12.10.2005
Ratgeber Fahren im Nebel: Sicher durch die Waschküche
Es sind immer wieder die gleichen Fehler, die Autofahrer machen, wenn dichte
Nebelschwaden die Sicht dramatisch verschlechtern: Sie fahren zu schnell weiter,
sie halten zu wenig Abstand. Und sie vertrauen - man möchte sagen blindlings -
auf die Technik.
Stichwort Nebelschlussleuchte: Im dichten Nebel kann sie ein dickes
Sicherheits-Plus sein. Aber leider ist sie auch ein noch größeres Ärgernis. Denn
Millionen Autofahrer schalten die Leuchte schon beim kleinsten Anlass ein.
Rücksichtslos.
Viele Autofahrer bringt dieser falsche, oft überflüssige Einsatz der
Nebelschlussleuchte in Rage. Wer etwa im Regen hinter einem solchen Auto
herfahren muss, sieht nach ein paar Kilometern Rot: Die Nebelschlussleuchte
strahlt 40 mal heller als normales Rücklicht. Das Auge ermüdet durch die
Blendung schnell. Gerade bei Dunkelheit, nasser Straße und dazu auch noch gar
nicht so seltenen Mängeln an der eigenen Fahrzeugbeleuchtung ist das ein
erhebliches Sicherheitsrisiko.
Foto:
Autofahren im Nebel
Dabei ist der Einsatz der Nebelschlussleuchte klar geregelt: Sie darf nur
außerhalb von Ortschaften und wenn die Sicht durch Nebel weniger als 50 Meter
beträgt, eingeschaltet werden. Das bedeutet: Wer die Leuchte einschaltet, darf
nicht schneller als Tempo 50 fahren. Denn dieses Limit gilt, wenn die Sichtweite
unter 50 Meter sinkt. Wer also die Leuchte einschaltet und munter mit Tempo 120
weiterfährt, handelt folglich gedanken- bis rücksichtslos. Ist die Sicht
überhaupt nicht eingeschränkt, ist auch die Nebelschlussleuchte überflüssig. Ist
die Nebelsuppe aber so dick, dass die Sicht tatsächlich unter 50 Meter liegt,
ist ein Tempo jenseits der 50 km/h kriminell. Wer von der Polizei erwischt wird,
muss sich auf ein Fahrverbot einstellen.
50 Meter Sicht heißt: Die Nebelsuppe ist wirklich dick. Bevor die
Nebelschlussleuchte eingeschalten wird, sollte die Sichtweite getestet werden.
Das geht am einfachsten, indem man die Leitpfosten am Straßenrand zur
Orientierung nimmt. Der Abstand beträgt auf der Autobahn normalerweise 50 Meter.
Ist der Nebel noch dichter, heißt es noch langsamer fahren. Es bringt sehr viel
mehr Sicherheit, vom Gas zu gehen, statt die Schlussleuchte einzuschalten und in
den Nebel zu brettern.
Dass die Schlussleuchte bei dichtem Nebel ein Sicherheitsplus bringt, steht
auch fest. Denn nach einer Studie des Reifenherstellers Uniroyal haben zwei
Drittel aller Autofahrer Angst, bei Nebel "auf der Autobahn von hinten überrollt
zu werden". Überflüssig ist die Leuchte jedoch, wenn in der Kolonne gefahren
wird und der Hintermann gefunden ist. Jetzt schürt sie nur noch Aggressionen.
Wenn man also öfter mit der Lichthupe von hinten angeblinkt wird, will der
Hintermann nicht unbedingt drängeln, sondern den Vordermann auffordern, das
lästige Blendmittel auszuschalten. Denn oft hat man dies nach der letzten
Nebelbank vergessen, oder den Knopf aus Versehen gedrückt.
Allerdings gilt auch bei der Fahrt in der Kolonne: Ausreichend Abstand zum
Vordermann muss unbedingt eingehalten werden. Denn wer sich im Nebel aus
Bequemlichkeit dicht an vorausfahrende Fahrzeuge hängt, hat praktisch keine
Chance mehr, wenn der erste im Pulk plötzlich bremsen muss oder gar auf ein
Hindernis auffährt.
Besonders gefährlich sind Nebelwände, mit denen man nicht gerechnet hat.
Deshalb sollte man an Flüssen und Seen, großen Wiesenflächen, Tälern oder
Waldgebieten vorsichtig fahren. Denn hier muss man bevorzugt mit Nebel rechnen.
Fahren im Nebel ist besonders anstrengend und verlangt hohe Konzentration.
Deshalb sollte man sich möglichst wenig durch laute Musik oder Gespräche mit den
anderen Passagieren ablenken lassen. Generell gilt übrigens dabei: Immer am
rechten Fahrbahnrand orientieren, nicht am Mittelstreifen und auch nicht an den
anderen Autos. Wer feststellt, dass er müde wird oder die Augen durch das
Starren in die weiße Nebelwand brennen, sollte eine kurze Pause auf einem
Rastplatz einlegen. Achtung: Im dichten Nebel Vorsicht bei der Fahrt über den
Parkplatz, Fußgänger sind erst im letzten Moment zu erkennen. Während der Pause
sollte man außerdem mit einem Lappen oder Papiertuch die Scheinwerfer und
Leuchten abwischen, denn der Film aus Feuchtigkeit und Schmutz, der sich darauf
niederschlägt, frisst zum Teile mehr als die Hälfte der Lichtausbeute. Auch
während der Fahrt sollten die Scheiben in regelmäßigen Abständen mit der
Waschanlage gesäubert werden. Erst wenn die Scheibenwischer laufen, erkennt man,
welch eine schmutzige Brühe von der Scheibe gewischt wird - das sind kostbare
Meter Sichtweite. Nicht zuletzt sollte man auch die Scheiben von innen reinigen,
denn hier schlägt sich ein Schmierfilm nieder, der ebenfalls Licht schluckt.
Diese Verhaltenregeln bestätigen auch die Experten des Technischen
Überwachungsvereins TÜV Süd.
Quelle: Klaus Justen/ar vom 12.10.05
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