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Zitat von mystica
Hallo Luke,
habe ich ein echtes Chiptuning, also neue Software auf das Steuergerät aufgespielt.
Horst
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Hmmm. lies mal weiter und sag mir wie "echtes Tuning" aussehen soll.
Ich hab zwar noch nicht wieder einen BMW, aber in Sachen Tuning kenn ich mich etwas aus.
Ich mache meine Files selber, lasse sie aber von einem Bekannten (der sich damit defintiv 110%ig auskennt) ab und an mal nachprüfen.
Immerhin ist es mein Hobby und nicht meine Lebensgrundlage.
Was ist Chiptuning, und vor allem ab wann reden wir von (siehe oben) richtigem Chiptuning?
Chiptuning stammt aus einer Zeit, in der die Eproms ausgelötet und gegen Neubeschriebene ersetzt wurden.
Dann kamen Chipsockel, Zusatzsteuergeräte und sonstwas.
Heute sind wir bei OBD-Tuning.
Im Endeffekt nicht anderes als früher, jedoch mit dem Unterscheid, dass ich die CD nicht aus dem Player nehmen muss um sie gegen eine neue CD zu tauschen. ich bespiele einfach die vorhanden CR-RW direkt im Laufwerk mit neuen Daten.
Was der Tuner da wirklich macht, dass weiß kaum einer.
Manchmal kommt als Aussage "mehr Sprit, oder mehr Ladedruck usw."
Das klingt immer so, als wenn ein Chirurg sagt, wir entfernen mal ein Organ da unten links hinten...
Manchmal werden nur Temperaturwerte geändert und dann komplett samt alten Datenstand wieder auf ein neues Eprom gespielt....
Ein Dieselmotor ist kaum nachtragend. Er frist alles. Diesel, Rapsöl, Aldi-Öl und sogar Frittenfett. Selbst mit Frittenfett wird er noch laufen, evtl. sogar ohne zu meckern und murren.
Motoren unterliegen einer gewissen Fertigungstoleranz.
Der eine hat 200PS, der andere 210PS und der nächste 190PS Nennleistung.
Der eine mehr Drehmoment im mittlerern Bereich, dafür weniger Nennleistung, da er evtl. nicht an die Nenndrehzahl kommt...
Trotzdem laufen sie alle mit der selben Software.
Und diese ist so ausgelegt, dass jeder Motor bei allen erdenkbaren Bedingungen, mit jedem erdenkbar schlechten Treibstoff noch zu laufen hat.
Der Kunde erwartet das.
Hier schlägt die Stunde der Tuner. Sie versprechen den Kunden die ungenutzten Reserven herauszuholen.
Man fährt zum Tuner, der bespielt einem das Steuergerät neu, oder ersetzt das Eprom gegen einen anderen, macht evtl. noch einen Prüfstandslauf (der ja eigentlich völlig umsonst ist - siehe weiter unten) und das wars.
Man zahlt u.U. nur 299€ und ist froh mächtig Power für wenig Asche erhalten zu haben.
Als die ersten Tunigboxen auf dem Markt kamen, kamen diese nur, da sich die Tuner nicht mehr die Arbeit machen wollten das Originaleprom auslöten zu müssen usw. (Das kostet Zeit und mindert den Profit), oder Sie hatten nicht das Handwerkszeug (Flasher und Software) um per OBD etwas zu "optimieren". Alleine diese Technik kostet Fünfstellig. Euro wohlgemerkt.
Das was in diesen Boxen verbaut war, war und ist heute noch manchmal nichts anderes als nur ein paar Widerstände, die dem Motor falsche Werte vorgaukeln. Das selbe kann ich aber auch direkt auf einen Eprom schreiben oder ins Steuergerät flashen. Müll eben.....
Trotzdem strotzt mein "getunter" Wagen voller Kraft und läuft und läuft...für 30 Cent Materialkosten...
Bohrt doch mal Spasshalber ein kleines Loch in euren Druckschlauch laderseitig.
Eure Karre wird qualmen wie Sau, aber abgehen wie Schmidts Katze.
Ganz umsonst. Wenn ihr das Loch klein genug wählt, wirds nichteinmal jemand merken...
Es gibt Tuningboxen (Carlsson, Brabus z.B), die 1000x mehr können als manche Chiptuner im Stande sind auf Basis der alten Epromdaten neu zu schreiben.
Was ist nun richtiges Chiptuning? Eine lügende Zusatzbox oder ein lügendes Eprom im Steuergerät?
Wenn wir heute krank sind gehen wir zum Arzt.
Optimalerwiese stellt der Arzt fest wie gut es uns geht, (Ist-zustand) was uns fehlt (Soll-Zustand) und er erklärt was wir machen oder einnehmen sollen um den Sollzustand zu erreichen.
Würde der Arzt nach dem Händeschüttel sagen, Herr Meier, sie sind 30, linksträger, husten bisschen -> Nehmen sie das hier und alles ist paletti, dann würden wir den Kopf schütteln. Das war ja keine Diagnose.
Und selbst wenn er eine Diagnose erstellt, dann bekommen wir vielleicht nur Penicillin. Die Allerweltswaffe gegen fast alle Grundkrankheiten.
Auch hier hatt der Arzt "gemogelt", denn es gibt sicherlich auch bessere Medikamente, aber halt nicht für Kassenpatienten (für 299€. :-))
Beim Diesel ist das wie gesagt ganz einfach. Er frisst jeden Sprit und jede Software und läuft trotzdem schneller. Leider kann er uns nicht sagen ob ihm was fehlt. Das merken wir erst wenn irgendwas den Geist aufgibt.
Da der Diesell aber hart im nehmen ist, verkraftet er auch das und geht vielleicht erst jenseits von 200TKM kaputt.
Chiptuning ist Folgendes:
Ist-Zustand feststellen:
Leistungsprüfung vorher - Sichtprüfung - Datensicherung
Grundsatz: Ein kränkelnder Motor wird nicht getunt.
Soll-Zustand herstellen:
Datensatz für den vorhandenen Motor optimieren.
Einspielen
Prüfen:
Testlauf machen - Protokolle vergleichen, Abgase vergleichen - Datensatz nachbessern (auf Anhieb gibts keine 100% Optimierung)
und wieder von vorne. Testlauf.....
Erst wenn das erledigt ist kommt der abschließende Prüfstandlauf.
Dieser ist nur für den Kunden, damit er Vorher - Nachher sieht.
Der Tuner braucht den Ausdruck nicht.
Er weiss dass alles paletti ist.
So eine Prozedur dauert manchmal einen ganzen Tag, manchmal klappts in 2-3 Stunden. Wenn man jetzt den Einsatz dagegenhält (Prüfstand - Technik -Software usw.) dann geht soetwas nicht unter 800€.
Wir haben ja noch 19% Märchensteuer abzuführen...
Alles andere ist "Datenaufspielen".
Nun eine Rechnung: Datenaufspieler macht "Chiptuning". Dauer 1 Stunde-> Kosten: 250€ netto. = 250€ Stundenlohn
Tuner macht 5 Stunden rum damit alles paletti ist.
Kosten: mind. 700€ netto = 140€ Stundenlohn incl. 2x Prüfstandslauf.
Richtige Korifären nehmen für diese Arbeit locker 1500€ Netto.
= 300€ Stundelohn incl. 2* Prüfstand.
Einmal Prüfstand kostet auch schon 60-70€.
Aber es kann ja auch manchmal 6-7 Stunden dauern.
Da fällt mir noch ein netter Spruch hierzu ein:
„Es gibt kaum etwas auf der Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte. Und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.
Es ist unklug zuviel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas Geld zurück legen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.“
John Ruskin 1819 – 1900