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Alt 19.04.2009, 19:00   #1
Uli
Gast
 
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Standard Besser Spaett als nie

Es ist ein warer Bilderbuchtag, der gregorianische Kalender zeigt Sommer 2008, die Quecksilbersäule den Wert von 25 °C und der Himmel über München sich von seiner sonnigsten Seite. Insgesamt anderthalb Male habe ich mittlerweile meinen Heimatplaneten mit meinem Wagen umrundet und die Tachouhr nähert sich unaufhaltsam der magischen Marke von einhunderttausend Kilometern.

"Zeit für einen Neubeginn", denke ich, doch im Unterschied zu einer unbedeutenden Splittergruppe automobilistisch interessierter Aktivisten weiß ich es (wie so oft) 'mal wieder besser: Mit dem E65 ist den Bayerischen Motorenwerken, im allgemeinen Sprachjargon kurz BMW genannt, der mit Abstand größte Wurf ihrer Firmengeschichte gelungen.

Kein Münchener Fahrzeug konnte die Markenbindung seiner Kunden besser maximieren, denn niemand, wirklich niemand würde mir in diesen Tagen noch freiwillig meinen gebrauchten Siebener der vierten Generation abnehmen.

Niemand, ausgenommen natürlich die standhafte Schar authorisierter BMW-Händler. Letztere haben aus naheliegenden Gründen wiederum bevorzugt Wagen der eigenen Marke im Angebot und so führt eine bilaterale Transaktion in aller Regel zum neuerlichen Kauf eines weißblauen Automobils: Der Kreis schließt sich.

Was darf's wohl dieses Mal sein? Als bayerischer Hauptstädter genießt man den Luxus der freien Wahl und so entscheide ich mich für einen im Münchener Nordosten ansässigen Betrieb. Ein möglicher Ersatz für mein augenblickliches Vehikel wäre auch schon ausgemacht. Den nehm' ich doch gleich mal im Anschluss an einen Kundentermin in näheren Augenschein.

Mit Glück finde ich einen vor dem Eingangsportal gelegenen freien Parkplatz und schreite durch die wie von Geisterhand öffnende Glastüre. "Recht einsam hier", grüble ich. Das ganze Gebäude scheint wie ausgestorben. Ich erklimme die Treppe zur oberen Etage und der Grund meiner Anwesenheit ist schnell lokalisiert. "Ich interessiere mit für dieses Fahrzeug. Wären Sie gegebenfalls bereits, meinen 'Alten' in Zahlung zu nehmen?" frage ich den jungen Herrn mit Namensschild auf adrettem weißen Hemd.

"Nun, was haben Sie denn für einen Wagen?" entgegnet der freundliche Verkäufer. "Dacia Logan" lautet der zum damaligen Zeitpunkt von mir strapazierte Running Gag.

"Gerne." Ein erwartungsfrohes Lächeln ergreift Besitz von seinem Gesicht. Ob er den Wagen wohl 'mal sehen dürfte? Ich klopfe ihm zwei Mal auf die Schulter, blicke in Richtung Glasfassade und erkläre: "War nur'n Witz. Es handelt sich um einen Siebener BMW." Mein Widerpart wird kreidebleich und sein bis zu diesem Zeitpunkt ausgeglichener Gemütszustand weicht blankem Entsetzen.

Geschlagene zwei Minuten braucht die arme Seele, dann hat unser Freund seine Contenance zurückgewonnen und ist nun neuerlich zu (allerdings nur sehr) rudimentärer Kommunikation fähig. Wie der Wagen denn aussähe. Innenfarbe? Außenfarbe? Kilometerleistung? Baujahr? Ausstattung?

Vom Schock noch sichtlich gezeichnet nimmt er an seinem Schreibtisch Platz und deutet auf einen der beiden Besucherstühle. Ich reiche ihm meinen KFZ-Schein und er beginnt hastig die Fahrzeugdaten in seinen Computer einzugeben. Immer wieder wechselt seine Hand aufgeregt zwischen Tastatur und Maus.

Wir haben ein kleines technisches Problem, erklärt er mir. Ich scherze: "Jaja, sowas bin ich von meinen Siebenern gewohnt."

Nach einiger Zeit scheinen die benötigten Informationen verfügbar zu sein und ich werde zu einer Vorabbesichtigung zum meinem Fahrzeug gebeten.

Ob in den nächsten Tagen wohl eine Probefahrt mit dem Objekt meiner Begierde möglich wäre? Er nickt, aber informiert mich, dass er sich die ganze nächste Woche im Urlaub befindet. Natürlich könne ich mich auch an seinen Kollegen wenden. Das könne ich natürlich. Selbstredend wäre einer seiner Kollegen dann auch für mich da. Wenn es eilig wäre...

So einigen wir uns schließlich darauf, dass mich der junge Mann in der auf seinen Urlaub folgenden Woche telefonisch kontaktiert.



Fortsetzung folgt

Geändert von Uli (23.04.2009 um 11:58 Uhr).
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