Kategorie: Wirtschaft 27.06.2003
BMW liebäugelt mit Ausbau der Kapazität in Übersee
BMW setzt auf steigende Nachfrage nach Oberklasse-Fahrzeugen
Der Münchner Autobauer BMW will angesichts der schlechten europäischen Wirtschaftsdaten sein Wachstum in den USA und Asien vorantreiben. BMW setzt dabei auf eine steigende Nachfrage nach Oberklasse-Fahrzeugen.
"Den Märkten hier gehört nicht die Zukunft", sagte BMW-Vertriebsvorstand Michael Ganal im Gespräch mit der Financial Times Deutschland. Dies gelte vor allem für teure Limousinen wie den 7er BMW, der in Deutschland wegen seines eigenwilligen Designs viel Kritik geerntet hat.
"In Übersee bricht der 7er alle Verkaufsrekorde", sagte Ganal. Angesichts der Wachstumshoffnungen und zur Ausnutzung von Währungsvorteilen könne sich der Autohersteller vorstellen, die Produktionsstandorte in den USA und Asien weiter auszubauen.
Ganal versicherte, dies habe nichts mit dem jüngsten Streik beim ostdeutschen Zulieferer ZF zu tun, der BMW zwang, in dieser Woche in drei bayerischen Werken die Produktion seines volumenstärksten Modells, des 3ers, zu stoppen. Wie sich am Donnerstag abzeichnete, wird die Fertigung erst am Dienstag der kommenden Woche wieder anlaufen.
Die Folgen des Ausfalls könne BMW erst abschätzen, wenn der Konflikt endgültig beigelegt sei, sagte Ganal. BMW hat sich vorgenommen, in diesem Jahr die Verkäufe bei allen Marken zu steigern und ein Ergebnis in etwa auf Vorjahreshöhe vorzulegen.
Nachholbedarf im Premiumsegment
Die Vereinigten Staaten seien für BMW in absoluten Zahlen gemessen der wichtigste Wachstumsmarkt - auch weil es dort viel Nachholbedarf an Fahrzeugen der Oberklasse gebe. Gehörten in Deutschland 40 Prozent der Autos zum so genannten Premiumsegment, falle in den USA gerade einmal jeder zehnte Wagen in diese Kategorie.
Gleichzeitig, so Ganal, habe BMW dort einen Marktanteil von gerade einmal 1,5 Prozent. In Deutschland belaufe er sich auf sieben bis acht Prozent. "Seit zehn Jahren kreieren wir unser gesamtes Wachstum außerhalb Deutschlands", sagte der BMW-Vertriebsvorstand.
Im Jahr 2002 verkauften die Münchner in den USA 232.000 Autos. Mittelfristig wollen sie dort auf 300.000 kommen. Ganal: "In den vergangenen Jahren haben wir 50 Prozent unseres Wachstums in den USA geholt." Im Mai hatten die Vereinigten Staaten mit 22.500 verkauften Autos Deutschland erstmals als BMWs stärksten Absatzmarkt abgelöst.
Ganal kann sich vorstellen, dazu den Produktionsstandort in Spartanburg zu erweitern. Bislang produziert BMW in dem US-Werk ausschließlich den Roadster Z4 und den Geländesportwagen X5. Von 150.000 Autos, die dort pro Jahr vom Band laufen, bleibt etwa jedes zweite in Nordamerika.
Der Vertriebschef sagte dazu: "Ich kann mir langfristig in Spartanburg auch andere Fahrzeuge vorstellen." Bei einem schwachen Dollar hätte dies insbesondere Kostenvorteile. Bislang produziert der Münchner Autobauer 70 Prozent seiner Autos in Deutschland, verkauft allerdings nur jedes vierte auf dem Heimatmarkt.
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© 2003 Financial Times Deutschland
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