Liebe Freunde!
Wie schon gesagt: Austausch von Schuldzuweisungen und/oder persönlichen Renitenzen bitte erst
nach Ende meiner Geschichte.
Zitat:
Zitat von Uli
"Darf ich Sie nun zum Fahrzeug führen?" Wir verlassen das Büro in Richtung Gebäuderückseite.
Dort angekommen erwartet mich auch gleich die erste unerfreuliche Überraschung des Tages.
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Wir blicken Richtung Wagen, dann wechselseitig in unsere verdutzten Gesichter. "Da hat der Herr S. wohl etwas nahe rangeparkt..." bemerkt mein junger Freund. Unsere Köpfe nicken synchron. "Brilliante Analyse der Situation" denke ich: Keine dreißig Zentimeter von der Fahrerseite entfernt türmt sich ein schweres SUV samt Anhänger auf.
"Das haben wir gleich!" Der freundliche Verkäufer lockert seine Kravatte, atmet tief durch, presst seinen Daumen mit aller Kraft auf die Remote und schreitet zügigen Schrittes auf beide Fahrzeuge zu. Ich wende mich mich Grauen ab. Allein der Gedanke, was jetzt passieren mag, raubt mir die Luft zum Atmen. Notfallplan A: Augen und Ohren zu und an 'was Schönes denken. Frauen, Fußball,... Autos?
Nach vierzig Sekunden ertönt das Starten eines Motors. Hat er's doch tatsächlich geschafft, der Teufelskerl. Er hat sich durch diesen winzigen Spalt in's Fahrzeuginnere gezwängt. Was für ein Höllenhund!
"Ich schätze, ich muss Ihnen nichts weiter erklären?"
"Nein." Ich blicke auf die Armaturentafel und schüttle den Kopf. "Haben Sie herzlichen Dank!"
Fast drei Wochen sind nun vergangen, als ich dieses Schmuckstück zum ersten Mal auf Bildern sah und jetzt, jetzt endlich sitze ich auch wirklich drin.
"Besser spaett, als nie", denke ich und ein Lächeln huscht über meine Lippen.
Ich unterziehe den Innenraum einer kurzen Sichtprüfung. "Warum", frage ich mich, "warum nur immer dieses Ritual einer Probefahrt? Ich kenne den Fahrzeugtyp, bin ihn auch schon zweimal selbst gefahren und bei einem Wagen dieses Preises
darf, ich meine,
muss man schließlich davon ausgehen, dass alles in bester Ordnung ist."
Im Schritttempo fahre an meinem geparkten E65 vorbei. "Na Du altes Schlachtross. Hast' mir mit Deinen regelmäßigen Auszeiten ja 'ne schöne Latte an U-Bahnkilometern beschert." Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd, zwinkere mit dem rechten Auge und fahre vom Hof.
Ein plötzliches Rucken: Hab' ich 'was falsch gemacht? Als markentreuer Fahrer weißblauer Automobile suche ich die Schuld natürlich zu allererst bei mir selbst. Checkliste: Getriebestellung "D". Meines Ermessens nach korrekt. Bewegt sich das Fahrzeug vorwärts? Ja.
Doch dann: Bei jedem Schaltvorgang oder Lastwechsel ein sekundenlanges Leistungsloch. Auch längere Landstraßenfahrt schafft keine Abhilfe. "Zwischengas muss ich ja wohl nicht geben, oder?" grüble ich, während mich diverse mehr oder minder getarnte Erlkönige auf der Gegenspur passieren. Ich befinde mich auf Höhe des nahe gelegenen BMW-Testgeländes. Hier werden richtungsweisende Neuentwicklungen der zweiten deutschen Nobelmarke in nimmermüder Anstrengung und für Laien unvorstellbarer Akribie auf jede noch so abwegige Eventualität hin getestet, um dem wertgeschätzten Kunden ein maximal zuverlässiges Premiumprodukt garantieren zu können.
Eine schwere Limousine: Rolls-Royce Phantom. "Mit diesen schnuckeligen Aufklebern sieht er richtig drollig aus." schmunzle ich.
Dann eine Parkbucht. Ich fahre rechts ran. Ratlosigkeit zeichnet mein Gesicht. "Erst mal frische Luft tanken", sage ich zu mir, steige aus und umrunde den Wagen. "Schickes Teil", denke ich, doch unweigerlich schießen mir die Worte Bayerns größten Philosoph und Vordenkers, Fredl Fesl durch den Kopf:
Zitat:
Ein Auto, das nicht fährt,...
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"...ist überhaupt nix wert, so ist es!" Ich steige ein und fahre zurück zum Startpunkt meiner kurzen Reise.
Fortsetzung folgt.