Kategorie: 7er BMW-Modellreihe: E65 09.12.2009
BMW: Keine neue Testflotte mit Wasserstoffantrieb
Seitdem die Elektromobilität mit großem Schwung angegangen wird, sieht es
ganz so aus, als gerieten andere alternative Antriebsarten für Pkws in den
Schatten allgemeiner Aufmerksamkeit. Im Ringen um den Automotor der Zukunft
gerate der Wasserstoffantrieb ins Hintertreffen, urteilt das „Handelsblatt“. Vor
allem beim Premiumhersteller BMW gebe es Zweifel an diesem Antriebskonzept.
Deshalb würden die Münchener ihren Feldversuch mit Luxuslimousinen, die mit
Wasserstoff betrieben werden, nicht weiterführen. Der Zeitung sagte
BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Draeger: „Es wird vorerst keine neue
Wasserstoff-Testflotte geben. Wir arbeiten aber weiter an der Option.“
Total Wasserstoff-Tankstelle in Berlin
Die E-Mobilität drohe der H-Mobilität den Rang abzulaufen, schreibt das Blatt
weiter. Als erster deutscher Hersteller hat Volkswagen der
Wasserstoffverbrennung als auch der Brennstoffzellentechnik abgeschworen. Für
einen Großeinsatz ungeeignet hielt man diese Technologie. Daimler dagegen hält
an seiner Brennstoffzellentechnik fest; eine Kleinserie von B-Klasse-Fahrzeugen
ist fest gebont. Spätestens 2015 soll eine Großserie auf den Markt gebracht
werden.
Auch Linde-Chef Wolfgang Reitzle will den H-Antrieb nicht abschreiben: „Die
Wasserstofftechnologie stand noch nie so kurz vor dem Durchbruch wie heute.“
Daimler und Linde unterschrieben kürzlich mit Shell, Total und OMV sowie den
Energieversorgern Vattenfall und EnBW eine Absichtserklärung für den Bau eines
flächendeckenden Wasserstoff-Tankstellen-Netzes.
Die Wasserstofftechnologie hält Engelbert Wimmer von der Beratungsagentur PA
Consulting für „eine Sackgasse“. Es fehle die Infrastruktur, und weder für die
Herstellung noch für die Speicherung gebe es eine effektive Lösung. Hinzu komme
„ein veritables Kostenproblem“ der Brennstoffzellen, warnt Stefan Bratzel von
der Hochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Wie die Hersteller das lösen
wollten, sei nicht absehbar.
Die Autohersteller sähen sich vor einem Dilemma: Sie müssten immer höhere
Entwicklungsleistungen für den Klimaschutz aus immer geringeren Margen des
laufenden Geschäfts finanzieren. Schließlich verlange die EU, dass ab 2015 der
Durchschnittsausstoß der Neuwagenflotte auf 130 Gramm sinkt. Andernfalls drohen
hohe Strafzahlungen. Bis 2020 ist von den Hersteller sogar die 95-Gramm-Marke
einzuhalten.
bivalenter V12-Motor für
Wasserstoff- und Benzinbetrieb
BMW hat angekündigt, die CO2-Emissionen seiner Fahrzeugflotte bis 2020 um 25
Prozent zu reduzieren. Die Flotte lag 2008 mit 160 Gramm schon gut im Rennen (VW
166, Audi 176, Mercedes 188 Gramm zum gleichen Zeitpunkt). Die Münchener wollen
ihren Vorsprung bei Verbrennungsmotoren halten. Einsparungen von 15 bis 20
Prozent seien noch möglich und die EU-Klimaziele bis 2015 zu schaffen, sagt
BMW-Entwicklungschef Draeger mit Blick auf die heutigen Motorengenerationen.
Daimler, Audi und BMW gehen laut „Handelsblatt“ davon aus, dass am Ende der
kommenden Dekade noch mindestens 85 Prozent der verkauften Autos einen reinen
Benzin- oder Dieselantrieb hätten. Weiteres beträchtliches Sparpotenzial in
Sachen Kraftstoffverbrauch lasse sich mit technischen Veränderungen noch
beträchtlich verringern. Nebenaggregate wie Wasserpumpen oder Klimaanlagen
sollen künftig mit zurückgewonnener Leerlauf- und Bremsenergie angetrieben
werden, um den Motor zu entlasten.
Mittelfristig aber brauche BMW Partner in der Motorentechnik und beim
Elektroantrieb, um die hohen Entwicklungsausgaben nicht allein stemmen zu
müssen, schätzt Engelbert Wimmer von PA Consult ein. Die Münchener planen, bis
2014 unter der eigenen Marke eine Familie von kleinen, wendigen Stadtautos mit
Elektromotor auf den Markt zu bringen – in Zusammenarbeit mit SB Li Motive,
einem Joint Venture von Bosch und Samsung, das die Batterien liefern soll.
Entscheidend für den Erfolg der BMW-Pläne für Elektrofahrzeuge, so schätzt
das “Handelsblatt“ ein, sei auch ein Joint Venture mit der Wiesbadener SGL
Carbon, die sich der großindustriellen Herstellung von Kohlefaserkomponenten für
die Autoindustrie widmet. Das leichte, aber sehr stabile Material soll das hohe
Gewicht der Batterien kompensieren und den Einsatz von Elektroautos
wirtschaftlich machen.
Während Frankreich, die USA und China Förderungsprogramme für
Elektrofahrzeuge angekündigten, halte sich die Bundesregierung bislang zurück,
merkt das „Handelsblatt“ an und zitiert noch einmal BMW-Entwicklungsvorstand
Klaus Draeger: „Wir brauchen Klarheit über die Förderung in Deutschland.“
Quelle: automobilreport.com/ar/wr, 07.12.2009
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