Kategorie: Fahrbericht M-Modell BMW-Modellreihe: E85 04.05.2008
BMW Z4 M Coupe | Die rote Versuchung, Fahrbericht.
Ein Bericht von Mario-Roman Lambrecht
Ich gebe es zu. Ich mag BMW nicht. Ich bin kein BMW-Fahrer. Ich bin in
einer Stadt aufgewachsen, wo BMW fahren immer eher proletenhaft war. Breiter,
dicker, härter, Schwanzersatz. Mich hat bisher nur ein BMW begeistert. Der BMW
Z8. Diesen halte ich für ein Meisterstück. Wunderschön, zickig und doch eine
Diva sondergleichen. Der Z8 hat mich damals gleich von Beginn an gefesselt.
Es gibt aber immer wieder Lockrufe seitens BMW, die mich in Versuchung
geraten lassen. Einige, wie das BMW 6er-Cabrio haben mich schon fast überzeugen
können. Nun steht wieder ein neuer BMW in meiner Tiefgarage. Genauer gesagt ein
BMW Z4 M Coupé. Knallrot, mit Bügelfaltenlinien durchflutet und vier knackigen
Endrohren, die mittig angelegt sind. Endlich wieder mal ein Pro Bangle
Automobil. Vielleicht sollte man den lieben Chris einfach bei den Coupés und
Cabrios lassen und sich somit den Spot für die verunstalteten Limousinen
ersparen. Wird dieses Coupé es schaffen, mich der bayrischen Automobilkunst
hinzugeben?
Die maskuline Front gibt den Ton auf der linken Autobahnspur an. Das ganze
Design ist mit einem perfekten Maßanzug zu vergleichen. Die dynamische
Linienführung breitet sich bis ins Heck aus. Es wurde viel gemacht seitdem die
mir viel zu feminin geratene Roadster-Version des Z4 auf den Mark geworfen
wurde. Ein neuer Versuch, den Z auch als Coupé erfolgreich auf den Markt zu
werfen. Nachdem die Z3 Coupé Version schon nicht gerade mit liebevoller Kritik
aufgenommen, sondern eher herablassend als „Turnschuh“ betitelt wurde.
Mittlerweile entwickelt sich der überlebensgroße Käselatschen aber zu einem
begehrten Kultobjekt. Das neue Coupé hat allerdings das Potential nicht erst als
Gebrauchtwagen Kultstatus zu erreichen.
Die Hinterräder werden mit dem drehzahlsüchtigen 343 PS M Sechszylinder
befeuert. Aber auf dem Papier kann viel stehen. Wollen wir mit der Karre doch
mal Tacheles reden. Schon das Starten des Motors lässt meine Nachbarn wieder mal
genervt zusammenzucken. Im untertourigen Bereich hat der Z4 M einen, sorry für
diesen Ausdruck, geilen Sound. Dieses Auto wird mir Vergnügen bereiteten,
suggeriert mir mein Unterbewusstsein und meine Hände krallen sich erwartungsvoll
in das dicke Lenkrad. Meine Augen bleiben bei den wundervoll gefertigten
Tacho-Elementen stehen, die wild zuckend einen Eindruck der Dreidimensionalität
vermitteln.
So soll es dann auch sein. Kaum auf der Landstraße angelangt, geht es im
Sportmodus furios in die Ungeraden. Ich sprinte von Kurve zu Kurve ohne dass
hier jemals der Gedanke von zu wenig Leistung aufkommt. Es wird jedoch auch
schnell klar, dass dieses Auto eine echte Männerhand mit viel Feingefühl
benötigt. Das Heck neigt gerne zum Wedeln, beim schnellen Kurvenwechsel wird
aber routiniert von der Elektronik eingebremst. Ungeübten Fahrern ist der Griff
zum ESP-Schalter nicht zu empfehlen, denn hierdurch mutiert der Z4 zum
unbändigen Tier, das nur mit Erfahrung in den Kurven gehalten werden kann.
Sollten Sie also nicht die Finger davon lassen können und zu diesen „Ich sehne
mich nach der nächsten Baumrinde Fahrern“ gehören… dann kann ich nur sagen:
Willkommen bei der Freude am Fahren. Und wenn Sie die ersten Drifts mit diesem
Baby hinter sich gebracht haben, ist der Scheck für dieses Schmuckstück quasi
schon unterschrieben.
Das Fahrwerk ist straff abgestimmt und nicht für bandscheibengeplagte Seelen
zu empfehlen. Besonders wenn Sie eine lange Bleifuss-Autobahnfahrt im Sportmodus
hinter sich haben, wird sich Ihr Rücken den Gang zum nächsten Anwalt überlegen,
um Sie auf Schmerzensgeld zu verklagen. Als Kunde haben Sie hier noch die Wahl
zwischen der regulär bei 250 km/h abgeriegelten oder der auf 275 km/h erhöhten
V-Max-Version, die nur bei Vorlage eines speziellen
Fahrsicherheitstrainings-Nachweises frei geschaltet wird. Genug, um hässlich
lachend den 250er Opa den Mittelfinger im Rückfenster zu zeigen, zu wenig, um
den ärgsten Konkurrenten Porsche Cayman S in seine V-Max-Schranken zu verweisen.
Ohne Abriegelung sind 300 problemlos machbar und der Z4 M könnte dann auch das
Zuffenhausener Coupé zur Strecke bringen. Hier zählt dann wohl der tröstende
Gedanke, ich könnte ja aber ich darf nicht.
Der Wagen hat selbst bei Geschwindigkeiten von über 200 immer genug
Leistungs-Reserven, die er bei Bedarf an die Hinterräder weiterleitet. Das
Porsche ähnliche Jaulen der Auspuffanlage bringt dazu noch die Partystimmung auf
den Höhepunkt.
Fazit: Wem der Porsche Cayman S zu perfekt, der SLK zu Lifestyle lastig und
der Audi TT zu clean ist, der hat hier ein rassiges Coupé mit Ecken und Kanten.
Ein Auto, das durch Fahrspaß überzeugt, aber auch die gewisse Portion Mut
erfordert um die Grenzen dieses kleinen Kraftpakets wirklich komplett nutzen zu
können. Ich stehe weiterhin zum Porsche Cayman S, doch der Z4 M ist auf dem
richtigen Weg zum perfekten Sportler-Coupé. Ich erwarte jetzt schon voller
Ungeduld das Z5 M Coupé.
Text + Fotos : Mario-Roman Lambrecht
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