Thema: Felgen/Reifen Mit Nankang WR geht’s auch …
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Alt 21.12.2005, 17:57   #32
Ice-T
Insektizid
 
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Immer gut zu lesen dazu die Äusserungen von Wendelin Wiedeking:

"ZEIT: Ist die Werteskala abhanden gekommen?

Wiedeking: Unsere Gesellschaft lebt davon, dass man sich orientieren kann, dass man eine Werteskala hat und dass man weiß, dass es ein gesellschaftliches Grundverständnis gibt. Dieses Grundverständnis scheint verloren gegangen zu sein. Nehmen Sie den Satz »Geiz ist geil«. Geiz ist eine Todsünde, und Geiz zerstört die Werteskala und schafft dann Desorientierung.

ZEIT: Welche Werte gehen kaputt?

Wiedeking: »Geiz ist geil« heißt nichts anderes als »Billig ist gut«, und billig zerstört die gesellschaftliche Anerkennung für Arbeit. Wer als Werker täglich suggeriert bekommt, dass das, was er mit seiner Hände Arbeit schafft, nur durch Verramschen zu etwas Kleingeld gemacht werden kann, verliert jegliches Wertegefühl. Konkret: Es geht eine Werteordnung kaputt, in der Arbeit eine wichtige Rolle spielt."


"Wiedeking: ... Ja sicher, auch wir haben schon von Shareholder-Value gehört. Das ändert nichts daran, dass bei uns der Kunde an erster Stelle steht, dann kommen die Mitarbeiter, dann die Geschäftspartner, Lieferanten, Händler und danach die Shareholder. Völlig unangebracht ist es, den Shareholder an die erste Stelle zu setzen. Damit wird die Kraft im Unternehmen beschränkt, man erreicht das Gegenteil, und man bewegt die Spirale nach unten."

"Zeit: Ihre Aufgabe ist es, Luxusautos zu verkaufen – ist Deutschland eine Neidgesellschaft?

Wiedeking: Die Deutschen neigen etwas mehr dazu als andere Nationen. Luxus ist für mich aber auch ein Stück Kultur. Für Luxus muss man sich anstrengen. Es ist alles andere als Müßiggang.

ZEIT: Spüren Sie Raffgier in der Gesellschaft?

Wiedeking: Was ist Raffgier? Gegen gesundes Erwerbsstreben ist ja nichts zu sagen. Nehmen wir die Managergehälter. Was ist angemessen? Unternehmergewinn: Was ist angemessen? Was darf der Arbeitnehmer verdienen? Ich weiß, dass meine Arbeitnehmer mehr verdienen als viele andere Arbeitnehmer irgendwo in der Industrie. Ist das unanständig? Wir können es uns leisten, Arbeiter etwas besser zu bezahlen. Aber das wird dann häufig in die falsche Kiste geworfen, weil wir offensichtlich der Meinung sind, es muss jeder gleich behandelt werden. Und Gleichbehandlung gibt es in dieser Welt nicht, weil es auch keine gleichen Menschen gibt.

ZEIT: Ist es nicht Ausdruck von Raffgier, den deutschen Metzgergesellen zu feuern, weil ein polnischer Arbeiter mit einem Drittel des Lohns zufrieden ist?

Wiedeking: Das kann man Raffgier nennen. Aber der Staat hat es auch verpasst, Regeln aufzustellen. In Europa ist ein Liter Milch preiswerter als ein Liter Cola. Nichts gegen Cola, aber wie kann das sein? Ein industriell hergestelltes Produkt ist teurer als ein Liter Milch, der mit viel Mühe produziert werden muss. Die Gesellschaft hat es einfach nicht verstanden, sich über diese Werteskala zu verständigen. Was ist Arbeit wert? Wie honoriere ich Arbeit?

ZEIT: In Deutschland sind 5,2 Millionen Menschen ohne Arbeit. Wie viele von ihnen sind selbst dran schuld?

Wiedeking: Selbst schuld? Das ist natürlich schwierig zu sagen im Augenblick. Jedenfalls stehen gegen diese Zahl 700000 oder 800000 Stellen, die noch nicht besetzt sind. Es mag schon sein, dass bei vielen die Meinung verbreitet ist, in einem Sozialsystem abgesichert zu sein.

ZEIT: Also mehr Einschnitte ins soziale Netz?

Wiedeking: Wir müssen in Deutschland lernen, wieder mehr Eigenverantwortung zu übernehmen. Wir können nicht jedes Einzelschicksal in allen Dimensionen abfedern. Eine Grundversorgung muss es geben. Wenn jemand krank wird, muss man sich kümmern. Aber die Bereitschaft muss wachsen, sich zu verändern, zur Not auch die Koffer zu packen und einem Job hinterherzureisen. Es gibt Schicksale, denen kann man sich nicht entziehen. Aber es gibt auch Situationen, in denen der Einzelne seinen eigenen Motor anwerfen muss, um aus dem Schlamassel wieder herauszukommen."


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