Kategorie: Formel1 01.01.1970
Interview mit BMW Motorsport Direktor Mario Theissen
„Erste Zwischenbilanz kann sich sehen lassen.”
München/Hinwil, 22. Dezember 2005
Interview mit BMW Motorsport Direktor Mario Theissen.
Es ist am heutigen 22. Dezember exakt ein halbes Jahr her, dass BMW die
Übernahme der Mehrheit an Sauber bekannt gegeben hat. Wie weit ist die
Integration zwischen München und Hinwil fortgeschritten?
BMW Motorsport Direktor Mario Theissen: "Die Integration der beiden Unternehmen
ist natürlich ein sehr komplizierter Prozess. Aber dank dem Einsatz und dem
Willen aller Beteiligten haben wir diese Phase gut hinter uns gebracht und
arbeiten zielgerichtet an den Aufgaben, die vor uns liegen. Wir haben Strukturen
geschaffen, Verantwortlichkeiten festgelegt sowie Ressourcen und Arbeitsprozesse
definiert. Nun hat die Phase der Umsetzung begonnen."
Foto: Dr. Mario Theissen, BMW Motorsport Direktor
Sie wollen in Hinwil über 100 neue Mitarbeiter einstellen – wie kommen Sie
mit der Arbeit voran?
Theissen: "Das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die viel Zeit und große
Sorgfalt erfordert. Wir kommen dabei gut voran. Es liegen bereits über 50
unterschriebene Arbeitsverträge vor. Der Zeitpunkt des Dienstantritts hängt
natürlich von den jeweiligen Kündigungsfristen ab, aber seit November wächst die
Belegschaft kontinuierlich. Allein am 3. Januar werden 20 Leute ihren ersten
Arbeitstag beim BMW Sauber F1 Team haben."
Wie steht es mit dem Ausbau der Fabrik in Hinwil?
Theissen: "Auch hier kommen wir zügig voran. Wir werden am Hauptgebäude einen
Anbau errichten, dessen Planung abgeschlossen ist. Wir stehen derzeit im engen
Kontakt mit den Behörden und werden in Kürze die Eingabe für die Baubewilligung
machen. Wenn weiterhin alles so reibungslos läuft wie bisher, können wir im Juni
mit dem Bau beginnen."
Sie haben vergangene Woche Intel als weiteren Partner bekannt gegeben – wie
sieht die Sponsoring-Situation für das Team insgesamt aus?
Theissen: "Wir sind sehr zufrieden. Intel ist eine Weltmarke, die Kooperation
zwischen der BMW Group und Intel geht weit über das Formel-1-Engagement hinaus.
Das neue Team wird einen klaren und hochwertigen Auftritt haben. Die Zahl der
Sponsoren haben wir bewusst begrenzt, die Sponsor-Flächen auf dem Auto sind
jetzt zum großen Teil vergeben. In Petronas, Intel und Credit Suisse hat das
Team drei starke Partner, unsere Wunschpartner sozusagen."
Sie haben sich mit der Verpflichtung der Fahrer viel Zeit gelassen.
Theissen: "Das ist richtig, aber wir standen auch nicht unter Zeitdruck. Nick
Heidfeld war unser Wunschpilot. Wir haben ihn in diesem Jahr bei Williams als
schnellen Fahrer und analytischen Arbeiter kennen gelernt. Er zeigt die nötige
Aggressivität auf der Strecke, wenn es die Situation erfordert, und er kann den
Ingenieuren fundierte und detaillierte Informationen geben. Bei Jacques
Villeneuve haben wir uns die Zeit genommen, seine Leistung genau zu beurteilen.
Der Beginn der Saison 2005 war für ihn aus verschiedenen Gründen schwierig, er
hat sich dann aber im Laufe des Jahres deutlich gesteigert. Bei seinem ersten
Test im Sauber C24B mit BMW V8-Motor hat er einen guten Eindruck hinterlassen.
Wir glauben, dass er sich weiter steigern kann. Und in Robert Kubica haben wir
einen talentierten jungen Piloten als Test- und Ersatzfahrer unter Vertrag
genommen. Er hat 2005 überlegen die World Series by Renault gewonnen und auch
bei seinem ersten Test in einem Formel-1-Auto eine gute Figur gemacht."
Stichwort Testfahrten: Wie sind Sie mit den ersten Tests des Sauber C24B mit
dem BMW P86 V8-Motor zufrieden?
Theissen: "Es war für uns aus mehreren Gründen wichtig, ein Interimsauto zu
bauen. Einerseits wollten wir unseren P86-Motor auf der Strecke testen,
andererseits ging es darum, das gesamte Motorumfeld wie Kühlung, Hydraulik und
Elektronik aufeinander abzustimmen. Bei unseren drei Tests in Spanien lief
erwartungsgemäß noch nicht alles rund, aber es war nichts dabei, was für unsere
Ingenieure in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht lösbar wäre. Wir können mit
den ersten Resultaten zufrieden sein. Besonders positiv werte ich zudem die
Zusammenarbeit zwischen den Leuten aus München und Hinwil. Alles findet in einer
Atmosphäre statt, die ein zielgerichtetes, effizientes Arbeiten ermöglicht. Das
Roll-out des neuen Wagens wird am 17. Januar anlässlich der Vorstellung des
neuen BMW Sauber F1 Teams in Valencia stattfinden. Ich bin zuversichtlich, dass
wir ein technisch gut funktionierendes Paket haben werden."
Wie sieht Ihre Zwischenbilanz nach sechs Monaten aus?
Theissen: "Wir haben hart gearbeitet. Wir haben die Integration vorangetrieben,
ein Interimsauto auf die Räder gestellt, die Fahrer verpflichtet, Verträge mit
drei großen Partnern realisiert und über 50 Arbeitsverträge mit neuen
Mitarbeitern abgeschlossen. Diese erste Zwischenbilanz kann sich sehen lassen.
Dennoch: Wir geben uns keinen Illusionen hin. Vor uns liegt noch ein weiter Weg.
Wir werden ihn mit Ausdauer und Umsicht gehen."
Quelle: BMW Presse-Mitteilung vom 22.12.05
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