06.09.2006
Service Reifenwechsel: Richtig montieren und richtig lagern
Noch denkt kaum ein Autobesitzer an die kalte Jahreszeit und den damit
verbundenen Reifenwechsel. Doch schon bald wird es Zeit, geeignete Pneus für den
Winter aufzuziehen oder montieren zu lassen. Ein paar Dinge sollten dabei
natürlich beachtet werden.
Wer
es bequem mag, packt seine Sommerreifen ins Auto und lässt den Wechsel vom
Reifen- oder Autohändler erledigen. Viele Autowerkstätten bieten den Tausch zu
Pauschalpreisen um 20 Euro an. Außerdem kann man bei einigen Händlern seine
Reifen auch einlagern lassen. Vorteil, gerade in Zeiten sehr langer
Wartungsintervalle: Der Werkstattprofi hat auch zwischendurch die Chance, einmal
einen Blick auf Bremsen, Fahrwerk und Unterboden des Autos zu werfen.
Beschädigungen an den Gummimanschetten der Antriebswellen, oft eine Folge von
Marderbiss, können so noch frühzeitig entdeckt werden - bevor Schäden entstehen,
die mehrere tausend Euro teuer sind.
Wer den Wechsel lieber in Eigenregie übernimmt: Aufpassen beim Aufbocken des
Fahrzeugs. Der Wagenheber braucht einen ebenen, harten Untergrund, damit er
solide steht und der Wagen keine gefährliche Eigendynamik entwickelt. Wichtig
auch: Den Wagenheber in die dafür vorgesehenen Aufnahmen ansetzen. Sonst können
teure Dellen in den Schwellern die Folge sein. Zum Reifenwechsel selbst: Vor der
Demontage der Winterreifen werden Pneus und Felgen gründlich mit Wasser und
Bürste gereinigt, dann wird mit Kreide die bisherige Position am Fahrzeug
markiert (vl für vorne links, hr für hinten rechts). Bevor die Reifen endgültig
im Lager verschwinden, noch rasch Steine aus dem Profil entfernen und den
Luftdruck um 0,5 bar erhöhen. Die Lagerung erfolgt idealerweise in einem
trockenen, dunklen und kühlen Raum. Reifen mit Felgen verbringen die
Sommermonate aufeinander gestapelt oder an der Wand aufgehängt. Reifen ohne
Felgen sollten dagegen senkrecht stehen und von Zeit zu Zeit etwas gedreht
werden, damit sie keine Unwucht kriegen. Auf jeden Fall aufpassen, dass die
Reifen nicht mit Öl, Benzin oder Lösungsmitteln in Berührung kommen, das bekommt
der Gummimischung überhaupt nicht.
Vor dem Anbringen der Winterpneus darf die Kontrolle des Profils nicht
fehlen. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe reicht streng genommen
nicht aus. Und streng sein sollte man im Interesse der eigenen Sicherheit.
Fachleute empfehlen, sich bereits bei einem Restprofil von drei bis fünf
Millimetern nach einem neuen Winterreifensatz umzusehen. Bei nasser Fahrbahn
nimmt die Bremsleistung schon bei einer Profiltiefe von unter vier Millimetern
merklich ab, sagt eine Sprecherin von Reifenhersteller Continental. Außerdem
steigt bei Nässe das Aquaplaning-Risiko enorm an. Dies gilt um so mehr, je
breiter die Reifen sind. Praktisch ist der Schnelltest mit der Ein-Euro-Münze:
Der Goldrand ist exakt zwei Millimeter breit. Solange er noch gut verdeckt wird,
wenn man die Münze zum Check in die Profilrillen steckt, ist man zumindest vor
dem prüfenden Blick der Verkehrspolizei auf der sicheren Seite.
Immer wieder ein Streitthema: An welche Achse gehört das bessere Profil?
Unter Sicherheitsaspekten eindeutig auf die Hinterachse. Entscheidend für die
Richtungsstabilität des Autos sind die Seitenführungskräfte der Hinterachse -
vor allem bei kritischen Fahrzuständen, etwa in einer etwas schnellen Kurve. Um
gleichmäßige Abnutzung zu erreichen, sollte man etwa alle 10 000 bis 15 000
Kilometer die Reifen an den Achsen tauschen. Aber nicht diagonal, sondern immer
nur auf einer Seite von vorne nach hinten und umgekehrt. Nicht vergessen: Nach
50 bis 100 Kilometern Fahrt mit den Sommerreifen noch einmal die Schrauben
nachziehen. Das ist besonders wichtig, wenn von Stahl- auf Aluräder umgerüstet
wird, denn kleine Mengen an Schmutz reichen schon aus, dass das Rad nicht fest
sitzt und sich die Schrauben losarbeiten können.
Und was machen die Autofahrer, deren Winterreifen für den nächsten
Schneeeinsatz nicht mehr genügend Profil haben - kann man die Winterreifen im
Sommer noch abfahren? Im Prinzip ja. Aber: Denken Sie an Aquaplaning
(Gewitterguss!) und dass die Gummimischung bei Sommerhitze nicht mehr für
sichere Fahreigenschaften geradestehen kann - vor allem bei beladenem Fahrzeug.
(ar/kj/sb)
Von Klaus Justen und Stephan Bähnisch (06.09.06)
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