@buddi
Hast sicher recht - ein seitenlanges Ping-Pong hilft nicht wirklich. Aber gerade die sog. "Polenumbauten" haben für so manchen Umrüstwilligen schon enorme Probleme und Kosten verursacht, so daß es imho durchaus Sinn macht, diese genauer zu hinterfragen.
@RS744
Zitat:
In allererster Linie spart er am Mitarbeiter-Stundenlohn. Und das ist der wesentliche Kostenfaktor, nicht der IHK-Beitrag etc.
|
Wie setzt sich der Mitarbeiter-Stundenlohn in D zusammen?
Nettolohn des Mitarbeiters
+Lohnsteuer
+AG-Anteil Sozialversicherungen
+Rücklage für Urlaub, Krankheit etc.
+anteilig Beiträge zu IHK, BG etc. pp
+anteilig Gebäudekosten
+anteilig Werkstattausstattung
+anteilig Arbeitsplatzausstattung
+Unternehmergewinn
+Mehrwertsteuer
+diverse Nebenkosten (Strom, Wasser, Gas, Öl...)
Bis auf die Sozialversicherungsbeiträge und Rücklagen für Urlaub/Krankheit des Mitarbeiters kannst Du kaum was an Kosten einsparen, jedenfalls nicht bei rechtlich haltbaren Beschäftigungsverhältnissen.
Als Unternehmer kannst Du froh sein, wenn die Mitarbeiterstunde, die Du dem Kunden mit 50€ Brutto berechnest Dir 5€ Gewinn bringt. Dein Mitarbeiter erhält von diesen 50€ Brutto gerade mal 7-8€ Netto.
In meinem Beispiel blieben für Arbeitslohn rund 450€ übrig, also 9 Stunden zu 50€. Eine sauber eingebaute Anlage verschlingt aber rund 16 Stunden Arbeit, rund 2 Arbeitstage, wenn alles glatt läuft. D. h. die Brutto Arbeitsstunde darf nicht mehr als 28€ Kosten. Dann brauchst Du eine Arbeitskraft, die für Netto 4,50€ arbeitet. Nehmen wir an, Du beschäftigst diesen Mitarbeiter "schwarz", dann kannst Du ihm ungefähr 8€/Stunde in die Hand drücken, weil Du die Sozialabgaben sparst. Die Kosten für die Werkstatt, in der geschraubt wird, bleiben aber gleich.
Die Zeiten, in denen polnische Facharbeiter (die sicher ähnlich qualifiziert sind wie die deutschen) für 8€ "schwarz" in D arbeiteten, sind lange vorbei. Gängige "Schwarzpreise" im Kfz.-Bereich liegen z. Zt. bei 20-25€/Stunde. Der "offzielle" Mechanikerstundensatz in unserer Gegend liegt z. Zt. bei 60€ plus MwSt., Karosserie bei 85 plus, Lack bei 85 plus 40% Material plus Steuer. Und die Unternehmer schaufeln sich nicht wirklich die Taschen voll.
Mit anderen Worten: für 8€ bekommst Du nur unqualifizierte Hilfskräfte - keine Facharbeiter, egal welcher Nationalität.
Zitat:
Nein. Die für den polnischen Markt eingekauften Anlagen verbringt er nach D, und baut sie hier ein. Daß das den deutschen Umbauern ein Dorn im Auge ist, leuchtet ein - zu diesen Kursen können sie die Anlagen nicht einkaufen.
|
Es macht nicht wirklich Sinn, polnische Anlagen und polnische Mitarbeiter nach D zu bringen, um dann in einer D-Werkstatt (die D-Vorschriften erfüllen muß) den Einbau vorzunehmen. Effektiver wäre es, das D-Fahrzeug in einer D-Werkstatt (besser "schein"Werkstatt) anzunehmen, das Fzg. nach P zu bringen und dort umzurüsten.
Alle Anlagen werden vom Hersteller mit einer Seriennummer versehen. NUR Seriennummern, die für den deutschen Markt bestimmt sind, erhalten ein Abgasgutachten des Herstellers. Ohne dieses Abgasgutachten ist eine "ordnungsgemäße" deutsche Zulassung nicht möglich.
Über Sinn und Unsinn dieser Politik kann man streiten. Möglicherweise ist Einnahmenmaximierung der Hersteller der Grund (Abgasgutachten für Nichtdeutsche Anlagen kosten größere, mindestens 3-stellige Summen), möglicherweise werden für den Nichtdeutschen Markt aber auch Anlagen vertrieben, die bestimmte Qualitätskriterien nicht erfüllen.
Zitat:
Wieso? Weißt Du da schon Näheres? Oder ist das das allgemeine: "da kommt was"?
|
Die GAP kommt, und zwar voraussichtlich ab 1.04.06. Ab dann ist sie alle 2 Jahre fällig und wird von anerkannten GAP-Betrieben oder den Prüforganisationen durchgeführt. Die Kosten werden bei 25€ liegen.
Geprüft werden die verbauten Anlagenteile, der Einbau und die Dichtheit der Anlage. Erfolgt die GAP bei den Prüforganisationen, muß die Prüfung abgebrochen werden, sobald Bauteile zur Prüfung demontiert werden müssen oder Mängel beim Einbau festgestellt werden. Arbeiten an der Anlage darf nur der anerkannte GAP-Betrieb durchführen.
Was die GAP für Polenumbauten bedeutet, darüber kann im Moment nur spekuliert werden. Mich würde es aber nicht wundern, wenn ein (großer) Teil der Einsparung durch notwendige Umbauten nach der ersten GAP wieder aufgezehrt würde. Da ich mit Durchführung der GAP letztlich meinen Kopf für die Anlage hinhalte, werde ich alle Umrüstungen jedenfalls sehr genau prüfen und ich kann mir vorstellen, daß die anderen GAP-Betriebe nicht anders handeln.
Um die Sache abzuschließen:
Mit einem "Polenumbau" läßt sich sicher einiges an Geld sparen. Allerdings sollte man sich darüber im klaren sein, daß nicht unerhebliche Risiken mit dieser Einsparung verbunden sind. Rechnet sich die Gasanlage nur mit dem Umbau in Polen, sollte man die Finger davon lassen, weil man dann kräftig draufzahlt, wenn etwas nicht wie geplant läuft. Rechnet sich die Anlage dagegen auch zu "deutschen" Preisen, kann man versuchen, den "Polenrabatt" mitzunehmen, sollte aber überlegen, ob sich der Aufwand dann noch lohnt.
eigenes Beispiel:
wollte auf LPG-Venturi umrüsten lassen, deutscher Anbieter wollte 1750 inkl allem, Polenumbau lag bei 950zzgl TÜV und Eintragung. Umrüstdauer jeweils 3 Tage, deutscher Anbieter stellt kostenlosen Leihwagen. Kurz gerechnet:
Polenumbau
950€
+ 100€ TÜV/Eintragung
+ 150€ Benzin für Hinfahrt (>800km)
+ 80€ Gas für Rückfahrt
+ 300€ Verdienstausfall (3Tage)
+ 50€ Übernachtung (2x)
=1530€ in Summe
Ersparnis 220€, wenn NICHTS PASSIERT. Nur einmal zurück zum Umrüster und ich zahle drauf.