Teuer, unsicher & langsamer als gedacht - der Hype um Windows 7 lässt viele die Nachteile vergessen. Wir (Benjamin Schischka & skel) decken schonungslos auf.
1. Windows 7 ist unsicher
Auch in Windows 7 gehören Virenwächter und Virenscanner noch nicht zum Systemstandard. Hier müssen Anwender auf jeden Fall nachrüsten: sei es mit dem kostenlosen Microsofts Security Essentials oder mit dem ebenfalls gratis erhältlichen Avira Antivir. Zwar steckt in Win 7, wie in Vista und XP, eine Firewall - die bleibt aber trotz einiger Verbesserungen kompliziert zu bedienen - ein komfortabler Konfigurationsassistent fehlt.
Ein eigentlich tolles Feature ist der Bitlocker, der Laufwerke verschlüsselt - der ist aber nur in der teuren Ultimate-Version enthalten; TrueCrypt ist kostenlos, erfüllt den gleichen Zweck und läuft auch unter XP. XP-Sicherheitsupdates gibt es noch bis 2014 - zu diesem Zeitpunkt soll übrigens längst der Nachfolger von Windows 7 erschienen sein. Wer sein XP- oder Vista-System pflegt, muss also nicht umsteigen - zumindest nicht aus Angst vor Schadsoftware.
2. Windows 7 ist teuer
Windows 7 Home Premium - die Standardversion - kostet satte 199,99 Euro als Vollversion. Viel Geld für eine neue Taskbar - wie böse Zungen behaupten. Auch die Upgrade-Version mit 119,99 Euro ist alles andere als ein Schnäppchen. Aber es gibt ja noch die System-Builder-Version, wenden Windows-Fans ein. In Deutschland kostet die knapp 90 Euro. Verzichten müssen Sie beim Kauf der System-Builder-Version aber auf Support, Handbuch und schlimmer: Sie müssen sich vorher auf 32- oder 64-Bit festlegen, während die Vollversion mit beiden daherkommt.
Ist schon die Home-Premium-Version teuer, belasten Windows Professional und Ultimate den Geldbeutel noch wesentlich mehr: Als Vollversion schlagen sie mit 309 Euro beziehungsweise 319 Euro zu Buche. Noch teurer wird es für Updater, die sich später entscheiden, ihr Windows 7 im Nachhinein auf eine größere Version zu aktualisieren: Von Home Premium auf Ultimate müssen sie 175 Euro an Microsoft abtreten. Richtig teuer wird es für Besitzer mehrerer PCs, etwa Laptop und Desktop-PC, da sie für jeden Rechner eine Lizenz benötigen. Zwar gibt es ein Family-Pack, das eine Art Mengenrabatt auf drei Lizenzen gewährt - die Verfügbarkeit des Pakets ist aber limitiert.
3. Der Umzug auf Windows 7 ist unbequem
Von Vista aus können Sie zwar auf das neue Microsoft-Betriebssystem updaten, aber nur, wenn Sie auf eine gleichwertige Windows-7-Version updaten. Soll heißen: Update von Vista Home Premium auf 7 Ultimate geht nicht. XP-Nutzer haben sogar nur eine Möglichkeit: eine Neuinstallation des Systems. Besonders umständlich wird es, wenn Sie nur eine Festplatte besitzen - Sie müssen ein Komplett-Backup aller Daten machen und dieses nach der Installation von Win 7 wieder zurückspielen.
Zwar befindet sich auf der Windows-7-DVD ein Tool, das helfen soll, "Easy Transfer" berücksichtigt aber nur Dokumente und Einstellungen - all Ihre Programme müssen Sie nachher einzeln extra noch mal installieren. Auch für dieses Problem gibt es eine Microsoft-Lösung - und auch diese überzeugt nicht voll: USMT (User State Migration Tool) sichert die alten Programme im Ordner "Windows.old" unter Windows 7. Problem der USMT-Lösung: Das Tool unterstützt nur rund 40 populäre Anwendungen.
4. Windows 7 kostet Zeit
Nach dem Umstieg auf Windows 7 werden vor allem bisherige XP-Nutzer mit den neuen Funktionen und dem überarbeitetem Layout überfordert sein. Erst nach einer Einarbeitungszeit finden sie gewohnte Funktionen und Ordner wieder so schnell wie unter XP. Vista-Nutzer haben das Problem weniger, doch auch sie müssen sich umstellen.
Sei es die neue Taskbar, Aero-Peek oder Shake und Snap - der XP-gewohnte User dürfte eher überrascht als erfreut sein, wenn sich ein Programmfenster beim Verschieben an den rechten Bildschirmrand plötzlich über die gesamte rechte Seite ausbreitet. Fragen wie "Und wo war noch mal die Netzwerkumgebung?", werden sich viele Umsteiger anfangs garantiert mehr als einmal stellen.
5. Windows 7 läuft nicht auf jedem Rechner
Windows 7 braucht wenigstens 1 GB RAM, eine CPU mit 1 GHz und mindestens 40 GB freien Speicherplatz auf der Festplatte. Das ist in Relation zum Vorgänger Vista nicht viel - trotzdem gibt sich das altgediente XP immer noch mit weniger zufrieden und gerade auf Netbooks hat Windows 7 teilweise einen schweren Stand gegen den Vorgänger.
Ferner läuft Windows 7 nicht zusammen mit dem Dateisystem FAT(32), sondern nur mit NTFS. Notfalls müssen Sie das Dateisystem konvertieren. Wer sich für die 64-Bit-Version entscheidet, sollte wissen, dass nicht jede CPU 64-Bit-fähig ist - ein Tool gibt Aufschluß.
Aber auch nicht alle Features von Windows 7 sind auf jedem Rechner einsatzbereit. Beispielsweise Multitouch können Sie nur nutzen, wenn Ihr Monitor diese Funktion beherrscht - und das ist aktuell noch extrem selten, wie der kürzlich erhältliche Medion Akoya P4010 D All-In-One-PC von Aldi beweist.
6. Nicht jedes Programm läuft unter Windows 7
Unter Windows 7 laufen die meisten Programme, insbesondere, wenn sie bereits unter Vista ihren Dienst taten. Allerdings gibt es auch einige wenige Programme, die sich partout nicht mit Windows 7 vertragen - da ist es ein schwacher Trost, wenn das Lieblings-Tool nicht läuft, man aber weiß, dass viele andere Programme funktionieren. Unsere Schwesterpublikation GameStar hat einige PC-Spiele unter Windows 7 getestet und festgestellt, dass der Klassiker "Gothic 2" nicht läuft. Aber nicht nur als Gamer könnten Sie diesen Ärger haben: Einige Sicherheitssuiten und systemnahe Programme laufen erst nach einem Update - sofern es vom Hersteller zur Verfügung gestellt wird.
Abhilfe schafft hier vielleicht der XP-Mode, mit dem Sie ältere Software unter Windows 7 zum Laufen bringen können. Der XP-Mode steht aber erst ab Windows 7 Professionel zur Verfügung, Besitzer von Win 7 Home Premium können ihn jedoch nicht nutzen.
DOS-Fans gehen ohnehin leer aus - das 16-Bit-Subsystem ist unter Win 7 gestrichen. Wesentlich mehr versagende Programme werden Sie übrigens bei Ihrer Wahl für ein 64-Bit-Windows haben - da vor allem Freeware-Tools nicht selten auf 32 Bit optimiert sind. Wenn Sie sehr alte Hardware, etwa einen Uralt-Drucker verwenden, ist es ferner möglich, dass sich der passende Treiber nicht in der Windows-7-Datenbank befindet, obwohl diese als generell gut befüllt gilt.
7. Windows 7 ist langsamer als gedacht & Fazit
Windows 7 ist nicht langsam - zumindest nicht, wenn man es mit Vista vergleicht. Unser Testparcours lässt Win 7 (32 und 64 Bit) gegen Vista SP2 und XP SP3 antreten. Ergebnis: Vista lässt sich 131,36 Sekunden Zeit um die vorgegebenen Aufgaben zu meistern, Seven braucht für die gleichen Aufgaben nur 107,81 Sekunden - das ist ein großer Unterschied. Die 64-Bit-Version von Windows 7 war sogar noch mal rund sechs Sekunden schneller. In einem Tempo-Test haben wir XP, Vista und Windows 7 verglichen (siehe Bild).
Aber: Windows XP positioniert sich mit 118,86 Sekunden zwischen Vista und 7 - und das, obwohl es schon drei Servicepacks auf dem Buckel hat. Es bleibt abzuwarten ob ein gepatchtes und mit Servicepacks beladenes Windows 7 in einigen Jahren nicht hinter XP zurückfällt. Der Speed-Test Windows 7 (fortgeschrittene Beta-Version) versus veraltetes XP (Servicepack 2) wurde etwa zugunsten der früheren XP-Version entschieden.
Fazit: Wie Sie sehen, gibt es 7 gute Gründe gegen Windows 7. Doch wir wollen fair sein, es gibt auch 7 Highlights, die für einen Kauf sprechen. Wer sich nicht sicher ist, ob er sich das neue Microsoft-OS kaufen soll, kann auch erstmal abwarten, bis das erste Servicepack (SP) erschienen ist - die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Microsoft-Betriebssysteme mit SP runder sind als ohne.
(Quelle: In Zusammenarbeit mit Das Portal für Computer und Technik - PC-WELT)
Ach ja: da bereits an Win 8 "gebastelt" wird und dies 2012 erscheinen soll, fragt man(n) sich, ob man(n) diesem Hype um ein noch nicht ausgereiftes System heute schon (wieder) nachgeben soll...