Kategorie: Motorrad 05.11.2019
Die neue BMW S 1000 XR: Fahrwerk
„Das Hauptziel beim neuen XR-Fahrwerk war es, eine weiter gesteigerte Fahrdynamik bei einer deutlichen Gewichtsreduzierung gegenüber dem Vorgänger zu entwickeln. Mit dem neuen Hauptrahmen, der den Motor nun noch stärker als bisher tragend integriert, und vielen Detailoptimierungen, konnten wir diesen hohen Anspruch umsetzen“, Daic Dalibor, Projektverantwortlicher Fahrwerk Motorrad
Die Neuentwicklung der S 1000 XR spiegelt sich nicht nur in der komplett neu entwickelten Antriebstechnik wider. Vielmehr resultieren noch mehr Fahrdynamik und Fahrspaß gegenüber dem Vorgänger zu einem ganz wesentlichen Teil auch aus dem komplett neu konstruierten Fahrwerk. Dabei kommt dem optimalen Zusammenspiel von Rahmenkonstruktion und Motor als tragendem Element eine Schlüsselfunktion zu.
Neuer, deutlich leichterer „Flex Frame“-Rahmen, der den Motor stärker mittragend in den Rahmen integriert.
Herzstück des Fahrwerks der neuen S 1000 XR bildet nach wie vor ein aus Aluminium gefertigter Brückenrahmen, dessen Layout gegenüber dem Vorgänger jedoch drastisch geändert wurde. Nach wie vor ist der Hauptrahmen als Schweißkonstruktion aus vier im Kokillengussverfahren gefertigten Elementen ausgeführt und integriert den wie bisher um 32 Grad nach vorn geneigten Motor nun noch stärker als bisher als mittragendes Element.
Mit dem Ziel einer signifikanten Gewichtsreduzierung wurden die beiden Rahmenoberzüge, die Lenkkopfpartie sowie die Motoraufnahmen jedoch so gestaltet, dass dem Motor nun eine wesentlich stärkere tragende Funktion als bisher zukommt.
Diesem erhöhten Anteil des Triebwerks innerhalb des Fahrwerksverbundes ist die Gewichtseinsparung am Rahmen von rund 2 % geschuldet. Maßgabe bei der Konstruktion des neuen Hauptrahmens war es zudem, die Krafteinleitung in die Motorstruktur direkt und auf kürzest möglichen Wegen zu realisieren. Neu und nochmals leichter fällt auch der Heckrahmen der neuen S 1000 XR aus, der rund 9 % weniger auf die Waage bringt. Zudem wurde der Gesamtverbund aus Hauptrahmen, Heckrahmen und Schwinge hinsichtlich eines optimalen Wechselspiels aus Steifigkeit und Flexibilität neu berechnet, daher auch die Bezeichnung Flex Frame.
Die umfangreichen Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung bei der neuen S 1000 XR schlagen sich in einem DIN Leergewicht von 226 kg nieder.
Optimierte Ergonomie und Komfort durch schmaleren Rahmen, vorderradorientiertere Sitzposition und schwingungsentkoppelten Lenker mit verringerter Breite.
Weitere Vorteile bietet der neue Rahmen aufgrund seiner sehr schmalen Gestaltung. Dadurch reduziert sich die Fahrzeugbreite im Bereich des für guten Knieschluss relevanten Teils deutlich. Der Fahrer profitiert von einer deutlich geringeren Spreizung seiner Oberschenkel und damit von einer noch entspannteren Fahrhaltung. Gegenüber dem Vorgängermodell rückt der Fahrer zudem um 20 mm weiter nach vorn, was eine noch aktivere und gleichzeitig entspanntere Fahrhaltung ermöglicht. Noch besseres Feedback vom Vorderrad und nicht zuletzt eine optimierte Gewichtsverteilung sind weitere Vorteile.
In ergonomischer Hinsicht profitiert die neue S 1000 XR von dem um 30 mm schmaleren Lenker. Ohne auf die souveräne, Adventure-typische Fahrhaltung verzichten zu müssen, verschafft die geringere Lenkerbreite insbesondere beim Rangieren kleineren Fahrern deutliche Vorteile. Völlig neu konstruiert wurde die Schwingungsentkoppelung des Lenkers. Die neuen Lenkerklemmböcke verfügen über eingepresste Gummibuchsen, die eine deutlich wirksamere Entkopplung bieten, ohne dabei jedoch die Lenkpräzision und Zielgenauigkeit zu beeinträchtigen.
Neue Fahrwerksgeometrie für noch besseres Handling, Fahrpräzision, Traktion und Feedback.
Bei der Fahrwerksentwicklung der neuen XR lauteten die primären Zielsetzungen, Handlichkeit, Feedback und Fahrpräzision weiter zu steigern und den mechanischen Grip des Hinterrads zu erhöhen. So wurde der Lenkkopfwinkel bei entsprechend angepasstem Offset der Gabelbrücken von 64,5° auf nun 65,1° verändert und damit steiler gestellt. Der Nachlauf verkleinerte sich auf 116 mm (vorher 117 mm). Gleichzeitig erfolgte eine Verlängerung des Radstands auf nunmehr 1.552 mm.
Mit der neuen Fahrwerksgeometrie einher geht auch eine verbesserte, klarere Rückmeldung sowohl von der Front als auch von der Hinterradführung. Zudem bietet die neue S 1000 XR optimierte Handling-Qualitäten und fährt sich noch präziser und zielgenauer.
Neue, leichtere Hinterradführung mit direkt angelenktem Federbein und Zweiarmschwinge.
Mit dem Ziel, die Fahrwerksqualitäten weiter zu schärfen, wurde auch Hand an die Hinterradführung gelegt. So wurde die Schwinge ebenfalls komplett neu konstruiert und ist als Kokillengussteil aus zwei verschweißten Hälften gefertigt. Sie bringt mit 6,6 kg zudem 20 % weniger Gewicht als bisher auf die Waage. Das Federbein wird nun direkt von der Schwinge angelenkt. Dies resultiert in einer Verringerung der ungefederten Massen sowie reduzierter Reibung und damit in einem besseren Verlauf der Progression, sensiblerem Ansprechverhalten und gesteigertem Komfort. Der Gesamtfederweg an der Hinterachse beträgt 150 mm (bisher 140 mm). Dem hohen fahrdynamischen Anspruch wird die neue S 1000 XR auch bei der Vorderradführung in Form einer Upside-Down-Gabel gerecht. Der Gesamtfederweg beträgt auch hier komfortable150 mm.
Dynamic ESA (Electronic Suspension Adjustment) für optimale Fahrdynamik in allen Situationen serienmäßig. Dynamic ESA Pro als Sonderausstattung ab Werk.
Das elektronische Fahrwerk BMW Motorrad Dynamic ESA (Electronic Suspension Adjustment) der neuesten Generation verhilft der neuen S 1000 XR zu einem besonders dynamischen Fahrerlebnis und hohem Fahrkomfort. Gegenüber konventionellen, also nicht elektronisch geregelten Fahrwerken erschließt Dynamic ESA völlig neue Dimensionen hinsichtlich Fahrsicherheit, Performance und Komfort, da die Dämpfung abhängig von Fahrzustand und Fahrmanövern automatisch den Gegebenheiten angepasst wird. Dabei steht ein Dämpfungsmodus (Road) zur Verfügung und die Beladungswahl erfolgt manuell (Fahrer / Fahrer + Gepäck / Fahrer + Beifahrer).
Bei dem als Sonderausstattung ab Werk konfigurierbaren Dynamic ESA Pro stehen hingegen zwei Dämpfungsmodi (Road, Dynamic) zur Verfügung und der Beladungsausgleich erfolgt automatisch. Zusätzlich bietet Dynamic ESA Pro ein sogenanntes „Min“-Setting für minmale Federvorspannung. Damit einher geht die niedrigste mögliche Fahrlage, was beispielsweise Vorteile beim Aufrichten des Motorrads von der Seitenstütze bei Soziusbetrieb bringen kann.
Sowohl Dynamic ESA als auch Dynamic ESA Pro arbeiten mit völlig neu konstruierten Dämpfer-Ventilen. Sie ermöglichen bereits in der vorkonfigurierten Basisausstattung Dynamik ESA ein deutlich sensibleres Ansprechen der Federelemente und überzeugen im Vergleich zum Vorgänger mit einem merklichen Zugewinn an Komfort. Die neue Ventiltechnologie basiert auf einem konventionellen Shim-Paket wie im Rennsport. Dadurch lassen sich eine geringe Druckstufe (wichtig für Komfort) und eine straffe Zugstufe (wichtig, um Aufbauschwingungen zu unterbinden) realisieren. Parallel schaltet sich das elektronische Dämpfungsventil in Echtzeit (Taktzeit: 10 ms) als Bypass hinzu, um abhängig vom aktuellen Fahrmanöver, Verzögerung, Beschleunigung, Schräglage etc. die in diesem Moment optimale Dämpfung zu erreichen. Gleichzeitig wurden auch spürbare Verbesserungen im Bereich der Reibungsminderung zur Erhöhung der Sensibilität erzielt. Größere Kolbendurchmesser, mehr Ölvolumen, geringere Systemdrücke, optimierte Gleitbeschichtungen und die bereits erwähnte neue Schwinge mit Direktanlenkung sorgen dafür, dass das Anfedern so sanft wie nie zuvor erfolgt.
Mit Dynamic ESA Pro erweitert sich der Regelbereich der Dämpfung auf das Maximum und der „Dynamic“-Modus stellt für besonders hohe Fahrdynamik eine straffe Dämpfung bereit. Dynamic ESA Pro kann nicht nur als Sonderausstattung geordert, sondern gegebenenfalls später auch als Zubehör beim BMW Motorrad Händler nachgerüstet werden.
Leichte Gussräder, ABS Pro in optimierter Abstimmung und Dynamischer Bremsasssistent DBC Dynamic Brake Control für größtmögliche Performance und Sicherheit beim Bremsen.
Im Sinne der Gewichtsreduzierung profitiert die neue S 1000 XR von den 17-Zoll-Leichtmetallrädern, wie sie auch bei der S 1000 RR zum Einsatz kommen. Gegenüber dem Vorgänger bringt der neue Radsatz rund 1,8 kg oder umgerechnet 17 % weniger auf die Waage. Die reduzierten rotatorischen Massen schlagen sich in optimierten Handlingqualitäten nieder. Im Rahmen der Sonderausstattung sind neben den Aluminium-Gussrädern auch nochmals leichtere M Schmiederäder erhältlich. Für beide Radtypen ist als Sonderausstattung ab Werk zudem die Reifendruckkontrolle RDC verfügbar.
Die neue S 1000 XR verfügt über eine souverän arbeitende Bremsanlage. Vorne agieren zwei radial angeschlagene Vierkolben-Festsattelzangen in Verbindung mit 320 mm-Stahlbremsscheiben und einer Dicke von 4,5 mm. In Summe bringen die vorderen Bremsscheiben rund 0,5 kg weniger auf die Waage und leisten damit einen weiteren wichtigen Beitrag zur Gewichtsreduzierung. Hinten sorgt ein Einkolben-Schwimmsattel zusammen mit einer 220 mm-Stahlbremsscheibe für Verzögerung.
Das nun serienmäßige ABS Pro der neuen S 1000 XR bietet nicht nur beim Bremsen in Geradeausfahrt, sondern auch bei Bremsvorgängen in Kurven größtmögliche Sicherheit. ABS Pro kann selbst bei schneller Bremsbetätigung in Schräglage das Blockieren der Räder verhindern und reduziert so insbesondere bei Schreckbremsungen die Sturzgefahr in Schräglage. In den Fahrmodi „Rain“, „Road“ und „Dynamic“ ist die Charakteristik von ABS Pro resident hinterlegt. Im Modus „Dynamic Pro“ ist die Funktion hingegen fünffach einstellbar. Als Novum bei der S 1000 XR lässt sich die Hinterrad-Regelung im Modus „Dynamic Pro“ deaktivieren, beispielsweise für Anbremsdrifts. Als weitere Neuerung besitz die S 1000 XR einen eigenen Regen-Bremsmodus. Während die Modi „Rain“ und „Road“ bisher noch identisch waren, verläuft der Bremsdruckgradient im Modus „Rain“ jetzt etwas flacher, und die maximale Verzögerung ist um 0,1 m/s2 geringer.
Erstmals bei der S 1000 XR unterstützt der Dynamische Bremsassistent DBC (Dynamic Brake Control) den Fahrer zusätzlich bei Bremsmanövern. DBC bietet mehr Sicherheit beim Bremsen auch in schwierigen Situationen durch Vermeidung einer unbeabsichtigten Gasbetätigung. Sobald bei einer Bremsung die Sensorbox einen gewissen Verzögerungswert liefert, wird ein gleichzeitiger Beschleunigungswunsch des Fahrers als unplausibel erkannt und ein Öffnen der Drosselklappen unterbunden. Dadurch bleibt das Motorrad stabil und der Bremsweg wird verkürzt.
Quelle: BMW Presse Mappe vom 05.11.2019
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