Thema: Phaeton
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Alt 10.02.2003, 21:39   #6
Diesel Wiesel
Erfahrenes Mitglied
 
Registriert seit: 27.12.2002
Ort: Stuttgart
Fahrzeug: S 350 W221, Toyota Prius
Standard Mein Phaeton Erlebnis

Als ich mich für ein Fahrzeug in der Oberklasse entschied testete ich die S-Klasse, Lexus, Phaeton und E65.
Der Phaeton hat absolut nichts in diesem Segment zu suchen, gravierendste Mängel in Sachen Handling lassen mich zu diesem Entschluß kommen. Dazu muß man sagen, daß ich mir wesentlich mehr Zeit für eine Probefahrt genommen habe, als den normalen "Testern" zur Verfügung steht, denn ich wollte die Alltagstauglichkeit erfahren.

Also einen Phaeton V6 beim Autohändler abgeholt. Ich wollte aus dem Kofferaum meines damaligen MB E280 in den Phaeton einladen, da ging es schon los: Das regendreckige VW Emblem mußte stark gedrückt werden, um den Kofferraum 3 !!! 3cm zu öffnen. Der Rest ist schwere und harte Handarbeit, denn es gibt von außen keine Griffmöglichkeit. Wenn man dann den Deckel am unteren Blechrand packt und nach oben gewuchtet hat (extrem große Kräfte sind notwendig) sieht man die Griffmulden im Inneren des Kofferraumdeckels. Aha, wenigstens beim Zuziehen sollte man es einfacher haben, aber WEIT gefehlt. Weil man dermaßen viel Kraft aufbringen muß um den Deckel nach unten zu bewegen ist es unmöglich noch rechtzeitig die Hände aus den Griffmulden zu bekommen. Also loslassen, Arme befreien Deckel hochwuchten und mit der flachen Hand kräftigst von oben nach unten schließen, und sich anschließend nach einem Waschbecken erkundigen.

"Dann bitten wir Sie Platz zu nehmen" forderten mich die von der Kofferraumaktion peinlich berührten Verkäufer auf. Das nächste Fiasko folgte sofort, mit meinen 1,85 cm bin ich bestimmt kein Riese, aber die Birne am Dach angehauen in der untersten Sitzposition schafft man auch nur in wenigen Fahrzeugen. Die nun noch mehr irritierteren Verkäufer baten mich im 12 Zylinder Platz zu nehmen, möglicherweise wäre da ein Defekt an der Sitzeinstellung ... . O.K, doch da war es das gleiche Spiel. In der untersten Sitzposition mußte ich meinen Kopf nach schräg rechts senken, um nicht mit dem Dach in Berührung zu kommen. " Super Sitzkomfort, ist da auch ein täglicher Besuch beim Masseur mit dabei ?" wollte ich wissen. Der Hammer kam dann erst als ich sagte wie es sich denn erst bei geschlossenem Dach sitzt. Also tippte ich die Pfeil nach vorne Taste an. Nichts tat sich. Man müsse die Pfeil nach hinten Taste drücken um das Dach zu schließen. (Die Logik versteh ich bis heute nicht, aber man kann ja auch nicht alles verstehen ...)

Für mich und die Verkäufer war sofort klar, daß das nicht mein Fahrzeug werden wird, die Probefahrt wollte ich dann nicht mehr haben. Die Verkäufer bestanden aber darauf, um die herrvoragenden Fahr und Bedieneigenschaften dieses Ausnahmefahrzeuges zu erfahren, und schließlich solle sich mein langer Anfahrtsweg rentieren.

Also gut, wegen mir.

Mittlerweile habe ich die Handykarte aus meinem Nokia 3210 rausgefummelt, um Sie im Phaeton Telefon zu verwenden. Außerdem müsse ich gleich telefonieren, um einen Termin zu verlegen. Das Telefon läßt sich auf 2 Arten bedienen. Die 1. Variante ist an Umständlichkeit an nichts zu übertreffen. Auf dem Bildschirm baut sich eine Zahlenreihe 0-9 von oben nach unten auf. Mittels wackeligem Plastikknopf muß man dann den Cursor auf die entsprechende Zahl bringen und dann drücken. Nach jeder Eingabe springt der Cursor wieder ganz nach oben. Das war mir dann entschieden zu doof, den Verkäufern eigentlich auch. Man könne das Telefon auch direkt bedienen. Dazu muß man die Mittelkonsole nach oben klappen. Na Prima, das Ding ist sooooo lang, daß es einem unter den Achseln stecken bleibt und man mit den Fingern nicht mehr nach unten auf den Bedienhörer gelangt. Raststellung = FEHLANZEIGE, die Klappe hat keine Arretierung die sie offen hält. Also gut, eine Hand hebt die Klappe, die andere Tippt. ( na seh´n se, geht doch meinten beide Verkäufer. "Würden Sie diese Art der Bedienung auch während der Fahrt, so bei Tempo 200 auch vorschlagen ?" war meine Frage.) Im Display war dann zu lesen " Verbindung besteht", jedoch war kein Ton aus der Freisprechanlage zu hören. "Verbindung beendet" war dann wenig später zu lesen. Nach weiteren Versuchen nahm ich dann den Handhörer ans Ohr und siehe da, man konnte telefonieren. Des Rätsels Lösung war dann in der Bedienungsanleitung zu finden, denn wählt man die Rufnummer am Handteil, geht der Apparat davon aus, daß dann auch das Gespräch von dort geführt wird, ein Umschalten auf die Freisprecheinrichtung ist nicht möglich. KLASSE !!!

Also, das Navi ließ sich einigermaßen zügig programmieren, die Stimme ist etwas verschnupft, funktionierte aber ohne Störungen, was man vom 7-er Navi nicht gerade behaupten kann.

Der Motor ist völlig überfordert, 17,4 l Spritverbrauch bei ziviler Fahrweise und 21,2l in der Stadt. WHAT´s THAT ???

Der Innenraum ist Vollgepflastert mit Schaltern, die einen Nachts an eine Lichtorgel erinnern. Zum Zählen der Schalter reichen keine 45 Finger, das ist schon enorm.

Die Verarbeitung des Leders ist schon in Ordnung, hebt sich aber in keiner Weise positiver als bei anderen Autos dieses Preissegmentes hervor.

Dann an alle die noch eine Probefahrt vor sich haben: Das Dach öffnen um festzustellen, daß es einem bei Tempo 60 die Lauscher raushaut. Ein dermaßen lautes Windgeräusch kenne ich nicht einmal von meinen Bekannten ichrem VW 1303 Cabrio mit offenem Verdeck, ohne Witz und Übertreibung. Ab Tempo 100 wird`s dann absolut unerträglich.

Als ich das Fahrzeug zurückgab, fragten mich die Verkäufer was ich denn von dem Fahrzeug halte. Ich wußte gar nicht was und vorallem wo ich zuerst anfangen sollte, der Verkäufer bemerkte das und meinte: "Gel VW muß halt schon noch was dazulernen ".

Wie würdet Ihr denn über so ein Fahrzeug urteilen ???

Mein Fazit: Die Kiste darf max. 35.000 € kosten und fertig, mehr ist einfach nicht drin und die Tür zur Oberklasse ist noch lange nicht in Sicht.

Roland
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