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Besichtigung der Gläsernen Manufaktur in Dresden: automobile EmotionDie Gläserne Manufaktur in Dresden ist eine Autofabrik von Volkswagen, in dem aktuell das Luxus-Modell Phaeton in Handarbeit montiert wird. VW geht bei der Montage seines Topp-Modells anders vor als z. B. BMW bei der Fertigung seiner 7er-Reihe - und so war es für Mitglieder des 7-forum.com Forums interessant, einen Blick hinter die Kulissen der "Konkurrenz" zu werfen.
Forumsmitglied Robert (alias "nclb-blueman" im Forum) stammt aus Dresden und organisierte die Führung, d. h. er eröffnete einen Anmelde-Thread im Forum und kassierte vorab von jedem Interessenten die von VW verlangten Führungsgebühren. Das Interesse an der Führung war naturgemäß nicht ganz so groß wie einst an der Führung durch die 7er-Produktionsstätte in Dingolfing - schade, denn ein Besuch in Dresden lohnt sich! Immerhin waren es 15 Forumsmitglieder, die mit neun BMWs der 7er-Reihe am 7. April in die Innenstadt von Dresden zur Werksführung kamen. Dank der vergleichsweise kleinen Gruppe von 7er-Fahreren verlief die Führung in einem exklusiveren Rahmen ab - und das passte zur Gläsernen Manufaktur, in der es leiser, sauberer und exklusiver zugeht als in einer üblichen Autofabrik. großes Q - wie Qualität - auf dem Gebäude der Gläsernen Manufaktur in Dresden
In der Manufaktur begrüßt wurde die 7er-Gruppe durch Herrn Langer, der auch die Führung durch das Werk übernehmen sollte. Begleitet wurde die Gruppe von Leiter des Qualiltäts-Managements Stevens und Frau Niesel, von der VW-Öffentlichkeitsarbeit. "Jedes Mitglied des Managements soll mind. einen Tag im Jahr in Kunden- bzw. Interessentennähe verbringen", erklärte Herr Langer das Mitgehen von Herrn Stevens. Herr Stevens ist im Werk für die Qualitätssicherung zuständig und konnte während der Führung viele interessante Fakten beisteuern. Qualität ist ein wichtigeres Kriterium für die Gläserne Manufaktur - und dies wird dem Besucher aktuell durch ein übergroßes, Gebäudeteil-übergreifendes Q im Eingangsbereich der Manufaktur verdeutlicht. Entstanden ist es 2007 im Rahmen des Jahres der Geisteswissenschaften, in dem das "ABC der Menschheit" Begriffe wie Zukunft, Kommunikation oder Qualität reflektieren soll. Bevor es auf den ca. 1,5stündigen Rundgang durch die Manufaktur ging, erklärte Herr Langer die Beweggründe, weshalb VW überhaupt eine Gläserne Manufaktur baute: einerseits natürlich um Autos zu produzieren, andrerseits aber auch um dem Handel ein Marketing-Instrument für den Phaeton zu bieten, und dem Interessenten bzw. dem Kunden, der sein Phaeton in Dresden abholt, einen ansprechenden Ort mit Atmosphäre bieten zu können. "Inzwischen holen über 80% der Phaeton Kunden ihren Wagen bei uns in Dresden ab" so Langer. Ausstellungsstück in der Gläsernen Manufaktur: Horch 851 aus dem Jahr 1936, 100 PS stark, 125 km/h schnell
Logistisch eine Herausforderung ist die Möglichkeit, dass Phaeton-Kunden z. B. bei der Hochzeit ihres Fahrzeuges, also der Zusammenführung von Fahrwerk und Motor mit der Karosse, dabei sein können und auch selbst Schrauben anziehen dürfen. "Das vergisst man nicht und danach lässt kein Kunde mehr etwas auf seinen Phaeton kommen" so Langer. Der Kunde ist also König - und die ganze Manufaktur in Dresden ist entsprechend vor allem zum Gefallen und zur Werbung des Kunden gebaut worden. Auf die Nachfrage, wie es um die Wirtschaftlichkeit der Manufaktur steht hieß es, dass man das Werk für sich nicht allein betrachten kann. VW stellte fest, dass sich das Luxus-Segment im Automobilbau über Jahre stabil entwickelte - und deswegen kam es zum Entschluss, auch in diesem Bereich ein Produkt anzubieten. Damit sollte vom Kleinstwagen für den Studenten bis zum Luxus-Mobil für den erfolgreichen Manager alles aus einem Haus angeboten werden: "wir wollen den Kunden ein Leben lang begleiten". Nur leider brach der Markt im Luxus-Segment zur Überraschung aller in jüngster Zeit deutlich ein. Somit hatte die Wirtschaftlichkeit des Phaetons und der Gläsernen Manufaktur von Anfang einen schwierigen Stand. Weltkugel im Eingangsbereich der Gläsernen Manufaktur - eine Hommage an das erste weltweit gebaute Kugelhaus in Dresden im Jahr 1928
Auch wenn das Werk aktuell besser ausgelastet ist als zur Einführung des Phaetons, stellte sich den Besuchern die Frage nach der Zukunft. "Die nächste Phaeton-Generation wird ebenfalls in Dresden gebaut" - mit diesem Satz wurden gleich zwei Fragen beantwortet: die Zukunft des Phaetons und die der Manufaktur in Dresden sind gesichert. Kein Wunder, denn entgegen der Markt-Entwicklung wurden z. B. im Jahr 2007 mit 5.711 Phaeton-Einheiten mehr Fahrzeuge in Dresden gebaut als im Jahr zuvor. Während die Besucher-Gruppe ihre erste Station, einen Horch 851 aus dem Jahr 1936 erreichte, erzählte Herr Langer mit ein wenig Stolz, dass VW der erste große Hersteller war, der sich im Osten engagierte. Inzwischen lebt die Auto-Tradition in Sachsen mit VW in Dresden, sowie BMW und Porsche in Leipzig wieder richtig auf. Im Zuge der Erklärungen zum Horch-Exponat kam später die Frage auf, weshalb VW nicht die Marke "Horch" für das Luxus-Segment einführte. "Da hätten wir sicher weniger Image-Probleme gehabt, als wir aktuell haben", so Herr Langer, "aber der Phaeton soll auch Glanz auf die gesamte Marke VW abstrahlen, was bei Horch wohl nicht der Fall gewesen wäre". Anhand eines Modells der Gläsernen Manufaktur wurden einzelne Gebäudeteile erklärt
Nach Erreichen der zweiten Ebene konnten die Besucher einen Blick von oben in die Eingangshalle werfen, in der sich u. a. eine große runde Kugel befindet. Diese soll eine Weltkugel darstellen und eine Hommage an das erste weltweit gebaute Kugelhaus in Dresden im Jahr 1928 sein. Nicht nur zu diesem Thema konnte Herr Langer mit viel Hintergrundwissen und interessanten Geschichten den Besucher fesseln. U. a. berichtete er, wie es zum Abbau des Kugelhauses in Dresden kam, und später auch warum der aus Dresden stammende Architekt Gunter Henn für den Bau der Gläsernen Manufaktur gewählt wurde. Von oben erklärte Herr Langer auch die einzelnen Gebäude-Teile der Gläsernen Manufaktur, wie z. B. den Fahrzeugturm, der voll-automatisch mit fertig produzierten Phaetons bestückt wird. Bevor es in den Montage-Bereich ging wurde den 7er-Fahrern noch ein Modell von der Manufaktur gezeigt; außerdem wurden die Teilnehmer mit weißen Kitteln ausgestattet - eine Maßnahme, die aufgrund der Sauberkeit im Werk kaum erforderlich gewesen wäre. Einem Teilnehmer wurde leider schlecht, so dass sich dieser hier verabschiedete und vorzeitig in die Kunden-Lounge gebracht wurde. Im einheitlicher weißer Montur ging es schließlich in die Montage-Halle. Herr Lange erklärte mit Humor, dass im Werk nur die reine Endmontage stattfindet: "quasi ein Legoland für Erwachsene". Im Produktionsbereich wurden die Teilnehmer mit weißen Kitteln ausgestattet, rechts im Bild Frau Niesel von der VW Öffentlichkeitsarbeit und Herr Stevens vom VW Vorstand
Erster Arbeitsschritt in der Montage ist, die aus dem Werk Zwickau per Spezial LKW-Transport angelieferten, fertig lackierten Karosserien von allen Türen zu befreien und auf die Produktionsstraße zu bringen. Bis auf die Karosserie kommen alle anderen Teile über eine Straßenbahn namens "CarGoTram" aus einem nahe gelegenen Logistikzentrum in die Manufaktur. Auf dieses Logistik-System ist man sehr stolz, da es die sonst erforderlichen LKW-Anlieferungen erspart und deutlich effizienter ist, da zeitlich genauer kalkulierbar. Bevor die ersten Handarbeiten am Auto erläutert wurden, erklärte Herr Langer, dass am Band bzw. im gesamten Werk nur ausgebildete Fachkräfte eingestellt wurden, die über einen Eignungstest einerseits ihre fachliche Kompetenz, und andrerseits auch ihre soziale Kompetenz nachweisen mussten. "Im Werk werden Kunden herumgeführt, und da muss jeder Mitarbeiter mit umgehen können." so Herr Langer. Abschnittsweise muss jeder Mitarbeiter jede Arbeit ausführen können. Die Phaeton-Karosserie nach den ersten Arbeitsschritten am Fließband
Dass in der Montagehalle nicht nur montiert, sondern auch präsentiert wird, zeigt u. a. der Fußboden aus kanadischen Bergahorn, den man problemlos auch in seinem Wohnzimmer verlegen könnte. Das sich sehr langsam bewegende Fließband wird erst direkt bei näherem Hinschauen ersichtlich, denn es hebt sich in keinster Weise vom übrigen Boden ab, d. h. auch das Band ist mit einem Boden aus Bergahorn versehen. Im Gegensatz zu anderen Auto-Fabriken, ist "das Band" sehr breit und beinhaltet auch die gesamte Infrastruktur wie Werkzeuge und Teile. Damit kommen die Mitarbeiter auch bei einem Zeitverzug nicht unter den Druck, dass neben der Produktionsstraße gelagerte Teile sich bei weiterlaufendem Band immer weiter entfernen. An einem Fahrzeug führte Herr Langer vor, wie über einen Scanner der Einbau der wichtigsten Steuer-Elemente nachgehalten wird. Fehlt ein Steuer-Element, stoppt der Produktionsprozess. 63 elektronische Steuergeräte findet man im Phaeton - außerdem 3,7 km Kabel, das insgesamt 65 kg schwer ist. Herr Langer führte ein fahrbares Werkzeug vor, das u. a. die Arbeitsschritte überprüft und automatisch richtige Anzugsmomente einstellt
Fast alle Arbeiten finden per Hand statt, außer wenn schwerere Arbeiten anstehen. Der erste Roboter kommt beim Einbau der Kofferraummulde zum Einsatz: hier wird die Mulde vom automatisch in den Phaeton eingeklebt. Auch die Front und Heckscheiben werden durch einen Roboter eingeklebt, da dies von Menschenhand nie so genau möglich wäre und Spannungsrisse eine mögliche Folge von Ungenauigkeiten wäre. Auch die Räder werden später automatisch montiert. Alle Fahrzeug-Flüssigkeiten werden ebenfalls am Band eingefüllt. Dabei wird im jeweiligen System ein Unterdruck erzeugt, um so die Dichtigkeit des System zu überprüfen und später die Flüssigkeit einzusaugen. Herr Stevens erklärte zum Fahrzeug-Finish, wie ausführlich die abschließende Qualitätskontrolle beim Phaeton ausfällt: "Fast einzigartig ist, dass jeder Phaeton über einen ca. 70minütigen Fahrtest in der Stadt, auf Land und Autobahn getestet wird. Dabei legt jedes Auto 40 km zurück, bevor es dem Kunden ausgeliefert wird. So einen ausführlichen Fahrtest macht heute fast kein anderer Hersteller mehr." Nach dem Verlassen der Montage-Halle wurde den Besuchern die Kundenlounge gezeigt, in der u. a. ein Phaeton konfiguriert werden konnte. Zum Abschluss durften die Teilnehmer noch fertige Phaetons in verschiedenen Varianten genauer unter die Lupe nehmen. Herr Langer verabschiedete sich, und hoffte einen der Besucher vielleicht mal als Kunden erneut begrüßen zu dürfen. Herr Langer hat die automobile Emotion, die die Gläserne Manufaktur ausstrahlen soll, gut an den Besucher übermittelt. "Spätestens bei der Auslieferung des eigenen Phaetons hier in Dresden, sagen viele Kunden 'das hat sich gelohnt'". Die Teilnehmer aus dem 7er-Forum sagten auch "das hat sich gelohnt" und bezogen sich dabei auf die sehr interessante Führung durch die Manufaktur.
Im Jahr 2007 hat 7er-Forumsmitglied Björn (alias "BjörnM") seinen Phaeton in der Gläsernen Manufaktur abgeholt und dazu einen kurzen Bericht im Forum verfasst: Forum "Genussvolles Gleiten", Abholung des Phaeton in Dresden |
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