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Einzigartige Prüfstandslandschaft im Dienste von Efficient Dynamics.Bereits seit Ende der 1990er Jahre bestimmt die Strategie Efficient Dynamics die langfristige Ausrichtung der Entwicklungsarbeit der BMW Group. Das Ziel: der nachhaltige Umgang mit Ressourcen durch die Minimierung von Verbrauch und CO2-Emissionen der Fahrzeuge – ohne Einbußen an Fahrdynamik, Leistung, Sicherheit oder Komfort, aber auch die Optimierung des Entwicklungsprozesses nach den Leitlinien der Nachhaltigkeit und Effizienz. Um produktseitig sämtliche Einsparpotenziale zu erschließen und den Verbrauch weiter zu reduzieren, setzt die BMW Group in der Fahrzeugentwicklung und -absicherung auf modernste Arbeitsmittel und Prüfeinrichtungen. Denn nur eine umfassende und zukunftssichere Prüflandschaft stellt sicher, dass nachhaltige Lösungen für die Fragestellungen der Mobilität von morgen gefunden und bis zur Serienreife entwickelt werden können. So entschied sich die BMW Group 2005 gegen eine umfassende Modernisierung der bisherigen Prüfstände für Umweltsimulation und für den Bau einer neuen und integrierten Prüflandschaft. Die neu entstandenen Klimawindkanäle und -kammern decken den kompletten aktuellen Bedarf aus den entwickelnden Fachabteilungen ab und adressieren darüber hinaus auch bereits die Entwicklungsthemen der Zukunft. So entstand eine in dieser Zusammenstellung einzigartige Prüflandschaft: das neue Energie- und umwelttechnische Versuchszentrum der BMW Group (EVZ). Das neue Energie- und umwelttechnische Versuchszentrum
„Das EVZ hebt die Absicherungsmethodik der Fahrzeugeigenschaften im Produktentstehungsprozess auf eine ganz neue Ebene.“ Die neue, autarke Prüflandschaft des EVZ verfügt daher über wichtige Voraussetzungen, umneben den gängigen Prüfumfängen der Auslegung und Absicherung vor allem auch wichtige Entwicklungsarbeit zu den Themen Efficient Dynamics, intelligentes Energiemanagement, Hybridantriebe und emissionsfreie Mobilität zu leisten und voranzutreiben. So erlaubt das EVZ durch sensible und hoch präzise Prüfstandstechnik eine Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der Testergebnisse, die so auf der Straße und dem Messgelände kaum erreichbar sind. Diese Ergebnisse tragen dazu bei, Fahrzeuge energiesparender auszulegen und im Detail an Energiemanagementthemen zu „feilen“. Die umfangreiche zukunftsorientierte Ausstattung des EVZ unterstützt dabei auch und gerade die Erforschung alternativer Antriebskonzepte. Auf Hybridisierung der Fahrzeuge speziell ausgerichtete Prüfzyklen wie Ladestrategien oder Strombilanzierungen sind bereits ins EVZ integriert und können schon heute getestet werden. Die technischen Voraussetzungen für die Erreichung langfristiger Unternehmensziele, wie beispielsweise einer komplett emissionsfreien Mobilität mittels Elektrizität oder Wasserstoff, können ebenfalls untersucht werden – die Prüfstände sind baulich und konzeptionell dafür gestaltet. Die Aufgabenliste dieser neuen Prüfstandslandschaft ist lang. Hier können praktisch alle Prüfumfänge abgebildet werden, die mit Kälte, Hitze, Sonne, Regen, Schnee, Luftdruck und Wind bisher auf den Straßen dieser Welt durchgeführt werden, mit der Ausnahme derjenigen fahrdynamischen Umfänge, bei denen Vertikalkräfte, Querdynamik, Lenkbewegungen und Seitenwind im Spiel sind. Die Umfänge, die im EVZ getestet werden, sollen dabei die Versuchsfahrten auf der Straße und im Gelände nicht komplett ersetzen, sondern gezielt ergänzen. Das neue Energie- und umwelttechnische Versuchszentrum, Vorkonditionierkammer / Soak Roam
In den Windkanälen finden beispielsweise Tests zur thermischen Betriebssicherheit sowohl bei Hitze als auch bei Kälte bis in den hochdynamischen Bereich statt. Dabei gilt das Augenmerk unter anderem der Kühlleistung, der Durchströmung des Fahrzeugs, der Bremsenkühlung und der Heiz-Klimaleistung. Auch Tests mit Regen- und Schneebewurf gehören zum Spektrum. In einem der beiden klimatisierten Kammerprüfstände werden darüber hinaus Abgasanalysen und Höhenfahrzyklen abgeprüft, im anderen spielen die Themen Kaltstart und Entfrostung eine wichtige Rolle. Die präzisen und reproduzierbaren Tests ermöglichen dabei die Ableitung wichtiger Entwicklungen für die Produkte – neben der Konzeption eines optimalen Energiemanagements im Gesamtfahrzeug, wird beispielsweise auch die thermische wie funktionale Komponentenauslegung und deren Absicherung unter laborähnlichen Bedingungen exakter. über allen Untersuchungen steht der Anspruch, die Produkte und die Produktentwicklung der BMW Group noch effizienter und dynamischer zu machen. Intelligentes Energiemanagement birgt weiterhin großes Einsparpotenzial. Eine beispielhafte Vorgehensweise im Rahmen der Effizienzsteigerung von Efficient Dynamics ist, die einzelnen Komponenten des Fahrzeugs exakt auf Anforderungen im späteren Kundenbetrieb auszulegen. „Unser Anspruch an das EVZ ist, dass es uns so exakte und reproduzierbare Ergebnisse liefert, wie wir sie unter den Bedingungen auf der Straße nie erreichen können. Dann beginnt die Arbeit der Entwickler, die die Bauteile und Komponenten genauso exakt auslegen und dimensionieren, wie sie in der Realität benötigt werden.“ Der so erreichte gezielte Materialeinsatz vermeidet zukünftig Gewicht und damit Mehrkosten in der Produktion ebenso wie unnötigen Mehrverbrauch und entsprechende CO2-Emissionen während der Fahrt. Neben der exakten Bauteilauslegung birgt ein Fahrzeug noch weitere, bisher kaum genutzte Möglichkeiten zur Einsparung von Kraftstoff und CO2-Emissionen: erschließbar durch energietechnische Optimierung. Energiemanagement untersucht im Allgemeinen Möglichkeiten, Energie effizient, sicher und umweltschonend zu gewinnen, umzuwandeln, zu transportieren, zu speichern und zu nutzen. Energie kann dabei unterschiedliche Formen haben, wie beispielsweise Wärme, Strom oder Vortrieb. Im Mittelpunkt der Forschung steht dabei das Bestreben, eine hohe Ausbeute an Nutzenergie zu erreichen, d.h. den Wirkungsgrad zu maximieren und gleichzeitig negative Begleiterscheinungen auf die Umwelt zu minimieren. Bereits 2003 erkannte die BMW Group die Dringlichkeit, sich noch intensiver mit dem Thema Energietechnik im Fahrzeug auseinandersetzen zu müssen. Denn hier liegt weiterhin großes Einsparpotenzial. Selbst in einem sehr effizient arbeitenden Verbrennungsmotor wird nur rund ein Drittel der Energie, die im Kraftstoff steckt, in mechanische Arbeit zur Fortbewegung umgesetzt. Die restlichen zwei Drittel gehen in Form von Wärme verloren, die über Abgas und Kühlsystem an die Umgebung abgegeben wird. Macht man diese Energie für das Fahrzeug nutzbar, lassen sich Verbrauch und CO2-Emissionen weiter senken. Deshalb forschen die Entwickler der BMW Group seit Längerem daran, die dort verborgenen Möglichkeiten zur Verbrauchsminimierung zu erschließen. Entsprechende Beispiele sind die Nutzung der Abwärme von Motor und Abgasstrang für die Gewinnung von Strom während der Fahrt durch den thermoelektrischen Generator (TEG) oder die Konditionierung von Fahrzeugfunktionen auf ein möglichst effizientes Fahren hin („intelligentes Energiemanagement im Fahrzeug“). Von Aschheim nach München: Enge Integration für einen verbesserten Prozess. Energietechnische Versuche werden schon seit längerer Zeit durchgeführt. Neben den Tests auf der Straße und dem Messgelände, besitzt die BMW Group bereits seit über 30 Jahren auch Prüfstände für diese Umfänge. Diese Anlagen in Aschheim (einem Vorort von München) wurden in den letzten Jahrzehnten mehrfach auf die jeweils aktuellen und kommenden Anforderungen hin modernisiert, erreichten aber in den letzten Jahren eindeutig ihre Grenzen. Gerade den fahrdynamischen Anforderungen konnten die bestehenden Anlagen nicht mehr gerecht werden. 2005 entschloss man sich deshalb bei der BMW Group gegen eine weitere Modernisierung von Aschheim und für ein neues Prüfzentrum direkt im Verbund des Forschungs- und Innovationszentrums der BMW Group (FIZ) in München. Die Anlagen in Aschheim werden nach einer kurzen übergangsphase komplett durch den Prüfverbund im EVZ ersetzt und viele zusätzliche Testumfänge können hier von der Straße ins Labor geholt werden. Denn mit der Inbetriebnahme des EVZ gehen zahlreiche Vorteile einher, die den Prüfprozess besonders auf lange Sicht schneller, kostengünstiger und umweltschonender machen. Die Straßen der Welt ins Labor geholt – viele Vorteile für einen effizienten Entwicklungsprozess. Größtes Novum des EVZ in Bezug auf die bisherigen Prüfstände der BMW Group ist die große Realitätsnähe der dort durchführbaren Untersuchungen. Im EVZ ist es erstmals möglich, innerhalb eines Prüfstands dynamische Versuchsfahrten unter Umwelteinflüssen abzubilden. Damit verbindet das EVZ die Realität einer Fahrt auf der Straße inklusive Umströmung, Temperatur, Niederschlag, Sonneneinstrahlung, Luftfeuchte und sogar Höhe mit den charakteristischen Eigenschaften eines Prüfstands: konstante und reproduzierbare Testbedingungen – Grundvoraussetzung für eine optimale Vergleichbarkeit der Messergebnisse. Erstmals könnencUmwelteinflüsse im Prüfstand nahezu perfekt simuliert und damit viel genauer abgeprüft werden, als das bisher der Fall war. Abgesehen von Vertikalkräften, Querdynamik, Lenkbewegungen und Seitenwind sind sämtliche Einflüsse auf das Fahrzeug während der Fahrt darstellbar. Damit ist die BMW Group führend in Bezug auf realistische Umweltsimulation im Prüfstand. „Mit dem EVZ holen wir die Straße ins Labor.“ Mit dieser Verlagerung von Testfahrten in den Prüfstand geht eine Vielzahl von Vorteilen für den gesamten Entwicklungsprozess einher. Kurze Wege, interdisziplinäre Zusammenarbeit, gute Arbeitsbedingungen, Genauigkeit und Reproduzierbarkeit, Unabhängigkeit von Jahreszeiten und Reduzierung der Prototypenzahl sind nur einige davon. Unabhängig von den Jahreszeiten: Hochsommer im Winter. Durch die äußerst realitätsnahe Umweltsimulation ist es im EVZ erstmals möglich, den Einfluss sämtlicher Umweltbedingungen auf das Fahrzeug und seine Komponenten jahreszeitenunabhängig zu untersuchen. Bisher waren die Prüfaufwände unregelmäßig über das Jahr verteilt. Typischerweise fanden die meisten Testfahrten von November bis Februar und zwischen Juni und Juli statt, da zu diesen Zeiten in verschiedenen Teilen der Erde optimale „Extrembedingungen“ herrschen. In Südfrankreich, Südafrika, Skandinavien oder Alaska wurde unter großer Hitze oder Kälte überprüft, ob beispielsweise das Motormanagement korrekt arbeitet oder von zu hohen oder zu niedrigen Temperaturen beeinträchtigt wird. Aufgrund der großen Abhängigkeit von äußeren Bedingungen können die Versuche meist nur innerhalb eines kleinen Zeitfensters stattfinden, und es ist nicht immer sicher, ob optimale Prüfbedingungen herrschen. Die Durchführung von weltweiten Versuchsfahrten bedeutet einen hohen Planungs- und großen Logistikaufwand. Neben Prototypen gehen auch Versorgungs- und Werkstattfahrzeuge mit auf die Reise, sowie ein komplettes Team aus Ingenieuren, Mechanikern und weiteren Spezialisten. Dies alles bedeutet Kosten, aufwendige Logistik und nicht zuletzt durch die Ferntransporte verursachtes CO2. „Wenn wir wollen, haben wir im EVZ auch im Winter Hochsommer – und im Hochsommer Schnee.“ Im EVZ sind Klimazonen und -bedingungen quasi „auf Knopfdruck“ verfügbar. Damit ist die Abhängigkeit von Jahreszeiten, Erprobungsstandorten und Klimabedingungen für viele Prüfumfänge Vergangenheit. Versuche können zum für den Entwicklungsprozess optimalen Zeitpunkt und unter exakt definierten Bedingungen durchgeführt werden. Und das praktisch im Haus, nämlich inmitten des Forschungs- und Innovationszentrums in München. Dadurch kann bei bestimmten Versuchen auch die Prototypentarnung reduziert werden oder entfallen, was nicht nur kostenseitige Vorteile hat, sondern auch genauere Messergebnisse bei hohem Informationsschutz bedeutet. „Standortvorteil FIZ“ – geballte Kompetenz an einem Ort. Mit dem EVZ verfügt die BMW Group über ein sehr variables, breitbandig einsetzbares Prüffeld direkt im Herzen des Forschungs- und Entwicklungsnetzwerks der BMW Group. Damit bündelt die BMW Group ihr Absicherungswissen an einem Ort. Falls nötig sind alle beteiligten Entwickler sofort zur Stelle und können den Untersuchungsverlauf „live“ mitverfolgen. Aufwendige Anreisen und Transfers entfallen. Die Nähe zum Prüffeld erlaubt aber auch, dass die Entwicklungsingenieure für andere Tätigkeiten zur Verfügung stehen. Betreuen sie mehrere Projekte, können sie parallel zum Versuch im EVZ trotzdem ihrem Tagesgeschäft nachkommen, an Besprechungen teilnehmen oder am nahe gelegenen Arbeitsplatz weiter arbeiten. Besonders von Vorteil ist die räumliche Nähe auch bei notwendigen Veränderungen oder Reparaturen an den Versuchsträgern. Gerade in frühen Entwicklungsstufen sind die ersten Prototypen technisch noch laufend weiterzuentwickeln, was im Ausland bei einer Erprobungsfahrt in extremem Gelände immer wieder zu Problemen führt. Im EVZ ist es dann sehr einfach, das Fahrzeug aus dem Prüfablauf herauszunehmen und in den Werkstätten vor Ort zu reparieren oder umzurüsten. Die nötigen Ressourcen liegen direkt um das EVZ herum; die Werkstätten selbst sind sogar ins Prüfzentrum integriert.
Vernetzung von Kompetenzen – synergetisches Miteinander der Disziplinen. Durch die Bündelung der Prüfkompetenz an einem Ort können auch neue Entwicklungsfelder entstehen. Bisher fuhren Versuchsingenieure mehrere Tage bis Wochen mit dem Versuchsträger auf Erprobung – ein spontanes „bei einem Versuch Vorbeischauen“ war nicht möglich. Der Prüfstand dagegen stärkt die Vernetzung von Kompetenzen und damit ein mehrdimensionales Analysieren der Ergebnisse. „In der klassischen Ingenieursarbeit erhält man durch die Messungen Antworten auf Fragen, die man gar nicht gestellt hat. Dementsprechend schwer fällt manchmal die Interpretation der Ergebnisse. Durch die Vernetzung am Prüfstand dagegen werden diese Antworten aber sofort als solche erkannt und direkt den jeweiligen Fragestellungen zugeordnet.“ In diesem Miteinander von Auslegung und Absicherung einerseits sowie der Technologieentwicklung andererseits liegt ein weiterer Reiz dieser neuen Prüflandschaft. Dadurch, dass verschiedene Interessen unter einem Dach vereint werden, erhalten die Ingenieure gegenseitig Einblick in die Arbeit der Kollegen. So findet nahezu von selbst eine wertvolle Wissensvernetzung statt, von der alle Entwicklungsdisziplinen profitieren. Die exakt reproduzierbaren Prüfzyklen beispielsweise machen schnell aussagekräftige Messergebnisse verfügbar, die sofort weiter verwertet und in den Entwicklungsprozess eingesteuert werden können. So beschleunigt sich der Absicherungsprozess deutlich. Werden mehrere Prüfinteressen gleichzeitig bedient, ermöglicht die Verbindung zwischen dem Prüfstandsleitsystem und der zentralen Steuerelektronik des Fahrzeugs den Ingenieuren, in Echtzeit zu verfolgen, wie sich verschiedene Prüfparameter verhalten. Und da viele Interessengruppen gleichzeitig die Steuerelektronik einsehen können, erreicht man eine ganz andere Tiefe und Breite an verwertbaren Ergebnissen, die sich gegenseitig wieder befruchten. Durch die differenziertere Sichtweise auf die Ergebnisse können die Prüfparteien neue Ableitungen treffen. Außerdem ist nicht mehrcnur der Entwicklungsingenieur sondern auch der Operator vor Ort, der zusätzlich das Wissen über das Verhalten des Prüfstands und die Erfahrungen aus ähnlichen Versuchen mit einbringen kann. Höhere Verfügbarkeit und bessere Auslastung von Prototypen. Mit der Unabhängigkeit von äußeren Bedingungen wie Jahreszeiten, Niederschlag etc. entzerrt sich der Prüfkalender deutlich. Ein großer Vorteil davon ist, dass für die gleiche Anzahl an Untersuchungen nicht mehr so viele Prototypen nötig sind, da die Versuche nun nicht mehr gleichzeitig stattfinden müssen. Mit einem Prototypen kann nun deutlich mehr getestet werden, die Versuchsanzahl pro Prototyp steigt. Zudem können verschiedene Fachabteilungen innerhalb eines gemeinsamen Versuchsträgers unterschiedliche Prüfinteressen verfolgen. So lassen sich innerhalb eines Prüfablaufs mehrere Komponenten gleichzeitig testen. Schon bei der Planung des EVZ wurden diese Synergieeffekte berücksichtigt und direkt in der Ausstattung der einzelnen Prüfstände umgesetzt. Prüfabläufe werden nicht mehr fahrzeugspezifisch, sondern versuchsspezifisch betrachtet. Die Entwicklungsingenieure orientieren sich nicht mehr daran, wann der Prototyp verfügbar ist, sondern wann welcher Versuch gefahren wird und ob man das eigene Prüfinteresse an den Prototypen mit abprüfen kann. Gerade in der frühen Entwicklungsphase ist eine hohe Auslastung möglichst weniger Prototypen sehr lohnenswert, da die ersten Versuchsträger aufwendig von Hand aufgebaut werden und entsprechend kostenintensiv sind. Die im EVZ getesteten Prototypen können in einer frühen Projektentwicklungsphase auch schon getestet werden, wenn noch keine Straßentauglichkeit gegeben ist, beispielsweise kann die Motorkühlung schon getestet werden, selbst wenn bestimmte Fahrwerksregelsysteme noch nicht voll funktionsfähig sind. „Im EVZ werden schon in einer sehr frühen Phase mit Prototypen einzelne Eigenschaften des späteren Fahrzeugs erlebbar und testbar. Unser Ziel ist es, Eigenschaften so früh wie möglich kundenwert abzusichern.“
Testen ganz nah an der Kundenrealität. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den das EVZ adressiert, ist die Verkleinerung der Unterschiede zwischen der Test- und der realen Kundenbeanspruchung der Fahrzeuge. Mit dem neuen Prüfzentrum EVZ will die BMW Group auch deutlich kundennähere Verbrauchszyklen testen, die das tatsächliche Fahrverhalten widerspiegeln. Beim Kraftstoffverbrauch beispielsweise misst man auf europäischer und weltweiter Ebene mit Hilfe genormter Kraftstoffverbrauchszyklen (z.B. KV01), die nicht unbedingt dem Kundengebrauch auf der Straße entsprechen. Das liegt vor allem daran, dass die Norm einen sehr vereinfachten Fahrzyklus abbildet, der im Detail nicht das Fahrverhalten der europäischen Kunden widerspiegelt. Der Normzyklus beinhaltet im Gegensatz zur Kundenbeanspruchung beispielsweise deutlich weniger verbrauchsintensive Fahranteile wie Stop-&-Go in der Stadt oder Kaltstarts. Außerdem sind elektrische Verbraucher wie Licht, Radio, Klimatisierung weitestgehend deaktiviert. Während der kundennahen Tests auf dem Prüfstand lässt sich im EVZ der Kraftstoffverbrauch „online“ messen. Im Gegensatz zu Versuchsfahrten auf der Straße, sind die Versuchsingenieure während des gesamten Zyklus über die Messgeräte im Bilde, wie viel das Fahrzeug momentan verbraucht, und können so „mitvollziehen“, welche Lastbereiche verbrauchsintensiver sind als andere. Auch bisher nicht durchführbare Untersuchungen werden im EVZ möglich. So kann auch in besonders lastintensiven Zyklen wie Hochgeschwindigkeitsfahrten erstmals der Verbrauch in Echtzeit gemessen werden – und das unter realen Umweltbedingungen wie Anströmung, Temperatur oder Höhe. Moderne Prüfumgebung senkt die Kosten und den Verbrauch – Bauteilauslegung auf den Punkt. Gerade im Hinblick auf die Erweiterung von Efficient Dynamics birgt das EVZ große Potenziale. Denn den Erfolg dieser Strategie macht vor allem die Summe vieler kleiner Einzelmaßnahmen über die gesamte Fahrzeugflotte aus. Selbst Maßnahmen, die zu einer Einsparung von einem Zehntelgramm CO2 führen, machen einen wichtigen Unterschied. Diese Einsparungen lassen sich nirgendwo besser „erfahren“, abprüfen und nachverfolgen, als in einem hoch sensiblen und präzisen Prüffeld, das technisch auf dem neuesten Stand ist – wie das EVZ. Die Prüfumgebung „Straße“ ist nur bedingt präzise und liefert nicht immer reproduzierbare Ergebnisse. Deshalb wurden bislang in der Bauteilauslegung gewisse überdimensionierungen einkalkuliert. Im EVZ lassen sich sämtliche Komponenten genau auf den Punkt ihrer höchsten Beanspruchung auslegen und absichern. Anhand der präzisen Messtechnik ermitteln die Entwicklungsingenieure exakt, welche Last unter einer bestimmten Beanspruchung an welchem Bauteil vorliegt. Entsprechend können sie daraus ableiten, wie das Bauteil beschaffen sein muss, um die gewünschten Anforderungen zu erfüllen. Der positive Effekt zeigt sich an mehreren Stellen: Jedes Bauteil, jedes Gramm Material, das eingespart werden kann, spart Kosten und CO2 – sowohl in der Produktion als auch während der Fahrt, da das Fahrzeug durch weniger Gewicht auch weniger verbraucht. Der Effekt der punktgenauen Entwicklung von Bauteilen steigt mit der Stückzahl zu entwickelnder Komponenten schnell auf ein Vielfaches. Und bei Bauteilen, die elektrisch versorgt werden, verändert sich mit einer anderen Dimensionierung auch der Energieverbrauch. Damit eröffnet das EVZ auch für den Auslegungs- und Absicherungsprozess in der Fahrzeugentwicklung neue Möglichkeiten und hilft gleichzeitig dabei, Kosten zu sparen. Prozessvorteile sind Kundenvorteile. Insgesamt kann die Verbindung von Dynamik, Komfort, Effizienz und Nachhaltigkeit mit dem EVZ noch besser verfolgt und umgesetzt werden. Damit profitiert vor allem der Kunde vom EVZ und dem optimierten Entwicklungsprozess. Effiziente Betriebsstrategien können hier entwickelt und getestet werden. Die hohe Ergebnisgüte der Untersuchungen im EVZ ermöglicht den Entwicklungsingenieuren der BMW Group wiederum, in gleicher Zeit mehr Erkenntnisse zu gewinnen, die direkt in die Fahrzeugentwicklung einfließen. Damit sind Fahrzeuge optimal ausgelegt und appliziert, verbrauchen weniger Kraftstoff und emittieren entsprechend weniger CO2 – und das ohne Einbußen in Dynamik, Sicherheit und Komfort. Der Kunde erhält in kürzerer Zeit ein ausgereiftes Produkt. Bereits heute werden im EVZ auch alternative Antriebstechnologien intensiv untersucht. Durch die umfassende Prüfumgebung wurden die besten Voraussetzungen geschaffen, um frühzeitig innovative Technologien serienreif zu entwickeln und nutzbar zu machen. Der Kunde genießt so auch in Zukunft den Innovationsvorteil der Fahrzeuge der BMW Group. Die Produkte können noch besser auf die Bedürfnisse der jeweiligen Märkte angepasst werden. Zudem erlaubt die schnellere Entwicklung eine größere Variantenvielfalt und damit eine größere Auswahl. Insgesamt setzt die BMW Group mit dem EVZ ein klares Signal für das konsequente Vorantreiben der Forschungs- und Innovationsthemen in Bezug auf Prozesseffizienz, Nachhaltigkeit und den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Damit ist das EVZ für die BMW Group eine wichtige Komponente, um ihre Innovationsführerschaft weiter zu behaupten und auch in Zukunft Vorreiter für nachhaltige und ressourcenschonende Mobilität zu sein. Quelle: BMW Presse-Information vom 19.05.2010 |
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