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Alt 08.03.2011, 23:08   #25
-razzle-
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ein interessanter bericht, bin zwar auch gegen e10 aber der bericht lässt die debatte fast lächerlich wirken...

Brasilianer fahren schon seit Jahren mit E25-Biosprit

mos. BUENOS AIRES, 7. März. Würde sich Brasilien in diesen Tagen nicht ganz dem Karneval hingeben, so würden die Brasilianer wahrscheinlich mit ungläubigem Kopfschütteln das Chaos um die Einführung von E 10 in Deutschland verfolgen. Schließlich fahren die Autos in Brasilien schon seit vielen Jahren mit mindestens 25 Prozent Ethanol im Tank. Und diese Fahrzeuge bauen in Brasilien weitgehend dieselben Konzerne, die sich in Deutschland schwertun, ihre Kunden von der Verträglichkeit des Biosprits E 10 mit nur 10 Prozent Ethanol-Anteil zu überzeugen. Volkswagen, Fiat, Ford und GM beherrschen in Brasilien den Markt mit denselben oder zumindest ähnlichen Modellen, die sie auch in Europa herstellen. In Brasilien können neun von zehn neu verkauften Autos sogar mit jeder beliebigen Mischung aus Ethanol und Benzin betrieben werden. Die dafür benötigten Motoren mit der sogenannten Flex-Fuel-Technologie wurden federführend von den deutschen Unternehmen Bosch und Volkswagen entwickelt. Der Besitzer eines Flex-Fuel-Autos entscheidet bei jedem Tankstopp einzig nach dem Kriterium, welcher Kraftstoff gerade preisgünstiger ist, ob er E25 oder reinen Alkohol tankt. Einer groben Faustregel zufolge lohnt es sich, den in der Leistung etwas weniger ergiebigen Alkohol zu tanken, sobald dessen Preis um 30 Prozent unter dem Benzinpreis liegt.

Schon nach der ersten Ölkrise in den siebziger Jahren hatte man sich in Brasilien auf die Suche nach Alternativen zum teuren Erdöl gemacht. Die damals regierenden Militärs besannen sich auf einen Rohstoff, der in Brasilien schon seit der frühen Kolonialzeit angebaut wurde: Zuckerrohr. 1975 startete Brasilien das Programm "Proálcool", das anfänglich hohe Subventionen in die Entwicklung der Technologie zur Umwandlung von Zucker in Ethanol und in den Aufbau der erforderlichen Infrastruktur lenkte.

Die Franzosen tanken schon seit zwei Jahren Biotreibstoff
Das Land ist Großproduzent von Bioethanol

chs. PARIS, 7. März. In Frankreich ist der neue Treibstoff E10 schon seit April 2009 auf dem Markt. Die Einführung erfolgte reibungslos, von technischen Problemen der Fahrzeuge ist wenig bekannt. Rund 70 Prozent der Autos können den neuen Treibstoff verwenden. Die Regierung hat Listen über die geeigneten Fahrzeugmodelle veröffentlicht, die sie regelmäßig aktualisiert. Zudem haben die Ölkonzerne früh Informationskampagnen für Verbraucher gestartet. "BP und Total beispielsweise haben sehr umfassend informiert, das ist wichtig, ansonsten fasst der Verbraucher kein Vertrauen", sagt Sylvain Demoures, Generalsekretär der Produzenten von landwirtschaftlichen Alkoholen.

Frankreich hat ein Interesse an großem Absatz, weil es rund ein Drittel des europäischen Bioethanols herstellt. Mit einer Produktion von 12,5 Millionen Hektolitern waren die Franzosen 2009 der größte Produzent Europas vor Deutschland und Spanien. Frankreich hat in jüngerer Zeit fünf große Biosprit-Fabriken zu Gesamtkosten von fast einer Milliarde Euro errichtet. Die französische Landwirtschaft, ebenfalls die größte in Europa, freut sich über neue Absatzwege - vor allem die Zuckerrüben-Bauern. Dieser einst stark abgeschottete Landwirtschaftszweig ist heute mit schärferer Konkurrenz aus dem Ausland konfrontiert und produziert zunehmend für die Spritherstellung. "Das ist eine völlige Fehlallokation", schimpft Jérôme Frignet von Greenpeace in Frankreich. Der Zuckerrübenanbau sei ökologisch sehr belastend. Der Anbau von Klee als Futtermittel sei die bessere Alternative. Im Vergleich der Kohlendioxidbilanz schneide E10 nicht vorteilhaft ab, denn bei der Herstellung entstünden Abgase, und der Sprit selbst habe einen geringeren Energiewert als das herkömmliche Benzin, man müsse also öfter tanken. Die Bioethanol-Branche streitet dies jedoch heftig ab und berichtet von einer Kohlendioxid-Verringerung von 50 Prozent - allerdings nur für den Fall, dass das klassische Benzin vollständig ersetzt würde.
Der neue Biotreibstoff verbreitet sich in Frankreich in vergleichsweise kleinen Schritten. Die Spritsorte "SP 95-E10", wie sie in Frankreich genannt wird, machte Ende 2010 rund 13 Prozent aller Benzinverkäufe aus. Im Jahr 2009 waren es noch 6,5 Prozent gewesen, berichtet die Vereinigung der französischen Biospritproduzenten. Dabei muss man aber wissen, dass die allgemeinen Benzinverkäufe in Frankreich nur einen Anteil von 20 Prozent am gesamten Kraftstoffabsatz darstellen. In Frankreich dominiert der Dieseltreibstoff, der steuerlich kräftig gefördert wird. Die E10-Verkäufe bewegen sich insgesamt also noch im einstelligen Bereich. Dies liegt weit hinter den ursprünglich gesetzten Zielen zurück.
Die Regierung macht jetzt kräftig Druck. Wenn Tankstellen nicht mindestens 7 Prozent ihres Kraftstoffes in Form von Biosprit verkaufen, droht eine Sondersteuer. Gerade Tankstellen an Supermärkten zögern mit der Einführung, denn häufig verfügen sie nur über drei Zapfsäulen: eine für Diesel, eine für Bleifrei-Benzin mit dem Oktangrad 95 und eine für den Oktangrad 98, was dem deutschen Super-Benzin entspricht. Wenn sie eine Zapfsäule durch Biosprit ersetzen, befürchten sie Kunden zu verlieren. 2400 Tankstellen führen heute E10, das ist etwa jede fünfte. Schon die Bleifrei-Sorten SP 95 und SP 98 enthalten 5 Prozent Bioethanol. Beim E10 steigt der Anteil auf bis zu 10 Prozent.

Text: F.A.Z., 08.03.2011, Nr. 56 / Seite 11
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