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Alt 12.08.2002, 10:02   #5
meiy
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Ort: München
Fahrzeug: BMW Z3 Werkswagen
Standard Fakten zur Marktentwicklung

Das reine zählen von zugelassenen PKW's ist aber wenig aussagekräftig für den langfristigen (!) Erfolg von Marke und Produkt. Ein paar Beispiele:

- Durch den in den letzten Jahren drastisch verkürzten Modellzyklus und immer bessere Ausstattung bei den Fahrzeugen, finden Neuwagenkäufer heute bereits nach 3-4 Jahren
ein verändertes Modellangebot vor, das es in dieser Breite und Differenziertheit vorher nicht gab. Diese "Runde" läßt sich zweimal drehen, dann wird das Model "ausgetauscht". Der Sinn liegt darin Neuwagenkäufer (an Gebrauchtwagen verdient das Werk ja nichts), nach Ablauf der Leasinglaufzeiten wieder an Hersteller und Modell zu binden. Der Nachteil: diese Käufer fahren Wagen die mit hohen Rabatten abgegeben werden, werfen junge Gebrauchtwagen auf den Markt und Versperren damit den Zugang zu den "nachwachsenden" Käufern.

- Gerade auf dem US-Markt überbieten sich die Autohersteller seit Monaten mit Sondermodellen und traumhaften Finanzierungskonditionen. Obendrauf geben die Händler noch großzügig Rabatte, 10 Prozent sind keine Seltenheit. Trotzdem sinken die bereinigten Zulassungszahlen um rund 11 % (Deutschland:14, Europa: 8, USA: 9)

- Auf Grund der sinkenden Nachfrage sind Fabriken unausgelastetet, die leicht zwei bis drei Millionen Fahrzeuge mehr ausstoßen könnten, größere Hersteller (und BMW ist nach Zahlen kein "Großer" können dies leichter kompensieren, da sie eine Breitere Modellpalette haben.

- Mit dem Gesetzentwurf von EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti zur "Gruppenfreistellungsverordnung", werden die Märkte geöffnet, in denen derzeit noch höhere Preise erzielt werden können. Die Mischkalkulation entfällt also zukünftig ebenfalls und verteuern die Fahrzeuge, was den Absatz in den USA sehr erwschweren wird.

- Nachdem der EU-Sonderbeauftragte: Frits Bolkestein nun auch noch das "VW-Gesetz" kippen will (Dieses Bundesgesetz schreibt vor, dass kein Anteilseigner beim Wolfsburger Konzern mehr als 20 Prozent der Stimmrechte ausüben darf) ergeben sich hohe Risiken über die zukünftigen Anteilsverhältnisse. VW ist, das wird vielfach übersehen, der größte Autobauer Europas und er produziert PKW's im "Nischensegment" von BMW. Beim derzeitigen Aktienkurs von VW, wären sie bei Marktöffnung massive übernahmegefährdet.

- Die großen Vorteile die BMW und VW (korrekter: Audi) in den USA so weit gebracht haben: Flexible Fertigungssysteme und anpassungsfähige Arbeitszeitmodelle haben die Unternehmen weit weniger anfällig für Konjunkturabschwünge gemacht, aber die Reserven halten nicht ewig.


Nur wenn dann die Produkte den Geschmack des Publikums treffen, lassen sich sogar gegen den Trend Zuwächse erzielen. Dies führen in Europa derzeit Renault und Peugeot/Citroën, aber auch BMW, Audi und Mercedes vor. Und dass VW in diesem Jahr eine Durststrecke durchstehen muss, hat hausgemachte Gründe. Mit Golf und Passat stehen bei den Wolfsburgern zwei der drei wichtigsten Modellreihen kurz vor der Erneuerung, zudem fehlen gefragte Nischenprodukte wie Cabrios oder Vans. Doch schon im kommenden Jahr ist Besserung in Sicht.

All diese Überlegungen werden heute betrachtet wenn wir den E65/66 im Markt bewerten müssen. Kurzzeitige Erfolge lassen sich da nicht auf den Markt umlegen. Insgesamt bleibt der Wagen leider hinter den Erwartungen zurück und muß daher folgerichtig überarbeitet werden. Und dies ist, wie gesagt, keine Frage des Designs. Ich finde es gut, aber wenn es den Markt langfristig nicht erreichen kann, dann ist es das falsche Design.

Daher wird es überarbeitet.

Gruß aus dem Vierzylinder.
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