Feldbergsirene: Mit dem M6 Coupe im Taunus

[Hockeyfreund]

Lange hat's mir schon unter den Nägeln gebrannt, heute habe ich endlich mal die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mir einen M6 zur Brust genommen.

Nunja, Auto gleich früh abholen - Pustekuchen. Erstmal mit Einweiser. Ok, wie ein PDC funktioniert weiss ich selbst... Na gut, man sieht mir wohl an, dass ich schnell genervt bin. Also den BMW-Anstandswauwau schnell vor seiner Tür rausgeschmissen (Jaja, ESP bleibt eingeschaltet... ) und selbst auf Pilot gemacht.

Der erste Eindruck:
Irgendwie alles bekannt. Nichts wo ich es nicht suchen würde. Im Prinzip dieselbe Haptik wie sie vom 1er bis zum 6er alle Modelle implantiert bekommen. Das ist nicht unbedingt schlecht, reißt mich mittlerweile aber auch nicht mehr vom Hocker.

In Bewegung gesetzt:
Endlich mal ein Getriebe, was ich bislang noch nicht gefahren bin. Aber genug schlechte Presse hat das SMG ja nun schon eingefahren. Also komm mal her du kleiner Lümmel und zeig dem alten Hockeyfreund doch mal wie du dich so schalten lässt!
Achja, ist ja banal. Wie gewohnt gibt das Ding keine Rätsel auf. Aber dann der erste Schreck. Was ist denn DAS? Beim Hochschalten gönnt sich das Sportcoupe die Doppelgedenksekunde! Neee, das liegt am Fahrer... Oder? Hmm, alle möglichen Einstellungen durchgenudelt. Erst in der geringsten Schaltzeit ist es für meine Begriffe annehmbar. Aber selbst das ist gefühlt immer noch langsamer als die Opatronic im E38.
Runterschalten dagegen lasse ich mir gefallen. Das Zwischengas ist perfekt inszeniert und das Schleppmoment wirklich kaum noch spürbar. Allerdings hat das schaulustige Volk jenseits der Scheiben offensichtlich mehr vom Spektakel. Im Innenraum ist kaum etwas zu hören.

Vortrieb:
Soo, ich muss dummerweise also erst über die Autobahn, um dann in die ländlichen Gefilde einfallen zu können. Ok. Ran an den Speck. Die Beschleunigung ist ... ... ... unspektakulär. Jaja, Power-Taste drücken. Jetzt ist die Beschleunigung besser. Ehrlich gesagt aber immer noch um einiges von meinen Erwartungen entfernt. Ok, die Krawallschachtel beschleunigt sauber durch, nimmt mühelos jegliche virtuellen Richtwerte und bei eine Blick auf den Tacho bin ich eigentlich schon im Begrenzer. Aber wo ist das Erlebnis? Nennt mich versaut, aber hier fehlt mir der Charakter, das schamlose schmutzige durchrotzen von Benzin. Ein brachialer Anzug und pure Asphaltgier. Aber nichts von dem. Eigentlich könnte ich auch im 7er sitzen. Der macht genau so wenig Aufhebens um Geschwindigkeit.

Fahrwerk:
Vielleicht kommt ja hier der Aha-Effekt. Mal das EDC in allen Varianten durchgenudelt. War da ein Unterschied? Aaaah, da kommt mir das Popöchen doch ein klitzekleines bisschen weniger gepampert vor. Also lassen wir das mal so (mehr geht ohnehin nicht). Und jetzt sind wir endlich auch im Wald. Man nennt das auch anspruchsvolles Gelände: enge kurvige Straßen, kein Verkehr, trocken, perfekte Temperatur. Zeit um dem Luder mal die Sporen zu geben. Also einmal Feldberg und zurück. Brummm, das ist in Ordnung. Von Kurve zu Kurve wird es spannender. Also ich werd aggressiver - der BMW versucht zu kontern. Klappt auch. Das macht er aus Sicherheitsaspekten heraus wirklich gut. Fast schon unheimlich gut. Aber genau da ist für mich auch der Hase begraben: Die Rückmeldung an das Popometer fehlt. Einzig die wirr blinkenden gelben Lämpchen zeigen den Overkill im Datenbus an. Auf der Straße spüre ich davon nichts. Langsam werde ich nervös. Was, wenn die Karre wirklich den Grip verliert? Dann gibt's ja offensichtlich nichts mehr zu regeln.

Kurzer Zwischenstopp zur Außenbegutachtung:
Ok, Reifen sind auf Temperatur und - oh Wunder - sogar eine Sportbereifung mit Möchtegern-Semislicks (Der Freundliche erklärt mir später, dass das Auto gerade von der NS kommt). Jetzt fällt mir endlich auch mal das Carbondach auf. Sieht chick aus. Besonders in Verbindung mit der weißen Außenfarbe. Bremsen sind übrigens nicht von Brembo. Nur der Vollständigkeit halber... Sonst gibt's hier nichts zu sehen. Also wieder rein in die Mühle.

Das kleine Teufelchen:
Ja nu, das meiste haben wir schon ausprobiert. Da bleibt nur noch diese eine Taste... Die "Drück-mich-wenn-du-genug-A.rsch-in-der-Hose-für-mit-ohne-Sicherheitsnetz-hast"-Taste. Wehe dem, der da nicht charakterfest ist.

Es: "Drück ihn schon"
Ich: "Nein, wir wollen es nicht übertreiben"
Es: "Los, mach schon"
Ich: "Nein, wir kennen doch das Auto noch gar nicht genug"
Es: "Papperlapapp"
Ich: "Nein, wir haben es dem Freundlichen versprochen"
Es: "Das merkt der doch nicht. Der merkt doch nie was..."
Ich: "Nein, die Straße ist zu schlecht"
Es: "Wieso, geht doch mit anderen Autos hier auch"
Ich: "Aber ich habe einen Höllenrespekt vor der schweren Karre"
Es: "Sabbel nich"
Ich: "Schnauze"
Es: "Komm schon, zier dich nicht"
Ich: "Man könnte ja mal für einen klitzkleinen Moment..."
BMW: "BLING"
Ich:
Es: "Nononono!"











Ich: "Wieso um alles in der Welt ist dieser beknackte Tank schon leer?"

Und plötzlich war Es verschwunden. Und meine grauen Zellen suchten krampfhaft nach der nächsten Tankstelle. Bis ich einfach nur - von Übellaunigkeit getrieben - einen Entschluss gefasst habe. Den Bock fährst jetzt so weit es geht und dann sehen wir weiter.

Das Finale:
Das ging ab jetzt in der soften Variante. Sparen sparen und nochmals sparen. In allen Varianten. Schade um die wirklich verlockenden Straßen. Und so habe ich mich tatsächlich wieder heimgeschlichen (Sorry an den S3-Fahrer. Aber ich konnte in dem Moment nicht spielen...). Noch nen Stau mitgenommen und letztendlich den weißen Riesen mit 3km Restreichweite (Ungelogen! ) wieder dem Freundlichen freundlichst in die Einfahrt bugsiert.

Mein Fazit:
Irgendwie gespalten. Einerseits mag ich das 6er Coupe durchaus und ein M hat fast immer seinen Reiz. Andererseits hat mich die Kombination aus Motor und Getriebe gelinde gesagt enttäuscht. Die Art der Fortbewegung ist einfach nicht das, woran ich bei diesem Auto denke. Vielleicht ist es schon zu perfekt. Mir fehlt halt das Fahrerlebnis. Da habe ich mit rustikaleren Autos deutlich mehr Spaß bei vergleichbaren Fahrleistungen. Und das SMG ist - sorry - großer Mist.


In diesem Sinne einen Gruß an alle M6-Fahrer,
Hockeyfreund


Achja, liebster Freundlicher: Wenn ich schon so nett bin zu erklären, dass sich der Motor unter Teillast schüttelt und ich dann mit dem Verweis auf die Sportreifen abgespeist werden, dann zweifle ich nicht an meinen Sinnesorganen, sondern an der Kompetenz einer Meisterwerkstatt.