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Alt 27.11.2007, 04:17   #60
Sheriff
Alpinator
 
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Fahrzeug: e30 Cabrio 3,5 M30
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Hallo zusammen,

will meinen Senf auch mal dazugeben....

Grundsätzich denke ich, dass ein Öl mit Herstellerfreigabe schon mal nicht verkehrt sein kann.

Jetzt mal ein wenig Theorie zu Motorölen im Allgemeinen:

1. 0W-40-Öle sind nicht (!!!) dünner als 15W-40-Öle - außer wenn sie kalt sind! Dieses ist per Definition so, denn die Werte sind Meßwerte bei ca. -18°C (erster Wert vor dem W) und ca. 99°C (zweiter Wert) und geben die Viskosität, also das Fließverhalten bei der jeweiligen Temperatur an. Soll heißen: Ein 0W-40 und ein 15W-40 sind bei 99°C identisch dünn oder dick, allerdings ist ein 0W-Öl bei kalten Temperaturen um ein vierlfaches dünnflüssiger und somit erheblich schneller an den Schmierstellen. Im Extremfall kann der Unschied sehr erheblich sein, bei -15°C z.B. bis zu 45 Sekunden bei einem 15W-Öl und 2-4 Sekunden bei einem 5W bis zur kompletten Durchscmierung aller Schmierstellen. Je kälter es wird, um so größer die Unterschiede.
Konkret gibt der erste Wert die dynamische Viskosität an, d.h. die Temperatur, bis zu der das Öl noch von selbst der Ölpumpe zufließt. Beim 5W sind dieses etwa -30°C.
Ideal wäre nun ein Öl, was bei jeder Temp. die gleiche Viskosität hat. Dieses ist jedoch technisch nicht möglich. Ein 0W-40 ist diesem Ideal aber weit näher als ein 15W-40, daher vor allem beim Kaltstart (insbes. im Winter) im Vorteil.

Wohlgemerkt: Es handelt sich hier nicht um Aberglaube, sondern um Normen nach SAE (Society of Automotive Engineers), durchaus vergleichbar mit der Deutschen Industrienorm (DIN).

Gleichzeitig gilt: Die Viskosität ist kein Qualitätsmerkmal des Öls, sondern nur eine Meßgröße zum Fließverhalten.

2. Richtig ist, dass sich viele Öle nur durch das Additiv-Paket unterscheiden. Aber eben darauf kommt es an, denn ein modernes Öl besteht zu rund 25% aus eben diesen Additiven. Natürlich ist zunächst ein hochwertiges Grundöl entscheident, aber dann kommt es gerade durch den sorgfältig zusammengestellten Additiv-Cocktail zu den gewünschten positiven Eigenschaften eines guten Öls. Schon aus diesem Grund sollte man übrigens von Zusätzen absehen, da von Markenherstellern alles, was erforderlich ist, bereits enthalten ist und weitere Zusätze die Qualität des sorgsam zusammengestellten Pakets eigentlich nur herabsetzen können. Lediglich bei minderwertigen Produkten könnte eine Verbesserung erziehlt werden, dann aber nicht mit Slick50 oder Mathy - das Zeug hat nichts im Motor verloren, genau wie irgendwelche anderen MoS2-, Teflon- oder Keramik-Zusätze. Diese angeblich reibungsmindernden Zusätze basieren teilweise auf unlöslichen Feststoffen, was sich bestenfalls gar nicht, im ungünstigen Fall aber schädlich auswirken kann - zumal es in einem technisch intakten Motor mit einem guten Öl eigentlich sowieso zu keiner Reibung kommen sollte, denn sonst wäre es sowieso nach wenigen km gelaufen! MoS2 ist nur für Schmieraufgaben bei groben Anwendungen geeignet.

3. Im Bereich der Kolben kann ein Öl schonmal auf rund 150°C erhitzt werden, auch wenn in der Ölwanne nur 80° herrschen. Wenn ein Fahrzeug ordentlich gefordert wird, sind auch mal 250°C drin, wenn auch nur kurzzeitig. Mineralische Öle sind hier überfordert, denn bei diesen Temperaturen verbrennen sie, was mangelnde Schmierung und Ablagerungen zur Folge hat. Gute, vollsynthetische Öle halten dieses relativ problemlos aus (manche auch bis 350°C), mineralische und auch teilsynthetische Öle sind aus technischen Gründen in diesem Temperaturbereich überfordert (teilweise nur um 180°C).

4. Begriffe, wie z.B. "Vollsynthetik" sind nicht geschützt. Wenn also ein Billighersteller dieses auf seine Verpackung schreibt, sichert dieses bestimmte Eigenschaften noch nicht zu.
Ebenso tauchen auf vielen Verpackungen von Billigherstellern Freigaben auf, die diese Produkte nie erhalten haben.
Aus diesem Grund ist man bei einem Markenhersteller zumindest auf der sichereren Seite, denn diese können sich solche Fehltritte nicht leisten, wenn sie weiterhin mit den Fahrzeugherstellern kooperieren wollen.

5. Und noch was: Synthetische Öle gab es auch schon in den Siebzigern. Und auch 5W-Öle u.ä.. Selbst für meinen 80'er Mustang sind ab Werk 5W-Öle vorgesehen, 15W finden nichtmal Erwähnung im Handbuch. Es ist auch unerheblich, wann ein Motor entwickelt oder produziert wurde, solange dieses nicht in die 50er oder frühen 60er zurückgeht, denn damals wurden tatsächlich Motoren gebaut, die mit modernen Ölen aufgrund ihrer Konstruktion und der verwendeten Legierungen (Buntmetalle) nichts anfangen können.
Es gibt aus technischer Sicht keinen Grund, warum ein älterer Motor nicht mit dem besseren, da weiterentwickelten 5W oder 0W-Öl zurechtkommen sollte, zumal auch ein modernes 15W nichts mehr mit dem 15W von 1980 zu tun hat, sondern extrem weiterentwickelt wurde. Die Viskosität sagt - wie bereits erwähnt, sowieso nur etwas zum Fließverhalten aus.

Ich hoffe, ich konnte hier ein wenig Aufklärungsarbeit leisten und konstruktiv etwas beisteuern. Meine Fahrzeuge erhalten übrigens alle Mobil 1 0W-40 oder Motul X-Cess 5W-40, aber das ist nur ein persönlicher Einwand, es gibt auch andere gute Öle.

Gruß
Mark
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