen (außer in amerikanischen Filmen )
Kosten: Steuer 191,- pro Jahr, Versicherung 200,- inkl. VK mit 500 SB. Ersatzteilpreise niedrig, da es sich um primitive Ford-Massentechnik handelt. Ich habe z.B. einen Hauptbremszylinder benötigt, kostet $50. Bei einem 70er Jahre Mercedes vermutlich 300-500 Euro.
Fazit: Ein bisschen verrückt muss man schon sein, um sich sowas zu kaufen. Vor allem in meinem Fall, da ich nicht basteln kann. Zum Glück habe ich aber einen total netten und hilfsbereiten Lincoln-Kollegen in der Nähe von Memmingen gefunden. Ohne den hätte ich schon ein paarmal blöd aus der Wäsche geschaut, denn das Auto ist halt einfach 32 Jahre alt.
Aber ansonsten macht es große Freude und hat mich noch nie im Stich gelassen.