Es sind ja nicht nur die großangelegten Revisionen wie Vorderachse, Niveauregulierung und anderes, sondern fängt ja schon damit an, eine "normale" Inspektion II zu finanzieren oder selber zu machen. Dabei ist diese kein wirkliches Hexenwerk, aber es gehört Genauigkeit dazu, Fachkenntins und das dazu passende Gefühl für die Materie, an der man da schraubt. Das Reinigen der Scheibenbremsen und die dazugehörige Pflege kann dafür schon als gutes Beispiel dienen, der Kerzenwechsel schon als höhere Kunst. Wie oft habe ich als Mechaniker in den 90ern erleben müssen, wie Mechaniker in einen M70 die Kerzen mit der 3/8-Zoll-Luftratsche eingedreht hatten, weil ging ja schneller und man mußte seine Arbeitswerte im Auge haben, nach welchen man bezahlt wurde. Bei Motoren, welche damals einen Teilepreis von über 14.000 DM hatten, eigentlich verantwortungslos. Gnade Gott, wenn einem das Gewinde im Zylinderkopf kaputt ging...
1.500 Euro kostet so eine Inspektion und ist im direkten Vergleich zum Daimler Double Six oder gar dem Ferrari 400i / 412 gerade zu ein Schnäppchen (Grundpreis Ferrari inkl. 4 neue Kompletträder und Abholung per Tieflader 12.500 DM....).
Wenn man den direkten Vergleich zieht zu einem 600SE W140 sind unsere Fahrzeuge nicht nur überschaubar hinsichtlich der Technik (jedoch keineswegs trivial), sondern auch bzgl. der Teilepreise für relative Normalverdiener ohne Haushaltsnetto oberhalb 3000 Euro einigermaßen erhaltbar. Selber schrauben und das Aneignen der zugehörigen Fachkenntnisse vorausgesetzt. Ohne dieses und nur angewiesen auf BMW-Werkstätten oder freie wie Ray ist der Unterhalt immer noch auf Luxusklasseniveau. Vom Sprit mal ganz abgesehen.
Einen W140 adäquat zu erhalten ist angesichts der Komplexität und der Ersatzteilpreise noch mal eine andere Hausnummer. Und auch da wissen Mercedesmechaniker nicht immer was sie tun...zu, zu komplex ist ihnen die Technik von damals, um nur Teile-Wechsel-Dich spielen zu können.
Sieht man sich im Vergleich dazu einen Ferrari Colombo V12 an, die dazu gehörigen Teilepreise und den Wartungsaufwand, wird einem dabei schwindlig. Verbrauch und Kosten für Versicherung (HP/TK) inkl. Steuer sind in etwa vergleichbar mit unseren Karossen, wenn jedoch die Überholung der Hinterachse ansteht (4 Dämpfer plus Niveau...), können die meisten gleich die eidesstattliche Versicherung abgeben. Das Triebwerk ist hingegen entgegen der Meinungen ähnlich robust wie unsere V12, in seiner Machart relativ easy zu handhaben (dank K-Jetronic) und die Einspritzungsanlagen von Bosch und Magneti Marelli sind im Vergleich zu unserer Motronic eher schon trivial. Sauber warm gefahren (12 L Öl...), immer schön den 2. Gang bei kaltem Getriebe übersprungen, halten diese ewig. Kein Wunder, sind diese doch für anderes entwickelt worden als GT-Cruising.
Von daher: Ich finde die Preise für gepflegte Exemplare unseres 750i / iL mehr als gerechtfertigt, von kundiger Hand gefahren und gepflegt nicht kaputt zu kriegen, eher verlässt das Blech einen. Ich habe für meinen auch weit mehr als 3.000 Euro bezahlt. Das macht sich allerdings nun auch bezahlt. So mancher RR Silver Shadow bietet weniger fürs Geld, hat auch nicht mehr Prestige (wenn ich so an die Reaktionen meiner Mitbürger hier in Munich Town denke, nur positiv!) und kostet definitv mehr. Ein RR Silver Spirit hat schon nicht mehr die Klasse, sondern ist eine darüber:-). Sowohl in der Anschaffung, vom Unterhalt will ich gar nicht reden.
Die Jaguar-Zicke lasse ich mal außen vor, weil eigenes Kapitel für sich.
Und abschließend mal ganz ehrlich: Was sind heute 6 - 10.000 Euro für ein Automobil mit der Klasse eines E32 V12? Mitnichten sehr wenig dafür, das es einmal das beste Automobil der Welt galt.
Die Freude, welche wir tagtäglich daran haben, schon alleine beim Startup, ist doch fast unbezahlbar oder nicht?
