Kategorie: 7er BMW-Modellreihe: E65 28.03.2005
Angriff in der Oberklasse: BMW hält Lexus für gefährlicher als Audi
Japaner wollen auch in Europa Fuß fassen - Ähnliche Erfolgsrezepte
Ein Bericht von Martin Prem /
merkur-online.de
München. - Der erfolgsverwöhnten Branche ging es in den letzten Jahren
nicht gut. Nur die Hersteller teurer Premium-Fahrzeuge konnten sich von der
Krise der Automobil-Industrie abkoppeln. Doch jetzt stehen sie vor neuen
Herausforderungen. Die Japaner wagen sich in die Höhle der Premium-Löwen. Mit
Luxusmarken wollen sie nun in Europa Fuß fassen.
Erfolg
in Asien: Der viel kritisierte 7er (hier noch in der bisherigen Gestalt).
Toyota hat dies für seine Marke Lexus bereits angekündigt. Das verändert den
Wettbewerb. BMW-Personal-Vorstand Ernst Baumann nennt nun Lexus als "wichtigsten
Wettbewerber nach Mercedes", den er für "gefährlicher als Audi" hält.
Dabei unterschieden sich zwar die Strategien von BMW und Toyota, die
Erfolgsrezepte beider Konzerne weisen verblüffende Parallelen auf: "Kündigungen
sind Harakiri", heißt es bei Toyota. Zufriedene und motivierte Mitarbeiter
betrachtet das Unternehmen als Kapital. Auch bei BMW leben die Mitarbeiter
weitgehend ohne Job-Sorgen. Zwar hat Baumann den Personalaufbau der letzten
Jahre um 11 000 Stellen für beendet erklärt. Doch von Entlassungen oder
Verlagerungen von Jobs in Billiglohn-Länder war nie die Rede. Statt auf
Drohungen setzt man auf Einvernehmen: Effizienzgewinne hat man den
Gewerkschaften friedlich abgehandelt. Kaum ein anderes Unternehmen erlaubt so
flexible Arbeitszeiten.
Auch bei der Effizienz der Produktion setzen sowohl Toyota als auch BMW -
unterschiedliche - Maßstäbe. Die Japaner haben vorgemacht, wie man hohe
Stückzahlen preisgünstig baut, und Fehler dabei vermeidet.
Foto: BMW 730Li mit Chauffeur aus der BMW 7er
Flotte des Oriental Hotel, Bangkok
Um kleinere und vor allem schwankende Stückzahlen wirtschaftlich bauen zu
können, ging BMW einen anderen Weg: Flexibilität. Von einem Band kommen
unterschiedliche Autos. In Amerika stellt BMW die Produktion sogar so weit um,
dass hintereinander sportliche Roadster und geräumige Geländewagen von einem
Band rollen. Flexibilität erlaubt auch mehr Varianten. Durch maßgeschneiderte
Autos will man der anspruchsvollen Premium-Kundschaft gerecht werden.
Dabei wird der Wind für BMW nicht nur wegen der Konkurrenz aus Fernost rauer.
Der ewige Jäger wurde unerwartet zum Gejagten. Ausgerechnet der in der Fachwelt
heftig kritisierte 7er hat sich bei den Verkaufszahlen in seiner Klasse auf
Platz 1 geschoben. Diesen Vorsprung will sich BMW nicht mehr abjagen lassen.
"Das Flaggschiff transportiert das Image der Marke", sagt Produktionsvorstand
Ernst Baumann. So reicht die übliche Runderneuerung dieses Modells zur Halbzeit
des siebenjährigen Modellzyklus über Modellpflege hinaus.
Der als klobig kritisierte 7er erschient nun flacher und sportlicher, obwohl
er wie BMW-Marketing-Chef Torsten Müller-Ötvös einräumt, sogar "3 Millimeter
höher ist". Das wurde durch dezente kosmetische Korrekturen an der Karosserie
und den Lampen erreicht.
Foto: BMW 7er (Langversion) nach dem Facelift
2005,
mehr Bilder in der Galerie
Doch unter der Haube blieb kaum eine Mutter an der Schraube. Fünf von sechs
Motorvarianten sind Neukonstruktionen - mit höheren Fahrleistungen bei
geringerem Verbrauch, wie Baumann sagt (siehe Kasten). Er erwartet sich spürbare
Absatzimpulse durch das "Update".
Dabei muss das Auto ganz unterschiedliche Bedürfnisse erfüllen. In
Deutschland sind 95 Prozent der 7er-Käufer sportlich orientierte Selbstfahrer.
In Japan leisten sich die meisten einen Chauffeur. BMW rückt dort den Komfort im
Fond ins Zentrum der Werbung. Immerhin hat Asien mit einem Absatzplus von 95
Prozent in den letzten drei Jahren als wichtigster Markt für den 7er fast mit
Europa und den USA gleichgezogen. Wichtigster Teilmarkt ist Japan. Dass Japaner
den Deutschen auf ihrem Terrain Konkurrenz machen, ist eben nur eine Hälfte der
Wahrheit.
Quelle: Martin Prem / merkur-online.de
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