Thema: Motorraum Nochmal Ethanol !
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Alt 01.05.2007, 22:43   #88
J.J. McClure
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Fahrzeug: ´91er BMW 730i M30, '95er Volvo 945 Turbo
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Zitat von DrDealgood Beitrag anzeigen
hmm,

ich hab da so ne idee, warum die verbrauchswerte so variieren, aber kein mecker wenns blödsinn ist

habe so den eindruck, dass bei den, ich sag mal "drehzahlfreudigen" motoren der verbrauch schneller hoch geht, unser dicker schwimmt ja nur so im verkehr mit um zur arbeit zu kommen, da fallen höchstens mal 3000 u/min an.

so ein 2 liter 6 zylinder braucht ja doch ein bisschen mehr gaspedal um aus dem quark zu kommen. die jungs mit den 4 zylindern (volvo) hängen ja noch mehr am gas.

dagegen spricht, dass quertreiber mit dem 3 liter auch wesentlich mehr verbraucht, hmm ? möglicherweise ist da ja noch ein anders problem, kerzen zu alt, luftfilter zu, zuviel reibverluste im motor (schlechte ölwahl) und was es da sonst noch so alles gibt.

Damit hast du auf jeden Fall nicht ganz Unrecht. Bei drehmomentschwachen Motoren macht sich der definitiv entstehende Leistungsverlust stärker bemerkbar. Dazu spielen die unterschiedlichen Kraftstoffaufbereitungssysteme noch eine gewaltige Rolle, ausserdem können defekte Lambdasonden und Klopfsensoren die ganze Sache nochmal gewaltig verfälschen.

Der M50 lebt z.B. nur von der Drehzahl, d.h. um mit einem 1,6t 520er zügig vom Fleck zu kommen, muss man den R6 immer schön über 2500UpM halten. Gleiches gilt für den M30, der in der B30 Version meiner Meinung nach sogar noch müder aus dem Keller kommt als der M50B25 TÜ. Ist man dann mal in Bewegung, läuft der M50 auch immer auf Drehzahl, d.h. 110km/h = 3000Upm, 150km/h = 4000UpM. Die hubraumschwachen Drehorgeln laufen halt immer am Limit und haben daher mit Leistungs- und Drehmomentverlusten erst recht zu kämpfen.

Ganz im Gegensatz dazu der M70. Wenn der ein Paar handvoll PS verliert, wer merkt das schon? Schließlich werden die 300PS dieses Triebwerks von keinem vernünftig denkenden Menschen permanent abgerufen, d.h. bei normalem Betrieb beansprucht man nicht mehr als 2/3 der Leistung da vorallem schon von unten weg genug Drehmoment vorhanden ist um die Kiste in die Gänge zu bringen. Zumindest klettert meiner beim Beschleunigen selten mal über die 3000. Der entsthende Leistungsverlust muss hier also nicht durch einen Mehrverbrauch kompensiert werden, weil dieses Monstrum einfach genug Reserven hat. Würde man den M70 dagegen genauso hochtourig fahren wie einen M50, wäre auch hier ein eindeutiger Mehrverbrauch zu erkennen.

Dann ist da noch die Kraftstoffaufbereitung. Die selbe Menge Ethanol benötigt zur Verbrennung deutlich weniger Sauerstoff als Benzin, d.h. der Motor läuft zunächst im mageren Bereich = Leistungsverlust. Dieser Zustand hält solange an, bist die Lambdasonde auf Betriebstemperatur ist und dem Steuergerät "Sauertoffüberschuss im Abgas" meldet. Die Motronic erhöht im Rahmen des Kennfeldes dann die Einspritzmenge, bis die Lamdasonde wieder zufrieden ist = Mehrverbrauch. Motronic 1.3 und 1.7, also M30 und M70 sind hier mit ihren Fähigkeiten am Ende!

Dazu kommt aber, dass Ethanol schneller verbrennt als Benzin, es muss also später gezündet werden um Schäden am Motor zu vermeiden und das größtmögliche Drehmoment zu erreichen. Wird der Zündzeitpunkt nicht auf "spät" verstellt, führt die Frühzündung des Ethanols zu erhöhten Lagerbelastungen. In Verbindung mit einem mageren Gemisch, steigt zudem die Verbrennungstemperatur und somit das Risiko einer klopfenden Verbrennung. Ist eine Klopfregelung vorhanden, verstellt das Steuergerät den Zündzeitpunkt um 3° in Richtung "spät". Klopft der Motor immernoch, gehts nochmal 3° weiter... Gefahr gebannt, aber das alles funktioniert nur beim M50! M30 und M70 haben keine Klopfregelung und laufen somit im Ethanolbetrieb immer mit Frühzündung und allen damit verbundenen Gefahren.

So, das ist zumindest mein derzeitiger Wissenstand auf dem Gebiet.

Gut Nacht!
Schorsch
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