23.04.2016
630.000 Diesel müssen in die Werkstatt - BMW bisher nicht betroffen
- BMW Modelle schnitten bei der Abgas-Prüfung des Kraftfahrtbundesamtes am besten ab
- Es ist bekannt, dass der Hersteller mehr Geld investiert als andere in seine Antriebstechnik investierte
- Besonders erfolgreich ist BMW offenbar bei der Vermeidung der so gennanten "Versottung"
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat sich die Zusagen einiger Autohersteller geholt, in einer freiwilligen Rückrufaktion Änderungen an der Abgasanlage bestimmter Dieselmotoren vorzunehmen. Die Nachmessungen des Emissionsverhaltens einiger Fahrzeugmodelle beim Kraftfahrtbundesamt (KBA) hatte ergeben, dass in diesen Fällen die Abgasreinigung bei tieferen Temperaturen abgeschaltet wird. Das geschieht zwar im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften zum Schutz der Motoren, doch bestehen Zweifel daran, dass dies heute noch technisch notwendig ist.
Minister Dobrindt hatte heute in Berlin angekündigt, dass Audi, Porsche, Mercedes-Benz, Opel und Volkswagen in Deutschland insgesamt 630.000 Fahrzeuge in die Werkstätten rufen werden. Einige ausländische Herstelle wie Renault – so der Minister – hätten zum Teil ähnlich gelagerte Zusagen gegeben. Der Minister stellte klar, dass bei den KBA-Überprüfungen keine illegale Software entdeckt worden sei. Mercedes-Benz nennt die Überprüfungsergebnisse in einer aktuellen Stellungsnahe "weitgehend nachvollziehbar".
Warum ist BMW als einziger großer deutsche Hersteller nicht von der Diesel-Problematik betroffen?
Ein Bericht der Süddeutschen Zeitung bringt es auf den Punkt: die Bayerischen Motorenwerke - kurz BMW - betrachten ihre Kern-Kompetenz im Motorenbau, und so wird im Zweifel mehr Geld in die Entwicklung der Antriebstechnik gesteckt, als es die Konkurrenz tut.
BMW: "Wir versuchen die Versottung zu vermeiden."
Ein Problem der Diesel-Motoren ist die Versottung - ähnlich wie man es auch von Kaminen in Häusern kennt. Sinkt die Temperatur im Schornstein oder im Motor, so entstehen Ablagerungen, die es zu vermeiden gilt, um Schäden zu vermeiden. Dies tun viele Hersteller, in dem sie die Abgasreinigung bei kalten Außentemperaturen einfach abschalten, womit die Temperatur steigt, und das Risiko der Entstehung von Schleim sinkt. Das ist natürlich weder im Sinne der Umweltschonung, noch im Sinne des Verkehrsministers. Dieses Lösung namens "Thermofenster" schont also den Motor, allerdings zu Lasten der Abgasreinigung.
Auch BMW kann nicht gänzlich auf das Thermofenster verzichten, "aber wir versuchen mit dem, was technisch möglich ist, die Versottung zu vermeiden" so ein BMW Motorenexperte. Entsprechend länger bleibt die Abgasreinigung in den BMW-Fahrzeugen aktiv, ohne dass der Motor schaden nimmt.
1983 kam BMW mit dem 524td (E28) auf den Markt und gehörte damit zu den ersten Herstellern weltweit, die dem Diesel dank Turbo-Technologie die Trägheit austrieben. Später war BMW der erste Hersteller der sich "EfficientDynamics" auf die Fahne schrieb. Bereits mehrfach ist BMW als nachhaltigstes Automobilunternehmen weltweit ausgezeichnet worden. BMW hat sich einen Vorsprung erarbeitet, dem BMW auch sehr nützlich sein wird, wenn künftige Messverfahren für Normverbrauch und Abgaswerte noch strenger werden.
"Es wird ja schon länger an der entsprechenden Gesetzgebung gearbeitet", sagt der BMW-Mann. "Wir haben uns so früh wie möglich darauf vorbereitet, um auch nach den neuen Prüfprozeduren gut abzuschneiden."
Um die Abweichungen zwischen den Werten im Labor und denen im realen Fahrbetrieb zu reduzieren hat die EU für 2017 die Einführung des WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) sowie des Messverfahrens für die Real Driving Emissions (RDE) beschlossen.
Quellen: ampnet, SüdDeutsche Zeitung
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