Kategorie: Connected

14.10.2011
Bedienen per Handbewegung: Gestikbedienung im Auto.
 

Gestikerkennung – das Fahrzeug gehorcht auf Fingerzeig.

Mit Gesten lassen sich heute bereits eine Vielzahl von technischen Geräten einfach, schnell und vor allem intuitiv bedienen. Ob mit dem Finger auf dem Display eines Smartphones oder sogar zu Hause vor dem Fernseher zur Steuerung von Computerspielen – Gesten bestimmen mehr und mehr die Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Die Entwickler der BMW Group erforschen daher die Möglichkeit, Gestik auch im Fahrzeug zur Steuerung bestimmter Funktionen zu nutzen.

„Mit der Gestikbedienung schaffen wir ein vollkommen neues Bedienerlebnis, das den Fahrer eine neue Art von Kompetenz erfahren lässt und damit sehr zur Emotionalisierung des Gesamterlebnisses beiträgt. Gestikbedienung übt eine besondere Faszination aus, die Freude am Bedienen macht.“ (Dr. Verena Broy, Entwicklung Anzeige-Bedien-Konzepte)

Die Idee ist nicht neu. Bisher war jedoch die Technik zur Gestikerkennung noch nicht weit genug fortgeschritten, um eine sichere Erkennung zu gewährleisten. Das Problem bestand beispielsweise in sogenannten „False Positives“, also von der Technik als Gesten zur Eingabe gewerteten, jedoch nicht als solche gedachten Bewegungen.

Das Erlebnis steht im Vordergrund.

Mittlerweile ist die Technik zur Gestikerkennung stark ausgereift. Derzeit ist der Home-Entertainment-Bereich führend. Die Entwickler setzen zur ersten Erforschung der Gestikbedienung im Fahrzeug auf handelsübliche Technologie auf. Sie bildet eine Erfahrungsplattform, denn im Vordergrund dieses jungen Forschungsprojekts stehen vor allem Erkenntnisse zum Erleben von und zum Umgang mit Gesten im Fahrzeug. Die Entwickler interessiert besonders, wie und wo sich Gesten zielführend und intuitiv einsetzen lassen, und auch, wo die Grenzen dieses Interaktionsprinzips liegen. Aus diesen Erkenntnissen sollen Potenziale und Anforderungen im Zusammenhang mit Gestiksteuerung im Fahrzeug identifiziert werden. Im nächsten Schritt geht es an die konkrete technische Umsetzung von bereits fundierten Erkenntnissen im Fahrzeug.

Gestik im Fahrzeug.

Gestikbedienung im Fahrzeug unterliegt einigen Einschränkungen und Besonderheiten, muss sie doch unter bestimmten Prämissen funktionieren, die im Home-Entertainment-Bereich oder bei Smartphones eine geringere Priorität besitzen: Aufgrund der automobilen Randbedingungen müssen Gesten kurz, prägnant und eindeutig sein. Sie dürfen keine langen Ablenkungen provozieren oder die Fahraufgabe in irgendeiner Weise negativ beeinflussen. Kurz: Gestikbedienung im Fahrzeug muss die gleichen hohen Anforderungen an Unterbrechbarkeit, Ablenkungsfreiheit und auch Einfachheit erfüllen wie alle anderen Formen der Bedienung der Infotainmentfunktionen in den Premiumfahrzeugen der BMW Group auch.

Eine weitere Besonderheit bei der Bestimmung der zur Steuerung zu benutzenden Gesten liegt in den kulturellen Unterschieden verschiedener Gesten. Daher konzentriert sich das Gestikvokabular zunächst hauptsächlich auf Gesten, bei deren Ausführung eine Bewegungsrichtung nachgeahmt wird.

Weniger ist mehr.

Das Forschungsprojekt arbeitet momentan an sechs unterschiedlichen Gesten, die sich auf den aktuellen Bildschirminhalt des zentralen Informationsdisplays beziehen: das Wischen der Hand nach rechts oder links, nach oben oder nach unten sowie das Annähern der Hand an die Instrumententafel oder das Entfernen der Hand davon weg.

Im Fokus stehen einfache Gesten, beispielsweise die Links-rechts-Bewegung der Hand zum Ein- oder Ausschalten des Splitscreens. Durch eine Bewegung nach oben oder unten wird durch die auf dem Splitscreen dargestellten Inhalte geschaltet und die Annäherung an den Screen sorgt für den Wechsel zurück ins Hauptmenü.

Teil der Arbeit ist auch Fehleingaben zu vermeiden, indem typische Bewegungen wie beispielsweise die Bedienung des Gangwahlschalters als solche erkannt und damit nicht als Gestikeingabe gewertet werden.

Kein Ersatz, sondern sinnvolle Ergänzung.

Die Gestikerkennung soll die Steuerung über den iDrive-Controller keinesfalls ersetzen, sondern an sinnvollen Stellen ergänzen und erleichtern. Weiterhin wird die Gestikbedienung keine fahr- oder sicherheitsrelevanten Funktionen steuern, wie beispielsweise Starten des Motors oder Lösen der Parkbremse. Vor allem Infotainment- und Komfortfunktionen sollen damit schnell und einfach bedienbar sein.

„Bei der Gestikbedienung geht es uns nicht darum, dass der Fahrer durch das komplette Menü navigieren kann. Vielmehr wollen wir ihm über die Gestiken eine Möglichkeit geben, beinahe magische Momente zu erleben, indem er mit einer kurzen Freihandbewegung eine Aktion auslöst.“ (Verena Broy)

Quelle: BMW Presse Mappe zu den BMW Innovationstagen ConnectedDrive 2011 vom 05.10.2011

Bereits im Einsatz: das Öffnen der Heckklappe im BMW 5er mittels einer Fuß-Geste, wie folgendes Video zeigt:

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