Interessantes zum Thema Schmierung
Hallo,
hier mal eine kleine Info am Rande, da man immer wieder verschiedene Infos zum Thema "Um Gottes Willen, Fett an die Schraube" hört und liest:
Schrauben sind Spannelemente. Um das richtige Drehmoment beim Anzug nicht an die Kopf- und Gewindereibung zu verlieren, ist die Benutzung eines Schmiermittels mit einem definiertem Reibwert µ sehr zu empfehlen! Aber hier sollen weder Fett noch Öl verwendet werden. Diese sind NICHT für den Einsatz an Verbindungselementen wie Schrauben geeignet.
Nur durch die in der „Paste“ in hohem Anteil vorhandenen Festschmierstoffe (z.B. Kupfer, Nickel, Alu, Metallgemische oder Keramik) wird das Anzugsmoment kontrolliert an die Schraube selbst abgegeben. Allermeistens bestimmt der Hauptbestandteil den Namen der Paste, z.B. Kupferpaste. Anti-Seize heißt auf deutsch: gegen Festbrennen. Noch deutscher: beim Zerlegen leicht lösbar.
Die Temperatur an der Schraube und deren Material (z.B. Edelstahl, legierte Stähle), ebenso der gewünschte Gewindereibwert, Korrosionseigenschaften und aggresive Medien wie z.B. Säuren, bestimmen wiederum den Festschmierstoff, der in der Paste hauptsächlich vorhanden ist.
Das Material übrigens deshalb, weil bei falscher Kombination der Verbindungselemente Korrosion (Kontaktkorrosion) durch elektrochemische Vorgänge ausgelöst werden kann (Effekt ähnlich wie bei einer Batterie).
Aber Achtung: keinesfalls hier gedankenlos die schwarzen Pasten verwenden, da diese MoS2 enthalten (seltener auch Graphit) und dieses durch seine Struktur einen für "normale Schraubverbindungen" zu niedrigen Reibwert hat! Es kann dann passieren, dass das gewünschte Anzugsmoment gar nicht erreicht wird, sondern die Schraube beim Anziehen durch übermäßige Längung und dadurch Überdehnung zerstört wird! Daneben gewährleisten diese schwarzen MoS2-Pasten meist keinen vernünftigen Korrosionsschutz. Der niedrige Reibwert kann auch noch zum selbständigen Lösen der Verbindung zu führen. Diese MoS2-Pasten eignen sich aber bestens zur Montage zur Vermeidung des Ruckgleitens sehr gut, z.B. beim Aufpressen von Teilen bei engen Passungen.
Zum Thema Radschrauben:
Man sieht es den Radschrauben nicht an, diese haben aber (bis auf wenige Ausnahmen) eine Beschichtung mit festgelegtem Reibwert. Wer es nicht glaubt, weil man die Beschichtung nicht sieht, sucht mal im Internet oder bekommt von mir die Informationsquellen.
Trotzdem verbraucht sich die Beschichtung (diese ist übrigens ein Gleitlack, der da im µ-Bereich auf der Schraube aufgetragen wurde) bei den jährlichen 2 Wechseln der Räder recht stark, man merkt es beim Öffnen der Radschrauben, wenn es trotz dem einst richtigen Anzugsmoment recht knackt und scheppert beim Radschraubenlösen (in Fachkreisen nennt man das auch "Fressen", nach dem Öffnen ist die Rundung an den Alu-Felgen rau und beschädigt). Das sogenannte Losbrechmoment der Schraube ist sehr hoch (ein Mehrfaches des Anzugsmomentes) und kann im Extremfall zum Reißen der Schraube führen.
Fachleute empfehlen, eine Alu- oder Kupferpaste für die Radschrauben (auch für die Kopfrundung !!) zu benutzen. Ich mache das seit Jahren und es ist eine Wohltat, die Schrauben zu öffnen. Etwas Kupferpaste auf der Bremsscheibe verhindert wirkungsvoll das Anrosten der Scheiben und Anpappen der Felgen. Das Nachziehen der Schrauben mit dem vorgeschriebenen Drehmoment ist aber nach ca. 50 km obligatorisch...Sicherheit geht vor.
Pasten haben Einsatzbereiche bis 1400°C, weshalb sie sich auch für Auspuffbefestigungen und Bremsanlagen eignen. Man kann diese Schraubverbindungen noch öffnen, wenn sie mit Keramikpasten behandelt wurden, abreißen ist dann die Ausnahme. Edelstahlschraubverbindungen fressen eigentlich immer, wenn keine Paste benutzt wurde, beim Öffnen einer festen Verbindung.
Ich hoffe, ich konnte hier mal etwas Klarheit schaffen. Ich bin seit Jahren bei einem Schmierstoffhersteller in der technischen Beratung beschäftigt, weiß also, wovon ich hier schreibe…
Viele Grüße
Fossie
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