Zum 100. Geburtstag von Sir Alec Issigonis Die Varianten des MINI Classic
Bereits fünf Monate nach dem Debüt des MINI Classic erschien im Januar 1960
die erste Karosserievariante, der Van. Die Karosserie des kleinen, zweisitzigen
Kastenwagens war von 3.050 Millimeter der Limousine auf 3.300 Millimeter
verlängert und am Scheitelpunkt um zehn Millimeter höher. Auch der Radstand
wuchs um zehn auf 213 Zentimeter, was bei dem Fronttriebler ohne technische
Probleme möglich und damit auch kostengünstig zu realisieren war.

Mini Van, 1969
Der Laderaum
hatte keine Fenster, dafür die beiden Hecktüren. Weil die nach hinten versetzte
C-Säule schräg stand, öffneten sich auch die beiden Türchen schräg nach oben und
blieben nach einem Öffnungswinkel von jeweils etwas mehr als 90 Grad am Anschlag
stehen. Der Mini Van erfreute sich sowohl bei Handwerkern, als auch der
britischen Post rasch großer Beliebtheit. Nicht ohne Grund: Dank der sehr
kompakten Abmessungen, des aber dennoch üppigen Fassungsvermögens war er wie
geschaffen für Transportaufgaben auch durch sehr enge Altstadtgassen. Über eine
halbe Million Käufer entschieden sich im Laufe der Produktion für den Mini Van.
Die großen Brüder: Estate, Traveller und Coutryman.
Auf derselben technischen Basis folgten in kurzen Abständen zwei weitere
Varianten: Der Estate und der Pick-up. Der Estate war ein kleiner, viersitziger
Kombi mit den Abmessungen des Vans, allerdings rundum verglast. Wie die
Türfenster ließen sich die hinteren Seitenscheiben durch Verschieben öffnen.

Austin Seven Countryman, Anfang der Sechziger
Der Estate hatte je nach Marke den Beinamen Countryman oder Traveller, was eindeutig
auf seine Zielgruppe hinweist: Er sollte vor allem die Landbevölkerung
ansprechen, was auch Werbefotos mit transportierten Tieren untermauerten, ebenso
junge reisefreudige Familien und Gewerbetreibende. Der Morris Minor Traveller
aus dem Jahr 1953 hatte dieses Kundensegment gut abgedeckt. Um den MINI Classic
im Stil der legendären Minor „Woodies“ zu präsentieren, erhielt er wie der
Morris Minor Traveller ab der B-Säule ein Holz-Fachwerk. Was beim Morris Minor
allerdings eine tragende Konstruktion war, trug der MINI Classic als reine
Verzierung zur Schau. Ab 1961 gab es den Kombi wahlweise auch ohne
Holzapplikationen. Das Ende des holzbeplankten Mini Estate kam im Herbst 1969
mit dem Erscheinen des Mini Clubman. Ab diesem Zeitpunkt wurde nur noch dieser
Typ als Estate gebaut. Längst kaufte nicht nur die Landbevölkerung den
transportfreudigen MINI Classic: seine Varianten fanden insgesamt über 400.000
Liebhaber.
Fürs Grobe: Der Pick-up.

Morris Mini Pick-up, Anfang der sechziger Jahre
Wer rustikaler zu Werke ging, der konnte ab Januar 1961 den Mini Pick-up
ordern. Der knapp 60.000 mal produzierte Lastesel hatte hinter einer
verbreiterten B-Säule, die der Karosseriesteifigkeit diente, eine offene
Ladefläche. Am Heck war sie über eine unten angeschlagene Ladeklappe zugänglich.
Zum Schutz der transportierten Güter gab es ein Verdeck, das wie bei Lkw
seitlich angeknöpft werden musste und hinten eine – ebenfalls aufknöpfbare –
Klappe mit Sichtfenster besaß.
Noblesse oblige: Riley Elf und Wolseley Hornet.
In der zweiten Jahreshälfte 1961 startete BMC den Versuch, mit zwei
Edel-Varianten den MINI Classic auch der Upper Class schmackhaft zu machen.
Riley Elf und Wolseley Hornet hießen die beiden Ableger, die mit zwei typischen
Charaktermerkmalen damaliger Nobel-Limousinen auf sich aufmerksam machten: Statt
der dezent rundlichen „Schnauze“ trugen sie zwei senkrecht aufragende,
verchromte Kühlermasken vor sich her. Am anderen Ende reckten die beiden Autos
einen vergrößerten Kofferraum nach hinten, flankiert von zwei Kotflügeln im
modischen Schwalbenschwanz-Design. Die Innenräume waren großflächig mit
Teppichen verkleidet, Fahrer und Beifahrer saßen vor einer
Echtholz-Armaturentafel. Bis zu ihrem Produktionsende 1969 ließen sich knapp 60.000 Käufer von den beiden Nobel-Ablegern des MINI Classic begeistern.
Vom Militärgerät zum Spaßauto: Der Mini Moke.
1964 schlug die Geburtsstunde des offensten MINI Classics, den es je gab –
des Mini Moke. Das neue Spaßauto hatte eigentlich ganz ernste Ursprünge:
Konzipiert wurde der kleine Wagen als universelles Vehikel für den
Militärdienst. Die robuste Bauweise, die geringen Abmessungen und das niedrige
Gewicht erfüllten alle Voraussetzungen, ein solches Fahrzeug auch einmal per
Fallschirm absetzen oder mit Hubschraubern transportieren zu können.

Austin Mini Moke, 1965
Der Moke war praktisch eine Bodenwanne mit breiten, kastenförmigen
Schwellern plus Motorhaube und Windschutzscheibe. Die Sitze waren einfach
Blechschalen mit Sitzkissen, gegen Unwetter schützte leidlich ein aufklappbares
Verdeck. All das war für Armeezwecke ideal – wenn die geringe Bodenfreiheit
nicht gewesen wäre. Sie verdarb dem Moke eine Karriere im Dienste Ihrer
Majestät, tat der Begeisterung der Freizeitfahrer aber keinerlei Abbruch. Rund
14.500 der offenen MINI Classic Ableger entstanden bis 1968 in England, dann
wurde die Produktion nach Australien und später Portugal verkauft. Die
Gesamtauflage soll letztendlich bei rund 50.000 Exemplaren liegen.
Ursprung in Deutschland: Das Cabriolet.
1991 erschien die letzte Variante des MINI Classic, die als einzige nicht in
England, sondern in Deutschland ihren Ursprung hatte. Ein engagierter Händler in
Baden hatte dem MINI Classic – wie schon manche Tuner zuvor – das Dach
abgeschnitten und ein schmuckes Cabriolet fabriziert.
Der offene Viersitzer kam in England für 12.250 Pfund auf den Markt, wahrlich
kein Sonderangebot. Im Unterschied zu den früheren Versuchen war das Ergebnis
aber qualitativ so gut ausgefallen, dass Rover entschied, Konstruktion und
Fabrikation zu kaufen. Von dem Serienmodell wurden zwischen 1993 und 1996
insgesamt ca. 1.000 Stück verkauft.
Quelle: BMW Presse-Information vom 15.11.2006
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